Kategorie: Podcast

  • Feuilletöne – Sendung 230 – Elias Canetti – Masse und Macht

    Diesmal geht es mal wieder um Elais Canetti, allerdings weder um einen Roman noch um seine Autobiographie, sondern um sein Opus Magnum ‚Masse und Macht‘.

    Vergesst bitte nicht auf unserer Homepage abzustimmen für ‚Das Album des Jahres‘! Es ist eure Sendung! 🙂

    Elias Canetti

    Elias Canetti wurde 1905 in Russe im Fürstentum Bulgarien geboren und starb 1994 in Zürich. Er war Schriftsteller, Aphoristiker und Literaturnobelpreisträger des Jahres 1981. 1925 beschäftigte er sich das erste Mal mit dem Phänomen der „Masse“, das er sein Leben lang erforschte.  1938 zwang ihn der „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich, nach London zu emigrieren, wo er zunächst blieb und die britische Staatsbürgerschaft erwarb. Ab den 70er Jahren lebte er fast ausschließlich in der Schweiz. Canetti schrieb neben dem Roman ‚Die Blendung‘ drei Dramen, die anthropologische Studie ‚Masse und Macht‘, aphoristische Aufzeichnungen und eine mehrbändige Autobiografie. Thematisch ist Canettis Werk recht homogen. Er versuchte stets, alle Auswirkungen zu erforschen, welche die Erkenntnis der Unausweichlichkeit des Todes für das Leben des Menschen hat. Da er recht wenig veröffentlichte, wurde er nur allmählich einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Erst ab Mitte der 1960er Jahre änderte sich dies.

    Masse und Macht

    Das Interesse an Massenphänomenen und Erscheinungsformen der Macht entstand im Kontakt mit den Massenbewegungen der Zwanziger Jahre in Österreich.  ‚Masse und Macht‘ erschien im Jahre 1960. Dem Titel nach scheint Canetti fortzusetzen, was Gustave Le Bon (1841–1931) und José Ortega y Gasset (1883–1955) begonnen haben. Der eine schrieb 1895 ‚Psychologie der Massen‘ der andere 1930 ‚Der Aufstand der Massen‘. Beide erkannten jedoch weder die Allgegenwärtigkeit der Massen noch den dialektischen Zusammenhang mit dem Problem der Macht, den die Masse ausübt.

    Elias Canetti im Internet

    International Elias Canetti Society

    Gespräch über ‚Masse und Macht‘ mit Adorno aus dem Jahr 1962

    Verkostet

    Laphroaig 10 CS

  • Feuilletöne – Sendung 229 – Sprache, Dialekte und Überhaupt

    Becci hat Germanistik und jüdische Studien – hier waren u.a. Hebräisch, Jiddisch und Aramäisch wichtiger Bestandteil – studiert und ist Öffentlichkeitsarbeiterin im Deutsch-Israelischen Jugendaustausch. Sie ist somit natürlich prädestiniert für diese Ausgabe unserer Sendung.

    Becci ist bekannt aus Sendungen wie den Kulturpessimisten (KulturpessimistenTwitter), Reichlich Randale (Reichlich RandaleTwitter), Geschichtenkapsel (GeschichtenkapselTwitter) und dem 1. FC PP (1. FC PPTwitter). Auf Twitter findet man sie als @Genderbeitrag.

    Sprache

    „Unter Sprache versteht man die Menge, die als Elemente alle komplexen Systeme der Kommunikation beinhaltet“, sagt die Wikipedia. Es gehören also sowohl die Lautsprache als auch die Körpersprache dazu. Sprich, neben akustischer Verständigung gehören auch Gestik und Mimik dazu. Die Wissenschaft, die sich mit der menschlichen Sprache beschäftigt, ist die Linguistik. Und auch die im Tierreich existieren Zeichensysteme und kommunikative Handlungen, auch diese werden als Sprache bezeichnet.

