Episoden

  • 120-Der Bachmann-Preis 2015

    Neuigkleiten
    Rainald Götz erhält den Georg-Büchner-Preis
    Neuer Roman ‘Junge Hunde’ von Cornelia Travnicek im Oktober

    Die Jury
    Hubert Winkels
    Klaus Kastberger
    Sandra Kegel
    Stefan Gmünder
    Meike Feßman
    Juri Steiner
    Hildegard Elisabeth Keller

    Die Texte

    Katerina Poladjan Es ist weit bis Marseille (Romanauszug)

    Dieser Text handelt von einem vermeintlichen One-Night-Stand. Es gibt mehrere Perspektiven und Figuren.

    Nora Gomringer Recherche

    Es geht um eine Recherche der Autorin Nora Bossong. Sie befragt die Menschen eines Hauses ob des Todes eines Jungen. Die Autorin wird wiederum beobachtet von den Menschen, die sie befragt. Obendrein gibt es eine Erzählerinstanz. Alle Beobachter werden wiederum von all den anderen beobachtet.

    Saskia Hennig von LangeHierbleiben

    Es geht um einen sich mit sich selbst beschäftigenden Mensch. Der Mensch flieht vor der Nachricht, dass ein gemeinsames Kind geboren werden soll. Diese Gedanken werden umrahmt von einer Autofahrt, die in einem Unfall mündet.

    Sven Recker Brot, Brot, Brot

    Drei Menschen, die versuchen mit Ihrem Leben zurecht zu kommen und jeweils scheitern. Der Text spielt zu einem Großteil in einer Psychatrie, die als Böse beschrieben wird. Die Wörtliche Rede spielt hier eine übergeordnete Rolle.

    Valerie FritschDas Bein

    Der Text nimmt die Jahreszeiten als Vehikel, um diese Geschichte zu erzählen. Der Sohn verbringt den Sommer und den Herbst bei seinem Vater. Im Winter stirbt der Vater. Ein Text des Memento mori.

    Peter Truschner RTL-Reptil

    Der Text schlüpft in die Haut eines Mannes an der Schwelle zur Selbstauflösung.

    (Michaela) Falkner Krieger sein, Bruder sein – Manifest 47

    Ein Text wider die Ordnung, die mit Exekution gleichgesetzt wird. Dieser Text bedient sich der Kunstform der Parabel.

    Tim Krohn Zum Paradies

    Der Text erzählt die Schöpfungsgeschichte der Bibel noch einmal neu. Es werden zeitgemäße Themen im Rahmen dieser neu erzählten Geschichte verhandelt.

    Monique Schwitter Esche

    Es geht darum, dass Vergangenheit abrufbar bleibt, dass der Mensch sich erinnert. Die Person, die sich hier erinnert, heißt Nathanael, die gleichzeitig der Sandmann ist.

    Ronja von Rönne Welt am Sonntag

    Ein junger Mensch wacht auf, und fühlt sich nicht gut. Der Mensch befindet sich in Karlsruhe, in einem Hotel. Im Laufe des Tages regt sich dieser Mensch über Kleinigkeiten auf. Nur um am Ende des Tages zu festzustellen, dass eigentlich doch alles ganz gut ist.

    Jürg Halter Erwachen im 21. Jahrhundert

    Ein Mitteleuropäer ist nach einem Albtraum zurück im 21. Jahrhundert. In diesem Text verarbeitet nun dieser Mensch diesen Albtraum, mithilfe der Angst.

    Anna Baar – Farbe des Granatapfels/Romanauszug

    Ein Text über die Beziehung, eines sich in der Adoleszenz befindlichen Mädchens, zu Ihrer Großmutter.

    Teresa Präauer Oh, Schimmi

    Ein Text, der eine Metapher, nämlich die Metapher ‚Ich mach mich zum Affen‘, wörtlich nimmt.

    Dana Grigorcea Das Primäre Gefühl der Schuldlosigkeit/Romanauszug

    Der Text erzählt von dem Leben in Rumänien, vor, während, und am Ende auch kurz nach der sogenannten Wende.

