Schlagwort: Nikolaus Harnoncourt

  • 136-Thomas Sautner, Filmmusik, Grace and Frankie und Arran Machrie Moor

    Neuigkeiten

    Nikolaus Harnoncourt beendet Karriere
    Harald Schmidt zukünftig beim Tatort
    Frank Sinatra wäre am 12. Dezember 100 Jahre alt geworden.
    Dritte Folge des neuen Literarischen Quartetts

    Gelesen   
    Thomas SautnerFremdes Land

    Es geht um Jack Blind. Jack glaubt, dass er die Welt verändern kann. Als Teil der neuen Regierung glaubt er, Dinge verändern zu können. Tatsächlich ist er aber letztlich nur eine Marionette in einem System, in dem der Mensch nur noch als Konsument zählt. Freiheit und Selbstbestimmung sind nur noch auf dem Papier der Parteiprogramme vorhanden. Seine Schwester versucht ihm die Augen zu öffnen. Zunächst aber hält er am herrschenden System fest – bis er gezwungen ist seine Sichtweise zu hinterfragen.

    Gehört

    Filmmusik Special

    Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence (Apple Music) (Google Music)

    Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence: Ein Film aus dem Jahre 1983. Ein Film mit David Bowie. Ein Film, der Kultstatus hat. Aber nicht nur der Film an sich besitzt diesen Kultstatus, sondern auch der Soundtrack. Geschrieben von Ryūichi Sakamoto. Das ist der Mann, der auch den Soundtrack zu ‚Der letzte Kaiser‘ schrieb und dafür einen Oscar bekam. Auf dem Soundtrack zu ‚Merry Christmas, Mr. Lawrence‘ findet sich sogar ein kleiner Hit wieder, nämlich ‚Forbidden Colours‘. Gesungen wird er von David Sylvian, dem ehemaligen Sänger von Japan. Wohl kaum ein Song ist so mit einem Film verbunden wie dieser. Wenn Menschen dieses Lied hören, müssen sie meist an diesen Film denken. Und wie immer bei solchen Dingen, kommt auch hier eine kräftige Prise Damals™ dazu.

    Clint Mansell – The Fountain (Apple Music) (Google Music)

    Wenn Musiker und Komponist Clint Mansell einen Soundtrack schreibt, dann richtig: Sein pompöses “Lux Aeterna” zum Beispiel, damals für Requiem For A Dream, wird bis heute in jedem zweiten Trailer und YouTube-Video zur dramatischen Untermalung benutzt. Wer sich irgendwo im Sci-Fi-Umfeld herumtreibt, hat ihn schon gehört.
    Für den Soundtrack von The Fountain tat er sich erneut mit dem Kronos Quartet zusammen, holte Mogwai an Bord und strich dafür einige Preise und noch mehr Nominierungen ein. Dem wunderschönen Arthaus-Film The Fountain, mit seiner genre-typischen Schwurbeligkeit und seiner eher genre-untypischen Bildgewalt, wird Mansell mit seinem modernen, elektronisch-klassischen Soundtrack trotz verhältnismäßig einfacher komponistischer Mittel mehr als gerecht. Die leisen Töne beeindrucken ebenso wie die gold-schillernden und die dramatisch-pompösen. Er spielt gern mit einer wilden Mischung aus klassischen Streichern und modernen Instrumenten, die durch ein geschicktes Arrangement der einzelnen Themen und Stile der drei Zeitalter umspannenden, verzweigten Story des Films zu seiner intensiven Wirkung verhelfen.

    Gesehen

    Grace and Frankie (IMDb)

    Bei Grace and Frankie handelt sich um eine Comedyserie, die von zwei Frauen erzählt – gespielt von Jane Fonda und Lily Tomlin –  die von ihren Ehemännern Robert und Sol – gespielt von Sam Waterston und Martin Sheen – verlassen werden. Robert und Sol eröffnen Grace und Frankie, dass sie sich ineinander verliebt haben. Und das schon vor geraumer Zeit. Die beiden wollen heiraten und sich von den Frauen scheiden lassen. Das alles kommt für die beiden Frauen höchst überraschend.

    Verkostet

    Arran Machrie Moor

    Wir sind mal wieder bei Arran, diesmal beim Machrie Moor. Das ist der rauchige unter den Whiskies, die Arran so produziert.