    Schön und gut, aber was ist Dialekt? Und was ist der Unterschied zwischen Sprache und Dialekt? Und da sagt Wikipedia: „Ein Dialekt ist eine lokale oder regionale Sprachvarietät.“ Also etwas, das sich von der Standardsprache in den jeweiligen Regionen unterscheidet. Hört sich alles sehr theoretisch an, ist es auch. Und wir haben noch nicht einmal angefangen über Dinge wie sensible Sprache zu sprechen. Becci hat uns das alles erklärt. Wo die Unterschiede liegen, was was ist und überhaupt. Wir sind am Ende dieser Sendung sehr viel klüger gewesen als vorher. Vielen Dank, liebe Becci!

    Becci kann man bei Twitter lesen:

    @Genderbeitrag

    Und in folgenden Sendungen hören:

    Reichlich RandaleTwitter

    1. FC PPTwitter

    KulturpessimistenTwitter

    GeschichtenkapselTwitter

    Verkostet

    Balvenie 12

  • Feuilletöne – Sendung 228 – Sven Regener, Krystian Zimerman, The Expanse – Staffel 2 und Tomatin 18

    In unserer letzten regulären Folge des Jahres 2017 haben wir ‚Wiener Straße‘ von Sven Regener gelesen, die Klaviersonaten 20 und 21 von Franz Schubert gespielt von Krystian Zimerman gehört, die zweite Staffel von ‚The Expanse‘ gesehen und den 18-jährigen Tomatin verkostet. Letzte reguläre Folge, das heißt natürlich auch: ab jetzt auf http://feuilletoene.de über die ‚Alben des Jahres‘ abstimmen!

    Gelesen

    Sven RegenerWiener Strasse (Galiani Verlag)

    Sven Regener ist 1961 in Bremen geboren. Er ist Musiker, Schriftsteller und Drehbuchautor. Bekannt geworden ist er vor allem durch die Band Element of Crime, die es bereits seit 1985 gibt, und die seit 1991 fast ausschließlich in deutscher Sprache unterwegs ist. Mit seinem Roman ‚Herr Lehmann‘ und dem Drehbuch zum gleichnamigen Film sowie mit den beiden nachfolgenden Romanen der Lehmann-Trilogie, ‚Neue Vahr Süd‘ und ‚Der kleine Bruder‘, begab sich Regener in die Welt der Literatur. Und auch der neueste Roman mit dem Titel ‚Wiener Straße‘ spielt wieder im Lehmann-Universum in Berlin-Kreuzberg vor dem Mauerfall. Es ist nunmehr also eine Tetralogie. Ob uns der Roman gefiel, erzählen wir euch in dieser Folge.

    Gehört

    Krystian Zimerman/Franz SchubertKlaviersonaten 20 und 21

    Krystian Zimerman wurde 1956 in Zabrze in Polen geboren und ist Pianist. Er arbeitete u.a. mit Herbert von Karajan, Leonard Bernstein und Sir Simon Rattle zusammen. Zimerman zog frühe Aufnahmen zurück, weil sie den eigenen hohen Anforderungen nicht mehr genügten. Er gibt nicht mehr als 50 Konzerte pro Jahr, was sich nach eigenen Angaben finanziell nicht lohnt. Es scheint sich u.a. deswegen nicht zu rentieren, weil er immer mit seinem eigenen Instrument mit mehreren Klaviaturen unterwegs ist. 2009 sorgte er für einen Eklat während eines Konzerts in den USA, weil er während eines Konzertes in Bezug auf den amerikanischen Raketenschild in Polen forderte: „Get your hands off my country!“ Diese Äußerung traf er möglicherweise auch deswegen, weil sein Steinway-Flügel acht Jahre zuvor, kurz nach den Terroranschlägen des 11. September, bei der Einreise in die USA wegen Terrorverdachts vom Zoll konfisziert und vernichtet wurde. 2013 brach er ein Konzert in Essen ab, weil es ein Zuhörer filmte. Im Oktober 2015 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Fryderyk-Chopin-Musikuniversität in Warschau verliehen. Wir haben es hier mit also mit einer seiner seltenen Einspielungen zu tun. Und dann gleich Schubert. Und dann auch noch die 20. und 21. Klaviersonate. Keine leichte Kost. Ihr werdet hören, ob es uns gefallen hat.