    Die Gewinner des Bachmann-Preis
    Ingeborg-Bachmann-Preis (25.000 €): Nora Gomringer – Recherche
    Kelag-Preis (10.000 €): Valerie Fritsch – Das Bein
    3sat-Preis (7.500 Euro): Dana Grigorcea – Das Primäre Gefühl der Schuldlosigkeit
    BKS Bank-Publikumspreis (7.000 €): Valerie Fritsch – Das Bein
    Stadtschreiber-Stipendium der Stadt Klagenfurt (5.000 Euro; gekoppelt an den Publikumspreis): Valerie Fritsch – Das Bein

    Empfehlungen
    Die Sendung tsundoku
    Das Blog Literaturen
    Die Vorlese-Sendung Polydora

  • 119-Wilhelm Raabe, Sun Kil Moon und Rita

    Neuigkeiten
    Herr Martinsen wurde großartigst beschenkt. HörerInnen sind toll. Dank an @nitschebua
    Der Yes-Bassist Chris Squire ist tot
    Wiener Staatsoper erzielt Einnahmerekord
    Bachmann-Preis des Jahres 2015. Die Feuilletöne werden in der nächsten Sendung ausführlich berichten.

    Gelesen
    Wilhelm RaabeZum wilden Mann

    An einem regnerischen Oktoberabend finden der Erzähler und der Leser Unterschlupf in der Apotheke „Zum wilden Mann“. Philipp Kristeller, der Besitzer der Apotheke, wird von seinen Freunden, dem Pastor Schönlank und dem Förster Ulebeule, aufgesucht. Bei einer Punschbowle erzählt der Hausherr den Freunden, wie er vor dreißig Jahren in den Besitz der Apotheke kam.

    Ein dritter Freund des Apothekers, der Arzt (Landphysikus) Dr. Eberhard Hanff, stößt spät des Abends hinzu. Er stellt den Anwesenden einen Diener des Kaisers von Brasilien vor. Der Fremde heißt Colonel Dom Agostin Agonista. Dieser besucht nach dreißig Jahren forwährendem Militärdienst in verschiedenen Ländern Südamerikas zum ersten Mal wieder seine deutsche Heimat. Philipp Kristeller ist hoch erfreut. Agostin erzählt den gespannt zuhörenden Anwesenden seine Lebensgeschichte. In der darauffolgenden Zeit sucht er die Honoratioren des Städtchens reihum auf. Auch beim sonntäglichen Kirchgang macht er in seiner ordensgeschmückten Paradeuniform eine gute Figur. Das Verhältnis der beiden Freunde erscheint den Kleinstädtern mehr als herzlich. Allein die Schwester des Apothekers, begreift was wirklich geschieht. Allein Sie kann die Frage beantworten, warum Agostin wirklich in den Ort zurückgekehrt ist. „Er braucht sein Geld, und er ist gekommen, es zu holen!“, lautet Ihre Antwort. Einen Tag vor dem Heiligen Abend reist Agostin ab. Die Apotheke und ebenso aller verwertbarer Besitz des Apothekers werden versteigert. Die drei Freunde des Apothekers bieten während der Auktion in der Apotheke kopfschüttelnd mit. Dr. Eberhard Hanff ersteigert die Punschschale.

    Gehört
    Sun Kil MoonUniversal Themes (Homepage) (Spotify)

    Da hat er wieder einiges zu erzählen, der Herr Kozelek. Diesmal allerdings, überrascht er uns an einigen Stellen mit elektrisch verstärkten Instrumenten, ja sogar ein Schlagzeug hat sich auf dieses Album verirrt. Keine Sorge, es bleibt eine kurze Exkursion. Aber Kozelek hat den Stil von diesem wunderbaren Album des letzten Jahres noch einmal verfeinert. Musikalisch ist es komplexer geworden. Hier werden die Töne der Gitarren aneinander gereiht, dass sie zum Teil ein wenig an die progressiven Gitarrenparts der 70er Jahre erinnern. Interessant. Lyrisch ist das alles wieder schick, keine Frage. Diesmal handelt es sich wohl nicht um Geschichten aus seinem eigenen Leben, wie noch beim letzten Album, sondern um erfundene Geschichten, aber das schon bekannte Muster findet man recht schnell wieder. Menschen widerfahren Dinge, und die gilt es musikalisch zu untermahlen. Das macht Kozelek auch hier wieder hervorragend. Auch hier gelingt es ihm, mit seinen Geschichten toll zu unterhalten. Musikalisch ist das ganze erwachsen geworden, könnte man sagen. Könnte sein, dass das nicht allen gefällt. Kozelek bleibt sich treu ohne stehen zu bleiben. Das schaffen auch nicht gar zu viele.