    Empfehlungen

    ColdplayA Head Full of Dreams (Apple Music)

  • 109-Mozart, Brahms und Fauré

    Neuigkeiten
    Pierre Boulez ist 90!
    Frühlingspause der Feuilletöne im April
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    Neue Folge des Klangspektrums

    Gehört – Requiem Special
    Ein Requiem ist (war) erst einmal nichts anderes als eine Messe für Verstorbene. Sie wurde mit gregorianischen Gesängen unterlegt. Im Laufe der musikalischen Entwicklung des Requiems löste es sich immer mehr vom kirchlichen Kontext und wandelte sich zu einer eigenen musikalischen Form, die z. T. auch komplett ohne klerikalen Kontext auskommt. Da es hier Chor, Solostimmen und Orchester gibt, können Komponisten hier so richtig zeigen, was sie können. Wir wollen die Entwicklung von der musikalischen Untermalung einer Totenmesse bis zur endgültigen Befreiung vom kirchlichen Kontext aufzeigen. Drei Teile, welche in loser Reihenfolge aufeinander folgen werden, sollen diese Entwicklung aufzeigen. Dieser Teil behandelt die Zeit, in der sich Komponisten langsam über die Vorgaben der Kirche hinweg setzen.

    Wolfgang Amadeus Mozart Requiem d-Moll KV 626
    – Harnoncourt/Concentus Musicus Wien (Homepage)/Schönberg Chor (Homepage) (Spotify)

    Das Requiem stammt aus dem Jahr 1791 und war Mozarts letzte Komposition. Obwohl es wohl nur zu ca. zwei Dritteln von Mozart stammt, ist es eines der beliebtesten Requien und eines der Werke von Mozart, welche am meisten geschätzt werden. Mozart starb während der Komposition und konnte es somit naturgemäß nicht zu Ende bringen. Da das Ehepaar Mozart bereits seit Jahren in finanzieller Not war, beschloss die Witwe Constanze Mozart Joseph von Eybler und Franz Xaver Süßmayr, beides Schüler von Mozart, zu engagieren, damit diese die Arbeiten an dem Werk abschließen mögen. Constanzes Behauptung zum Zeitpunkt von Mozarts Tod, die Arbeit sei kurz vor dem Abschluss entstanden, war mehr als optimistisch, führte aber lange zu der Annahme, Mozart hätte das Werk in seinen letzten Zügen mehr oder weniger zu Ende Komponiert. Welchen Umfang die nachträglichen Ergänzungen tatsächlich ausmachen, und was welcher Schüler wann geschrieben hat, das weiß man bis heute nicht so recht. Da Mozart während dieser Komposition starb, hatte das natürlich eine üppige Mythenbildung zu Folge. Hier ist, obwohl es sich um ein Auftragswerk handelt, die christliche Welt noch in Ordnung. Auch wenn Mozart durchaus in der Lage war sich mit Kirchenfürsten anzulegen wenn es um seine Kunst ging – der Kirche abgeneigt oder gar ungläubig war er nicht. Sein Requiem ist wohl das bekannteste und im Felde dieser drei Requien, was das Musikalische, Religiöse und Liturgische angeht, auch das konventionellste. Musikalisch ist es der Wiener Klassik zuzuordnen.

    Johannes BrahmsEin deutsches Requiem op. 45
    – Sir Roger Norrington/London Classical Players/Schütz Choir of London (Spotify)

    Ein Deutsches Requiem ist der Titel dieses Werkes von Johannes Brahms, dabei ist es gar kein Requiem. Erstens war Brahms zumindest auf dem Papier evangelisch, zweitens hält sich das Werk nicht mal ansatzweise an die Liturgie eines Requiems, geschweige denn an sonst irgendwas und drittens war er, wie er selbst sagte, bibelfester Atheist. Wie bei Fauré steht auch hier der Trost der Hinterbliebenen im Mittelpunkt. Um das zu untermauern hat  Brahms dafür Texte des Alten und Neuen Testaments der Lutherbibel und Texte, die nicht aus dem biblischen Kontext stammen, ausgewählt. Er verzichtet wie Fauré auf Gottes Zorn und das jüngste Gericht. Es sollte keine Trauermusik für die Toten, sondern Musik zum Trost für die Lebenden sein. Wenn es aber kein Requiem ist, was ist es dann? Musikalisch könnte man es als Oratorium bezeichnen, da fehlt dann aber die durchgehende Handlung, sprich die dramatische Komponente. Der Text spricht eher für eine der frühen evangelischen Motetten, da passt dann aber die Musik wieder nicht hinein. Aber was ist es dann? Antwort: Nichts. Es ist nichts. Dieses Werk entzieht sich einer Einordnung in irgendeine musikalische Gattung. Wenn man die Biographie des Herrn Brahms ein wenig kennt, und somit seinen Charakter ein wenig einzuordnen vermag, kann man sich die Freude bei Brahms hierüber vorstellen. Die ersten drei Sätze wollte man in Wien nicht spielen und so wurde das Werk an einem Karfreitag, dem 18. April 1868 im Bremer Dom St. Petri unter Leitung von Brahms aufgeführt. Hier fehlte der später hinzugefügte fünfte Satz. Mit fünftem Satz wurde das Werk am 18. Februar 1869 das erste Mal im Leipziger Gewandhaus aufgeführt. Musikalisch ist dieses Werk in der Romantik verwurzelt.