    Gelesen

    The ExpanseStaffel 2 (IMDb)

    The Expanse ist eine US-amerikanische Science-Fiction-Serie. Die erste Staffel basiert auf dem Roman ‚Leviathan Wakes‘ von Daniel Abraham und Ty Franck – die als Pseudonym den Namen James S. A. Corey benutzten – aus dem Jahr 2011. Die erste und zweite Staffel sind in Deutschland bei Netflix zu sehen. 2017 wurde die Verlängerung der Serie um eine dritte Staffel bekannt gegeben. Die Serie spielt im 23. Jahrhundert und die Menschheit hat Teile des Sonnensystems besiedelt, darunter auch den Mond und den Mars. Es bestehen allerdings erhebliche Spannungen zwischen Mars und Erde. Auf der überbevölkerten und unter dem Klimawandel leidenden Erde sind die Vereinten Nationen zu einer Weltregierung aufgestiegen, die auch den Mond und mehrere Stationen im Sonnensystem kontrollieren. Der Mars hat sich derweil seine Unabhängigkeit von der Erde erstritten und verfügt über großes militärisches Potential. Sowohl die Erde als auch der Mars sind dringend auf die Ressourcen aus dem Asteroidengürtel angewiesen. Dort bauen die sogenannten Belter diese unter schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen ab. Eine militante Widerstandsgruppe namens Outer Planets Alliance hat sich gebildet, die gegen die Erde und den Mars agiert. Wir haben uns die zweite Staffel dieser Serie angeschaut und sagen euch, was wir von dieser halten.

    Verkostet

    Tomatin 18

    Tomatin ist eine Destillerie im Nordwesten der schottischen Highlands. Seit 1897 wird dort Single Malt geklöppelt. 1974 wurde die eigene Mälzerei stillgelegt. Seitdem wird das Malz von den Glen Ord Maltings bezogen. 1986 wurde Tomatin von den japanischen Kapitalgebern übernommen, die zusätzliche neun Brennblasen einbauen ließen. Gemessen am Ausstoß, gehört sie heute zu den großen Brennereien Schottlands. Diesmal haben wir den 18-jährigen verkostet, der in Bourbon- und Sherryfässern reifen durfte.

  • Feuilletöne – Sendung 227 – Gotthold Ephraim Lessing, Marko Cirkovic, Streetphilosophy und Dithmarscher Naturtrüb

    In der vorletzten regulären Sendung des Jahres 2017 wendeten wir uns Gotthold Ephraim Lessing und seinem Gedicht ‚Ich‘ zu, hörten die Symphonie ‚Die Nacht‘ von Marko Cirkovic, sahen die von Ronja von Rönne moderierte Sendung  ‚Streetphilosophy‘, die von ARTE produziert wird und wir verkosteten noch einmal ein Dithmarscher, diesmal das Naturtrübe. 

    Gelesen

    Gotthold Ephraim LessingIch

    Gotthold Ephraim Lessing wurde 1729 in Kamenz, Markgraftum Oberlausitz geboren und starb 1781 in Braunschweig. Er war ein bedeutender Dichter, Dramaturg, Philosoph und Kritiker der deutschen Aufklärung. Mit seinen Dramen – zum Beispiel Nathan der Weise –  und seinen theoretischen Schriften, die vor allem dem Toleranzgedanken verpflichtet sind, hat Lessing der weiteren Entwicklung des Theaters einen wesentlichen Weg gewiesen und die öffentliche Wirkung von Literatur nachhaltig beeinflusst. Lessing ist der erste deutsche Dramatiker, dessen Werk bis heute ununterbrochen in den Theatern aufgeführt wird. Wir haben einer seiner Gedichte gelesen, also mal was für das er eher nicht ganz so bekannt war. Meistens wird er ja doch eher mit seinen Theaterstücken in Verbindung gebracht.