    Gesehen
    Rita Staffel 1 (IMDb)

    Rita ist eine dänische Fernsehserie, die es seit 2012 gibt. Es gibt 3 Staffeln zu je 8 Episoden. Seit 2015 ist die erste Staffel auch bei Netflix. Es geht um eine 42-jährigen Mutter und Lehrerin Rita Madsen. Dickköpfig, mit Autoritätsproblemen behaftet und auch sonst kein Mensch von Traurigkeit. Weder in ihrem Beruf, noch im sonstigen Leben. Rita ist geschieden und hat 3 Kinder: Ricco, Molly und Jeppe. Und dann ist da noch die Mutter von Rita, also die Großmutter der Kinder. Rasmus, der Direktor der Schule. Helle, die Vertrauenslehrerin. Hjørfis, die junge neue Lehrerin der Schule. Tom, der Vater Bittens. Und der Vater von Rosa. All diese Personen stehen im direkten oder indirekten Verhältnis zu Rita, und bringen das Leben eben jener ganz schön durcheinander. Und wenn sie es nicht machen, dann sorgt sie selber dafür, dass alles noch komplizierter wird, als es eh schon ist. Eine herrliche Komödie mit tollen Momenten. Es gibt lustige, tragische, traurige und komische. Es gibt hier keine Actionszenen, Explosionen oder schnell fahrende Autos. Dafür gibt es Menschen. Es geht um den ganz normalen, und nicht ganz so normalen Alltag dieser Menschen. Dänemark hat definitiv mehr zu bieten, als Halbfettmargarine und Lego. Filme und Serien kann es auch. Und wie! Sehenswert!

    Empfehlungen
    – 12.07.2015 um 17.05 Uhr Nordwestradio – Radio Tatort – Seltene Erden (Wiederholung am 13.07.2015 um 21.05 Uhr) Natürlich auch zum Download
    Ab dem 18.07.2015 beginnt wieder das ARD-Radiofestival. Es geht bis zum 12.09.2015. In dieser Zeit findet es täglich auf den Sendern: Bayern 2, hr 2 Kultur, Kulturradio vom RBB, MDR Figaro, NDR Kultur, dem Nordwestradio, SR 2, SWR 2 und WDR 3 statt. Götz Alsmann wird durch das Programm führen.
    AlgiersAlgiers (Homepage) (Spotify)
    The VaccinesEnglish Grafitti (Homepage) (Spotify)

  • 118-Arthur Schnitzler, Björk und Sense8

    Neuigkeiten
    Kirill Petrenko wird im Jahre 2018 neuer Chefdirigent der Berliner Philharmoniker
    James Horner ist bei einem Flugzeugabsturz um’s Leben gekommen (Letzte Sendung)
    Patrick Macnee ist gestorben

    Gelesen
    Arthur SchnitzlerLeutnant Gustl (Projekt Gutenberg) (Bücherstadt Kurier)

    Leutnant Gustl gerät im Anschluss an ein Konzert, in einen Streit mit einem ihm bekannten Bäcker. Gustl ist schon dabei seinen Säbel zu ziehen, wird aber durch den körperlich überlegenen Bäckermeister daran gehindert, und daran anschließend, als „dummer Bub“ beschimpft. Die Schmach, von einem Bäcker beleidigt worden zu sein, der gesellschaftlich tiefer steht als ein Leutnant, kann Leutnant Gustl nicht verwinden. Da er dem militärischen Ehrenkodex verhaftet ist, beschließt er, am nächsten Morgen um sieben Uhr in der Früh‘ den Freitod zu wählen, und zwar unabhängig davon, ob der Bäcker den Vorfall publik macht oder nicht.

    Auf dem Weg nach Hause durchquert der Leutnant den Wiener Prater. Der sich anbahnende Frühling, mit all seinen Düften, stellt den Selbstmord dann aber doch in Frage. Der Frühling, mit all seinen schönen Dingen, entfacht in ihm eine neue Lebenslust. Dann erinnert er sich an seine Familie, insbesondere an seine Mutter und seine Schwester, sowie an verflossene Geliebte. Auch das trägt zu seiner Unentschlossenheit bei, sich umzubringen, oder nicht. Vergeblich versucht er sich einzureden, er sei als österreichischer Offizier zum Suizid verpflichtet.

    Schließlich schläft er auf einer Parkbank ein und erwacht erst am nächsten Morgen. Bevor er nach Hause geht, wo er beabsichtigt sich das Leben zu nehmen, besucht er sein Stammkaffeehaus. Der dort arbeitende Kellner erzählt ihm, dass der Bäckermeister unerwartet an einem Schlaganfall gestorben sei. Leutnant Gustl ist nun erleichtert und rückt vom Gedanken, sich umzubringen ab. Nunmehr ranken sich seine Gedanken, um in naher Zukunft stattfindene Unternehmungen.