    Gabriel FauréRequiem op. 48
    – Philippe Herreweghe/Ensemble Musique Oblique (Homepage)/La Chapelle Royale (Spotify)

    Fauré respektierte und bewunderte zwar gläubige Menschen, wie er überhaupt eine sehr differenzierte Betrachtungsweise an den Tag legte, was die Dinge die ihn umgaben anging, doch er selbst war Agnostiker. Trotz alledem wurde er 1877 Chordirektor der Kirche La Madeleine in Paris. Als solcher lernte er naturgemäß das ziemlich umfangreiche Repertoire geistlicher Chormusik kennen und befand, dass ihm das alles nicht gar zu sehr zusagte. „Ich begleitete Trauergottesdienste auf der Orgel nun schon so lange! Das reichte mir allmählich! Ich wollte etwas anderes machen!“ Und so komponierte er sein Requiem 1887, welches dann am 16. Januar 1888 in La Madeleine zu einem Begräbnis das erste Mal aufgeführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur fünf Sätze („Introitus et Kyrie“, „Sanctus“, „Pie Jesu“, „Agnus Dei“ und „In Paradisum“) und Faurés Textauswahl legte besonderen Wert auf Ruhe und Frieden und enthielt keinen einzigen Verweis auf das Jüngste Gericht. Im Anschluss fügte Fauré noch das Offertoire und das Libera me, was schon sehr viel früher geschrieben wurde als das eigentliche Requiem, hinzu.  Diese Version wurde am 21. Januar 1893 zum ersten Mal aufgeführt, ebenfalls in La Madeleine, mit Fauré als Dirigent. Zwischen 1899 und 1900 wurde es dann von einem seiner Schüler für großes Orchester orchestriert. Diese Version wurde am 12. Juli des Jahres 1900 im Zuge der Pariser Weltaustellung aufgeführt. 1924 wurde diese Version dann auch zum Tode des Komponisten aufgeführt. Die Version, um die es hier gehen soll, ist die Version von 1893. In diesem Requiem geht es weniger um die Angst vor dem himmlischen Strafgericht, vielmehr ist es vom Trostgedanken durchdrungen. Die Musik hat fast meditativen Charakter, und ist irgendwo zwischen Romantik, Klassik, Renaissance und Moderne einzuordnen. “Es ist so sanftmütig wie ich selbst”, sagte er einst über dieses Werk.

    Das erwartet euch nach der Pause u. a.:

    – Das neue Tocotronic Album
    – Ian McEwan und Kindeswohl
    – Das neue Death Cab for Cutie Album
    – Milan Kundera und Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
    – Ólafur Arnalds und Alice Sara Ott mit dem Chopin Project
    – Franz Kafka und Blumfeld, ein älterer Junggeselle
    – Das neue Album von Chilly Gonzales

    Empfehlungen

    – Del Bel – Del Bel (Homepage) (Spotify)
    – Of Montreal Aureate Gloom (Homepage) (Spotify)
    – Augostino SteffaniNiobe, Regina Di Tebe – (Spotify)
    Hiob Gesicht Gottes von Michael Farin nach einem Text von Thomas Harlan. Gesprochen wird das Ganze von Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten, am 3. April 0.05 Uhr im DRadioKultur
    Die Befristeten von Elias Cannetti 5. April 18.30 Uhr im DRadioKultur
    – Feature: Lady Day. Zum 100. Geburtstag von Billy Holiday. Das Leben der Billy Holiday. Am 7. April um 19.15 Uhr im DLF
    Party im Blitz/Die englischen Jahre von Elias Cannetti 6. April 18.30 Uhr DKultur
    Die Kontrakte des Kaufmanns. Hörspiel von Elfriede Jelinek. Am 13. April 0.05 Uhr im DKultur. Zweite Teil am 20. April um 0.05 Uhr. Dritter Teil am 27. April um 0.05 Uhr. Vierter Teil am 4. Mai um 0.05 Uhr. Fünfter Teil am 11. Mai 0.05 Uhr. Sechster Teil am 18. Mai um 0.05 Uhr
    Feature: Bigger than Hip-Hop. Vom Ghetto zum Milliardengeschäft.  26. April um 20.05 Uhr im DLF