    Gerhört

    Marko Cirkovic – Symphonie “Die Nacht”

    Cirkovic wurde 1993 in Karlsruhe geboren, hat mit 11 Jahren Violin-Unterricht bekommen, damit 4 Jahre später aufgehört und anschließend ein paar Wochen Klavier gelernt. Schon zu dieser Zeit hat er angefangen am Klavier zu improvisieren und eigene kleine Werke zu komponieren. Nach der Schule hat er zunächst eine kaufmännische Laufbahn eingeschlagen, aber nie wirklich von der Musik abgelassen. Im Alter von 20 hat er angefangen erste Konzepte für Orchesterwerke zu schaffen um dann 2016 das erstes Stück namens „Home“ zu veröffentlichen. Kurz darauf folgte die Tondichtung ‚das Finstere Tal‘, welches der erste Schritt in Richtung ernster Musik darstellte. Es folgten viele weitere Tondichtungen. 2017 verstarb seine Mutter sehr überraschend. Mit der ersten Symphonie nun hat er versucht eben das zu verarbeiten und in Musik zu transportieren. Seit dem arbeitet er fast ausschließlich an weiteren Symphonien.

    Gesehen

    Ronja von Rönne/ARTEStreetphilosophy

    Ronja Larissa von Rönne wurde 1992 in Berlin geboren und ist Bloggerin, Journalistin und Schriftstellerin. Sie wuchs im oberbayerischen Grassau auf und studierte zunächst Theaterwissenschaften, und später auch Publizistik und Rechtswissenschaften in München. Anschließend in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Seit 2012 betreibt sie das Blog Sudelheft. Ab 2015 schrieb von Rönne für die Tageszeitung ‚Die Welt‘ und seit 2017 für ‚Die Zeit‘ und ‚Zeit Online‘. Im Jahr 2015 wurde sie von dem Journalisten und Literaturkritiker Hubert Winkels zum Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis nach Klagenfurt eingeladen. Dort las sie den Text ‚Welt am Sonntag‘. Im selben Jahr trat sie in dem Video für Song ‚Bussi Baby‘ der Band Wanda auf. 2016 veröffentlichte sie ihren Debütroman ‚Wir kommen‘, über den wir in unserer Sendung schon sprachen. 2017 folgte ‚Heute ist leider schlecht: Beschwerden ans Leben‘ eine Auswahl ihrer Kolumnen aus der ‚Welt am Sonntag‘, ihrem Blog Sudelheft und einiger neuer Texte. Sie moderierte zusammen mit Ingo Zamperoni ‚Überzeugt uns!‘, bei der anlässlich der Bundestagswahl 2017 Politiker Fragen von Jungwählern beantworteten. Und nun gibt es eine neue Staffel der Sendung ‚Streetphilosophy‘ bei ARTE, Ronja von Rönne moderiert und das passt natürlich wieder genau zu uns!

    Verkostet

    Dithmarscher Naturtrüb

    Die Dithmarscher Privatbrauerei Karl Hintz hat ihren Sitz immer noch in Marne, und das liegt auch immer noch im Kreis Dithmarschen an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins. Die Brauerei wurde auch immer noch im Jahr 1884 von Christian Hintz gegründet und befindet sich seitdem in Familienbesitz. Diesmal geht es um Dithmarscher Naturtrüb. Dieses Bier wurde also nicht gefiltert!

  • Feuilletöne – Sendung 226 – Hannah Arendt, Kettcar, Rick & Morty und Tomatin 14 Port

    Das letzte Mal steht eine Philosophin in diesem Jahr im Mittelpunkt. Hannah Arendt wird uns in dieser Sendung beschäftigen. Auch diese Philosophin begleitet Herrn Martinsen schon länger. Außerdem geht es um Kettcar und das Album ‚Ich vs Wir‘, um die Serie ‚Rick & Morty‘ und um einen 14-jährigen Tomatin, der in Portfässern gefinisht wurde.