    Gehört
    BjörkVulnicura (Homepage) (Spotify)

    Es ist das 10. Studioalbum von Björk. Diese Frau, die es immer wieder schafft, neue Kreativiät aus ihren Erlebnissen zu ziehen. Hier kommt nun einiges Zusammen. Auf der einen Seite wären da die akustischen Instrumente, wie z.B. echte Streicher, auf der anderen Seite die elektronischen Beats. Björk hat schon immer mit beidem gespielt. Mal waren ihre Alben mehr auf der einen, mal mehr auf der anderen Seite zu verorten. Diesmal hat sie sich für den Mittelweg entschieden. Mindestens so wichtig wie die Musik sind aber die Texte. Björk handelt hier ihre gescheiterte Beziehung ab. Und das macht sie ehrlich und nachvollziehbar, man könnte auch sagen authentisch. Ist das nun alles ein typisches Björk Album? Ja, ist es. Björk hat sich musikalisch so oft neuen Dingen zugewandt, dass es das typische Album an sich ja sowieso nicht so richtig gibt. Insofern ist es typisch, weil mal wieder ein bisschen anders. Wir erleben eine Björk, die verletzt ist, die voller Hoffnung ist, dass es doch noch klappt, die resigniert, weil es doch nicht klappte und eine Björk, die darüber hinweg kommt.

    Gesehen
    Sense8 (IMDb)

    In der nagelneuen Netflix-SciFi-Serie Sense8 geht es um acht Menschen, die quer über den Erdball verteilt eines Tages feststellen, dass sie eine telepathische Verbindung miteinander haben. Zunächst nehmen sie nur einzelne Sinneseindrücke der anderen wahr, doch mit der Zeit lernen sie sich näher kennen, helfen sich gegenseitig und lernen sogar, die Fähigkeiten der anderen direkt für sich zu nutzen.

    Diese neuartige Serie der Wachowski-Geschwister nimmt sich überraschend viel Zeit für tiefe Charakterisierung und Charakterentwicklung, für Selbstfindung und reflektierende Gespräche. Sie nimmt sich Zeit für den Einfluss von Politik, Gesellschaft, Sexualität, Religion und Beziehungen auf die eigene Identität und sie zeigt uns, wie wichtig und gewinnbringend Empathie sein kann. Sie vergisst dabei aber auch nicht die anderen Arten der Unterhaltung, z. B. Actionszenen wie Kämpfe und Explosionen und jede Menge Situationskomik. Durch die 8 ProtagonistInnen und zahlreiche ebenfalls recht komplexe Nebenfiguren finden im Publikum zudem vermutlich jeder einen Anknüpfungspunkt zum eigenen Leben. Eine Warnung sei neben der eindeutigen Seh-Empfehlung aber auch ausgesprochen: Die Serie braucht erst ein paar Folgen, um ihre Story zu entfalten und vor allem braucht der oder die Zuschauende ein paar Folgen, um die vielen Personen und Ereignisse überhaupt erst in einen Sinnzusammenhang bringen zu können. Aber es lohnt sich, sich darauf einzulassen!

    Empfehlungen
    Haus der Kunst in München – „Geniale Dilletanten“. Subkultur der 1980er-Jahre in Deutschland
    Google lädt die Menschen ein, sich in den Abbey Road Studios umzusehen.   
    Opera Depot
    Florence and the MachineHow Big, How Blue, How Beautiful  (Homepage) (Spotify)
    Patrick WatsonSong for Robots (Homepage) (Spotify)

  • 117-Max Frisch, James Horner und Mr. Selfridge

    Neuigkeiten
    Nachtrag aus der letzen Sendung. Carl Nielsen/Symphonien :  Janacek Philharmonic Orchestra/Theodore Kuchar | Göteburger Symphoniker/Neeme Järvi
    Harry Rowohlt ist tot
    Stefan Raab beendet TV Karriere zum Ende des Jahres

    Gelesen
    Max FrischHomo Faber – Dazu: ‚Er nannte sie Kunstfee – sie nannte ihn Homo Faber‘ von Bücherstadt Kurier

    Es geht um den Ingenieur Walter Faber. Bei einem Flug von New York nach Mexiko muss das Flugzeug in dem er sitzt notlanden. Mit ihm im Flugzeug ist auch Herbert Hencke, der ihm erzählt, er sei auf dem Weg zu einem alten Freund namens Joachim, Faber beschließt, ihn zu begleiten.Nach einer Irrfahrt durch den Dschungel finden sie Joachim, der sich allerdings erhängt hat. Hencke beschließt, dessen Plantage zu übernehmen. Faber reist zurück nach New York und trifft dort Ivy, seine Geliebte. Ivy äußert den Wunsch zu heiraten, was Faber dazu bewegt in ein Schiff mit Ziel Europa zu steigen, um ihr zu entfliehen. Während dieser Schifffahrt lernt Faber die Junge Sabeth kennen und beginnt mit ihr ein Liebesverhältnis. In Europa angekommen, trifft er in Paris zufällig erneut auf Sabeth und entschließt sich spontan, sie auf ihrer Reise quer durch Europa zu begleiten. Während dieser Reise schöpft Faber immer mehr den Verdacht, dass es sich um seine Tochter handeln könnte.

    Ein paar Jahre zuvor erfuhr Faber, dass die Kunststudentin Hanna von ihm Schwanger sei. Faber trennte sich von ihr und war der Meinung, das Kind sei abgetrieben worden. Jetzt wird Ihm jedoch klar, dass Hanna das Kind nicht abgetrieben hat und er ein Verhältnis mit seiner eigenen Tochter hat.Die gemeinsame Reise bringt Faber und Sabeth nach Griechenland, dort wird Sabeth von einer Schlange gebissen und stürzt eine Böschung hinab. Faber gelingt es, sie ins Krankenhaus zu bringen, wo sie jedoch letztlich stirbt. Im Krankenhaus trifft er Hanna, beschließt bei ihr zu bleiben und sie zu heiraten. Faber unternimmt eine letzte große Reise, an dessen Ende Athen stehen soll.

    Diese Reise ist überschattet von der Trauer um den Tod seiner Tochter. In Athen angekommen, erweisen sich seine seit längerer Zeit anhaltenden Magenprobleme als Magenkrebs. Er unterzieht sich einer Operation. Das Buch endet an dieser Stelle.

    Gehört
    Marie Samuelsen/Hakon Samuelsen/Royal Liverpool Philharmonic Orchestra (Homepage)/Vasily PetrenkoJames HornerPas de Deux (Spotify)

    Ein klassisches Stück zu komponieren, in Zeiten wie diesen ist nicht ohne. Da muss man schon was können. James Horner ist ohne Zweifel ein Könner seines Faches. Wenn es dann noch tonal ist, dann wird es noch schwieriger, weil es dann allzugern ewig gestrig und ein wenig zu elegisch wird. Das letzte mal, dass er sich außerhalb der Filmmusik mit klassischen Kompositionen beschäftigt hat, liegt eine Weile zurück, da muss man schon in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts zurückgehen. Es handelt sich um ein Orchesterwerk mit Solostimmen für Violine und Cello. Drei Sätze gibt es. Obendrein gibt es auf diesem Album noch Fratres für Violine, Streichorchester und Perkussion von Arvo Pärt. Violoncelles, Vibrezi! von Giovanni Sollima und Divenire von Ludovico Einaudi. Bei den Stücken, die nicht von Horner sind, wird’s dann auch Tonal ein ganz klein wenig mutiger. Man sollte die anderen Stücke dieses Albums nicht unterschätzen. Es sind ware Schätze, bei denen es sich lohnt, sich ein wenig näher mit diesen Stücken zu beschäftigen. Was nun Pas de Deux von James Horner angeht, so ist er normalerweise bekannt für seine Filmmusik, und das hört man diesem Stück auch an. Es könnte an einigen Stellen mit Sicherheit auch als eben solche durchgehen. Wer auf Filmmusik steht, wird hier sicher auf seine Kosten kommen.

    Gesehen
    Mr. Selfridge Staffel 1-2 (IMDb)

    Das Kostümdrama folgt der Biografie des amerikanischen Unternehmers Harry Selfridge, der im London der 1910er Jahre das bis dahin größte Kaufhaus eröffnet und viele Dinge neu und anders macht, als es die Londoner bisher gewohnt waren. Entlang der Irrungen und Wirrungen der persönlichen Beziehungen zwischen Harry, seiner Familie und seinen Angestellten zeichnet sich ein überzeugendes, mitreißendes, komplexes und auch gesellschaftshistorisch interessantes Portrait des charismatischen Visionärs und seiner Zeit.