    Gelesen

    Hannah ArendtVita Activa oder Vom tätigen Leben

    Am 14. Oktober 1906 wird Hannah Arendt als Tochter des Ingenieurs Paul Arendt und dessen Frau Martha in Linden – Hannover geboren. Als Arendt drei Jahre alt war zieht die Familie nach Königsberg, wo ihr Vater sehr bald stirbt. Sie wächst in einem sozialdemokratischen jüdisch-assimilierten Elternhaus auf und wird von ihrer Mutter freiheitlich erzogen. In den gebildeten Kreisen Königsbergs war Mädchenbildung selbstverständlich. Sie gehörte keiner religiösen Gemeinschaft an, verstand sich jedoch immer als Jüdin. Im Alter von 14 Jahren las sie Kants ‚Kritik der reinen Vernunft‘, Karl Jaspers’ ‚Psychologie der Weltanschauungen‘ und Søren Kierkegaard. Sie musste die Schule wegen Differenzen mit einem Lehrer verlassen und ging danach erstmal nach Berlin, wo sie ohne formalen Schulabschluss als Gasthörerin Vorlesungen besuchte. 1924 bestand sie als externer Prüfling das Abitur in Königsberg. Im selben Jahr nahm sie ihr Studium an der Universität Marburg auf und studierte ein Jahr lang Philosophie u.a bei Martin Heidegger, Evangelische Theologie sowie Griechisch.

    1926 beschloss sie den Studienort zu wechseln und ging zunächst nach Freiburg – wo sie u.a bei Edmund Husserl studierte – und anschließend nach Heidelberg und wurde dort 1928 bei Karl Jaspers nach erfolgreicher Verteidigung ihrer Arbeit ‚Der Liebesbegriff bei Augustin‘ promoviert. Das war der Beginn der Freundschaft mit Karl Jaspers, die bis zu dessen Tod andauern sollte. Schon 1931 ging Arendt davon aus, dass die Nazis an die Regierung kommen würden und wurde erstmals politisch aktiv. 1933 wurde sie verhaftet und kam für acht Tage in Gestapo-Haft. Bereits 1933 vertrat sie die Auffassung, dass das nationalsozialistische Regime aktiv zu bekämpfen sei.

    Sie empfand Verachtung für die umgehende und damals noch freiwillige  „Gleichschaltung“ der meisten Intellektuellen. Sie war davon abgestoßen und wollte mit dieser Art von zustimmenden, opportunistischen oder sogar begeisterten Gelehrten nichts zu tun haben. Ebenso war sie von Heideggers NS-Engagement enttäuscht, der ja bereits am 1. Mai 1933 der NSDAP beigetreten war. Noch kurz vor ihrem Tod stellte sie fest: Gerade die Gelehrten hätten hinsichtlich des Nationalsozialismus versagt, als sie sich für das Regime engagierten. Dabei erwartete Arendt gar nicht von jedem aktiven Widerstand. Schon Schweigen erkannte sie als Ablehnung der totalen Herrschaft an.

    1933 emigrierte sie zunächst nach Frankreich. In Paris war sie für zionistische Organisationen tätig, die jüdischen Jugendlichen zur Flucht nach Palästina verhalfen. 1937 wurde Arendt die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Anfang Mai 1940 wiesen die französischen Behörden über die Presse große Teile der deutschstämmigen Ausländer an, sich zum Abtransport zu melden. Arendt wurde mit vielen anderen Frauen für eine Woche auf dem Gelände des Buffalo-Stadions untergebracht. Bald darauf wurde sie vier Wochen lang im südfranzösischen Lager Gurs interniert, weil sie als „feindliche Ausländerin“ galt. Nach etwa einem Monat gelang ihr mit wenigen anderen die Flucht. Im Mai 1941 erreichten Arendt, ihr Ehemann und ihre Mutter über Lissabon New York, wo sie bis an ihr Lebensende blieb. 1951 wurde Hannah Arendt Staatsbürgerin der USA. Unter dem Status der Staatenlosigkeit hatte sie sehr gelitten, weil sie ihn als einen Ausschluss aus der menschlichen Gesellschaft ansah. Die Staatsbürgerschaft bedeutete für sie „das Recht, Rechte zu haben.“