    Die erste Staffel dreht sich hauptsächlich um den Aufbau des Unternehmens und dient der Einführung der vielen Charaktere. Es beschäftigt sich politisch u.a. mit der aufkommenden Frauenbewegung, persönlich wiederum mit den Themen Ehe und Monogamie. Wer dem Genre und dem Fokus auf zwischenmenschlichen Beziehungen etwas abgewinnen kann, gerne schöne Menschen in gut gecasteten Rollen und umwerfenden Kostümen sieht und nebenbei noch etwas über gute Führung und das frühe zwanzigste Jahrhundert lernen möchte, darf diese Serie nicht verpassen!

    Empfehlungen
    – 27.06. um 22.05 Uhr im DLF – Bielefeld neu erfunden – Gordon Kampes experimentelles Musiktheater „Plätze. Dächer. Leute. Wege.“
    – 28.06. um 17.05 Uhr im Nordwestradio – Die Geschichte meines Lebens
    Die Tagebücher Ferdinand Benekes von 1792 bis 1848 (Wird am Montag, 29.06., um 21.05 Uhr im Nordwestradio wiederholt.)

  • 116-Fjodor Dostojewski, Götz Alsmann und Doctor Who

    Neuigkeiten

    Carl Nielsen wäre am 9. Juni 1865 150 geworden
    Pierre Brice ist gestorben –> Der Nachruf bei Bücherstadt Kurier
    James Last ist gestorben
    Christopher Lee ist tot
    Ornette Coleman ist tot

    Gelesen

    Fjodor Michailowitsch DostojewskiWeiße Nächte –> Das meint Bücherstadt Kurier

    Bei ‚Weiße Nächte‘ handelt es sich um eine Novelle. Sie erschien 1848 unter dem Originaltitel  ‚Weiße Nächte. Ein gefühlvoller Roman (Aus den Memoiren eines Träumers).

    In dieser Novelle gibt es einen Ich-Erzähler, der Namenlos bleibt, und der des Nachts in Sankt Petersburg auf ein 17-jähriges Mädchen trifft, sie heißt Nastenka. Sie weint. Er spricht sie an, und es sollte sich eine Freundschaft und im Lauf der folgenden Nächte eine zarte Liebe entwickeln. Von nun an treffen sich jede Nacht am selben Ort zur gleichen Zeit. Sie sprechen während dieser Treffen über ihr bisheriges Leben. Der junge Mann erzählt von seinem einsamen Leben als Träumer. Nastenka erzählt von einer unerfüllten Liebe zu einem ehemaligen Untermieter ihrer Großmutter, mit dem sie durchbrennen wollte. Dieser wollte allerdings erst einmal Geld verdienen, um ihr ein angenehmes Leben bieten zu können. Noch immer wartet sie sehnsüchtig auf die Rückkehr dieses Mannes. In der Zwischenzeit lernen sich Nastenka und der junge Mann immer besser kennen und schließlich lieben. Doch während die Liebe des Erzählers immer stärker wird, ist Nastenka sich ihrer nicht sicher und muss sich deshalb entscheiden zwischen ihm und ihrer großen Liebe, auf die sie ja immer noch wartet.

    Der Roman endet mit der Rückkehr von Nastenkas Verehrer, für den sie sich auch entscheidet. Der Erzähler verspricht ihr, die Freundschaft nicht zu beenden, sondern sie aufrecht halten zu wollen.

    Gehört

    Götz Alsmann – Am Broadway (Homepage) (Spotify)

    Wir hatten dieses Album bereits als Empfehlung, und das war, wie sich herausstellen sollte, insofern ein Fehler, als dass es diesem Album nicht gerecht wird. Es musste nochmal bei ‚Gehört‘ besprochen werden. Warum? Dieses Album hat viele Besonderheiten. Arrangements, Instrumentation, Produktion und Performance stammen samt und sonders von Götz Alsmann und seiner Band. Es wurde im ältesten, noch produzierenden Studio in New York aufgenommen, dem Sear Sound Studio. Die Originale dieser Interpretationen stammen von berühmten Komponisten wie George Gershwin oder Cole Porter. Götz Alsmann hat diese nicht nur neu arrangiert, er singt dies Songs alle in deutscher Sprache. Ursprünglich englischsprachige Titel in deutscher Sprache zu interpretieren kann fürchterlich sein, davor braucht man hier aber wahrlich keine Angst zu haben. Die Musiker sind brillant. Die Produktion ist über alle Zweifel erhaben. Selten hat man ein so perfekt produziertes Album genießen dürfen. Hier stimmt wahrlich alles. Man hört, bei allem was die Musiker machen, dass es unfassbar viel Mühe gekostet haben muss, um das hinzubekommen was wir hören dürfen. Jedes noch so kleine zauberhafte Detail, wurde liebevoll in Szene gesetzt. Diese Musik stammt aus einer anderen Zeit, man wähnt sich in alten großen amerikanischen Autos, sieht die Menschen in der typischen Mode der 50er Jahre umher wandeln und wandelt auf dem Broadway vergangener Zeiten. Das ganze wurde von Herrn Alsmann und seiner Band wunderbar in die Gegenwart gehievt. Ohrwurm reiht sich an Ohrwurm. Selten gab es ein Album, dem man die Liebe mit der es gemacht wurde, so sehr anhört wie diesem hier. Und dann ist es auch noch zugänglich, einfach hörbar und nicht anstrengend. Anspruchsvoll ist es musikalisch trotzdem, aber nie fordert es den hörenden Menschen zuviel ab. Diese Kunst kommt zu den Menschen, hier muss sich keiner zur Kunst begeben. Das ist wirklich mal Jazz für alle!

    Gesehen

    Doctor Who Staffel 8 (IMDb)

    Endlich ist Doctor Who wieder da! Nach einer sehr, sehr schwachen siebten Staffel und einem dem Schauspieler leider recht unwürdigen Abgang des elften Doctors hat sich die Serie rehabilitiert. Der neue Doctor, gespielt von einem grandiosen Peter Capaldi, ist düsterer, philosophischer, er stellt die richtigen Fragen, er ist endlich wieder fehlbar. Ebenso darf sich endlich sein Companion, Clara, zu einer eigenständigen Person entwickeln und – man höre und staune – ihm sogar widersprechen und mit ihm spielen. Die ersten Folgen der Staffel stolpern noch ein wenig aus dem vergangenen Trauma hinaus, spätestens beim fulminanten zweiteiligen Finale weiß man aber, dass hier ein neue Ära beginnt. Wir freuen uns darauf, wie es im Herbst weitergeht.

    Empfehlungen

    Montag – Sonnabend 19.05 Uhr und Sonntag um 22.05 Uhr Zündfunk auf Bayern 2
    Kreisky – Kreisky vor Publikum (Homepage) (Spotify)

  • 115-Stefan Zweig, Rolf Kühn und Mad Max

    Neuigkeiten

    Am 02. Juni wäre Marcel Reich-Ranicki 95 Jahre alt geworden.
    Dazu: Neue Ausgabe von ‘Das Literarische Quartett’
    Edith Hancke ist gestorben
    Neuste Ausgabe vom Bücherstadt Kurier Magazin ist da!

    Gelesen
    Stefan ZweigSchachnovelle (Spotify) (Bücherstadt Kurier)

    Mal wieder eine Geschichte in der Geschichte. Es gibt einen Ich-Erzähler. Auf einem Passagierdampfer, der von New York nach Buenos Aires unterwegs ist, fordert der Millionär McConnor gegen ein Honorar von 250 $ den Schachweltmeister Mirko Czentovic zu einer Partie heraus. Da es nur ein Schachbrett auf dem Schiff gibt, spielen alle Anwesenden auf einmal gegen den Schachweltmeister. Der mitreisende Dr. B., ein österreichischer Emigrant, greift in der zweiten Partie beratend ein und erreicht so ein Remis für die Herausforderer. Eine gesamte Partie allein mag er aber nicht spielen.

    Hier beginnt die Geschichte in der Geschichte. Dr. B wurde von der Gestapo verhaftet, die ihn in ein Hotelzimmer gesperrt und von der Außenwelt hermetisch abgeschlossen hat. Es gelingt ihm ein Buch zu ergattern, welches sich als Schachbuch herausstellt, was 150 bekannte Partien beeinhaltet. Dr. B übte sich nun also in Blindschach, um sich so seine intellektuelle Widerstandskraft zu erhalten. Letztlich war er in der Lage, gegen sich selbst zu spielen. Durch diese einseitige geistige Anstrengung ergriff ihn ein Nervenfieber, weswegen man ihn entließ.