    1949/50 bereiste Arendt zum ersten mal die Bundesrepublik Deutschland. Sie traf während dieses Aufenthalts zum ersten Mal seit 1933 Karl Jaspers und Martin Heidegger wieder. Eine zweite Reise folgte 1952. Seitdem fuhr sie jedes Jahr für einige Monate nach Europa, besuchte viele Freunde und Verwandte, aber jedes Mal Karl und Gertrud Jaspers. 1961 nahm Arendt als Reporterin der Zeitschrift The New Yorker am Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem teil. Daraus gingen zunächst Reportagen hervor und schließlich eines ihrer bekanntesten Bücher ‚Eichmann in Jerusalem – Ein Bericht von der Banalität des Bösen‘. 1975 erlitt sie in Anwesenheit von Freunden einen zweiten, tödlichen Herzinfarkt in ihrem Arbeitszimmer. Wir sprechen in dieser Folge über Hannah Arendt, ihr Werk, ihre Freundschaften, ihre Politische Theorie und insbesondere über ‚Vita activa oder vom tätigen Leben‘

    Das Interview mit Günter Gaus auf YouTube: Zur Person mit Hannah Arendt

    Gehört

    Kettcar – Ich vs Wir

    Kettcar wurde 2001 in Hamburg gegründet, es folgte die EP ‚Solange die dicke Frau noch singt, ist die Oper nicht zu Ende‘, die zum freien Download auf der Bandhomepage angeboten wurde. Da sich für das Debütalbum ‚Du und wieviel von deinen Freunden‘ kein Label fand, gründeten Marcus Wiebusch, Reimer Bustorff zusammen mit Thees Uhlmann von Tomte Grand Hotel van Cleef (GHvC). Dort erschien das erste Album der Band im Jahr 2002. ‚Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen‘ folgte 2005, und war der kommerzielle Durchbruch Kettcars. 2008 erschien ‚Sylt‘ und 2012 ‚Namen Zwischen den Runde‘. 2017 erschien nach 5-jähriger Pause ‚Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)‘. Das fünfte Album ‚Ich vs. Wir‘ erschien ebenfalls in diesem Jahr. Wir haben es gehört und sprechen darüber.

    Gesehen

    Rick & MortyStaffel 1 (IMDb)

    Rick and Morty ist eine US-amerikanische Zeichentrickserie von Justin Roiland und Dan Harmon. 2013 konnte man sie in den USA zum ersten Mal sehen, ein Jahr später folgte die Ausstrahlung auch in Deutschland. Es geht um den alkoholabhängigen, aber genialen Wissenschaftler Rick und seinen Enkel Morty, die Abenteuer in anderen Dimensionen erleben. Von Kritikern und Zuschauern wurde die Serie gelobt.

    Rick Sanchez ist ein alter durchgeknallter Wissenschaftler, der seit kurzem bei der Familie seiner Tochter Beth wohnt. Die meiste Zeit verbringt er zum Leidwesen von Beth und Jerry mit seinem Enkel Morty. Und so machen sich die beiden auf den Weg zu gefährlichen und ausgefallenen Reisen durch den gesamten Kosmos und in Parallelwelten. Jerry fürchtet, dass Rick einen schlechten Einfluss auf Morty hat, daher kommt es zu Konflikten in der ohnehin brüchigen Ehe mit Beth, die mit ihrer derzeitigen Lebenssituation nicht im Einklang ist.