    Nun spielt die Handlung wieder auf dem Anfangs erwähnten Schiff. Dr. B. spielt zum ersten Mal seit seiner Gefangenschaft wieder gegen einen tatsächlichen Gegner. Es geht ihm bei dieser Partie einfach nur darum, festzustellen, ob sein Tun damals während seiner Haft noch Spiel oder bereits Wahnsinn gewesen ist. Er schlägt den Weltmeister in der ersten Partie souverän, läßt sich aber, eigentlich gegen seinen Willen, auf eine Revanche ein. Während dieser zweiten Partie ergreift ihn wieder das Nervenfieber. Nun greift der Ich-Erzähler in das Geschehen ein, und erinnert Dr. B eindringlich an seine Krankheit, und daran, dass er eigentlich nur eine Partie spielen wollte. Dr. B bricht nun die Partie ab, entschuldigt sich bei allen und wird nie wieder ein Schachbrett berühren. Ein fesselndes Buch. Stefan Zweig beweist mal wieder, über wie viel Empathie er verfügte. Wahnsinnig einfühlsam. Großartig geschrieben. Die Schachnovelle ist zurecht eines der bekanntesten Bücher, die es gibt.

    Gehört

    Rolf Kühn Unit – Stereo (Homepage) (Spotify)

    86 Jahre jung ist Rolf Kühn, und weil das so ist, hat er weitere junge Musiker um sich gescharrt. Namentlich sind das der 31-jährige Christian Lillinger (Schlagzeug), der 34-jährige Ronny Graupe (Gitarre) und der 53-jährige Johannes Fink (Bass). Also Menschen, die zum Teil durchaus als seine Enkelkinder durchgehen könnten. Die Jazzwelt ist jedesmal sehr gespannt, wenn einer der Größten unter ihnen ein neues Album herausbringt. Und was hier an Klang, an Kreativität und Arrangements zu hören ist, ist schon phänomenal. Mal abgesehen davon, dass alle Vier selbstverständlich ihr Handwerk perfekt beherrschen, ist dieses Album eine Wucht an Melodien, Kompositionen und Klängen. Und alles wird von dieser Klarinette umrahmt, die mit einer Souveränität und Leichtigkeit daherkommt, dass es einem den Atem verschlägt. So spielt eben kein anderer die Klarinette. Dass Rolf Kühn in der Lage ist, die richtigen Musiker für so ein Projekt zusammenzusuchen, beweisen die drei anderen, die einen nicht geringen Teil dazu beitragen. Ein phantastisches Jazzalbum. Der Jazz ist ja gerade wieder ein wenig in. Er scheint ein wenig wiederzukommen. Auf jeden Fall finden im Moment unfassbar viele spannende Sachen in diesem Genre statt. Dieses hier ist so eine spannende Sache.

    Gesehen

    Mad Max: Fury Road (IMDb)

    Manchmal muss man einfach direkt sein: Mad Max ist der beste Actionfilm des Jahres! Ach, des Jahrzehnts. Ehrlich, da fehlt es an nichts: Die Optik ist grandios, wozu nicht nur die Wüste und das für Mad Max typische, abgefahrene Kostümdesign beitragen, sondern vor allem die vielen praktischen Stunts. Wir dachten nach CGI-Schlachten wie Avengers, dass wir schon alles gesehen haben – haben wir nicht! Ohne CGI, stellt sich raus, sehen Explosionen nämlich immer noch tausendmal besser aus und wenn 100 Leute tatsächlich stundenlang an ihre Fahrzeuge gekettet durch die Wüste wuseln, sieht man ihnen das sehr deutlich an.

    Aber auch der Rest der Mischung stimmt: Die Schauspieler sind erste Sahne. Der Soundtrack vermittelt in guter Balance den Grandeur der Kulisse, den Größenwahn Imorten Joes, die innere Verbissenheit unserer Helden und Heldinnen wie auch Spaß und Kampfeslust der Warboys. Trotz 90 Minuten Wüstenroadtrip gibt es tatsächlich eine Story, sie macht sogar Sinn und hat eine vertretbare Aussage (!), und dann geht er auch noch vorbildlich mit seinen weiblichen Figuren um (!!) – was kann man sich in einem Actionfilm mehr wünschen? Endlich mal wieder ein Kinofilm, bei dem man schon nach der Hälfte weiß, dass man mindestens noch zweimal reingehen muss. Großes Kino!

    Empfehlungen

    Erster Teil 13. Juni + Zweiter Teil 20. Juni 0.00 Uhr DLF – Mitternachtskrimi – Paul Temple und der Fall Gregory (von und mit Pastewka) Oder als Download: Teil 1 | Teil2
    Am 14. Juni 17.05 Uhr Nordwestradio – Brändles Nichte (Radio-Tatort)
    Matana Roberts –  (Homepage) Coin Coin Chapters I (Spotify) II (Spotify) III (Spotify)