    Verkostet

    Tomatin 14 Port

    Tomatin ist eine Destillerie, die überraschenderweise im Ort Tomatin zu finden ist, welcher im Nordwesten der schottischen Highlands liegt. 1897 wurde die Brennerei fertiggestellt. 1906 ging sie aber schon wieder bankrott, wurde dann 1909 wieder eröffnet. 1974 wurde die eigene Mälzerei stillgelegt. Seitdem wird das Malz von den Glen Ord Maltings bezogen. Zum damaligen Zeitpunkt war Tomatin die größte schottische Destillerie mit einem Jahresausstoß von 12 Millionen Liter Alkohol. 1985 ging man dann erneut insolvent und wurde 1986 von den japanischen Kapitalgebern übernommen, die zusätzliche neun Brennblasen einbauen ließen. Gemessen am Ausstoß, gehört sie heute zu den „Top-Ten-Brennereien“ Schottlands, also zu den Großen. Wir haben den 14-jährigen verkostet, der in Portfässern gefinisht wurde.

  • Feuilletöne – Sendung 225 – Karl Ove Knausgård, Paavo Järvi und Kammerphilharmonie Bremen, Marvel’s The Defenders und Dithmarscher Urtyp

    Vieles geht zu Ende und einiges fängt an! Die Karl Ove Knausgård-Autobiographie endet mit ‚Kämpfen‘.  Die 2. Symphonie von Johannes Brahms, gespielt von der Deutschen Kammerphilharminie Bremen unter der Leitung von Paavo Järvi hingegen ist der Beginn eines Brahms-Zyklus, Marvel’s The Defenders ist allerdings nun wieder das Ende, zumindest was diese Reihe angeht. Und das Dithmarscher Urtyp ist auf jeden Fall erstmal ein Bier, mehr weiß man aber noch nicht.

    Der tolle Blogbeitrag über uns von der tollen @LenaRiess

    Gelesen

    Karl Ove Knausgård – Kämpfen

    Karl Ove Knausgård wurde1968 in Oslo geboren und ist Schriftsteller, der vor allem durch seine Autobiographie bekannt wurde, deren sechster und letzter Teil uns in dieser Sendung beschäftigt. Er wuchs auf der Insel Tromøy und in Kristiansand auf. Er studierte Kunstgeschichte und Literatur an der Universität Bergen. Er erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen für seine Werke. 2009 veröffentlichte Knausgård die ersten drei seines sechs Bände umfassenden, autobiografisch angelegten Romanzyklus Min Kamp (dt. Mein Kampf). Und schon der erste Teil dieser Reihe avancierte zum Bestseller und wurde von den Lesern der Zeitung Morgenbladet zum Buch des Jahres gewählt. Die Bände vier und fünf erschienen 2010, der sechste und letzte Band wurde 2011 veröffentlicht. Im selben Jahr  kam der erste Band unter dem Titel ‚Sterben‘ in deutscher Übersetzung heraus. Kämpfen erschien 2017, es ist also das zweite mal, dass wir ein Buch auch bewerten werden.

    Gehört

    Paavo Järvi/Kammerphilharmonie BremenJohannes Brahms2. Symphonie

    Paavo Järvi wurde 1962 in Tallinn geboren. Er ist der Sohn des Dirigenten Neeme Järvi. Seine Geschwister Kristjan Järvi und Maarika Järvi sind ebenfalls bekannte Musiker.  Er studierte Schlagzeug und Dirigieren zunächst in Tallinn, ging dann aber 1980 in die USA, um dort seine Ausbildung am Curtis Institute of Music bei Otto-Werner Mueller und am Los Angeles Philharmonic Institute bei Leonard Bernstein zu vervollständigen. Järvi spielte außerdem zu jener Zeit Schlagzeug in Erkki-Sven Tüürs kammermusikalischem Rockensemble ‚In Spe‘, diese Formation entwickelte sich zu Beginn der 1980er Jahre zu einer der beliebtesten Rockgruppen in Estland. 2004 wurde er Künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und ist dies bis heute. 2017 wurde er zum Chefdirigenten und künstlerischen Leiter des Tonhalle-Orchesters Zürich ab 2019/2020 ernannt.

    Das Orchester wurde 1980 gegründet und war zunächst ein Zusammenschluss von Musikstudenten. 1983 trat es vor der UNO auf sowie 1983, 1984 und 1985 beim Kammermusikfest Lockenhaus. 1987 erfolgte die Institutionalisierung als professionelles Kammerorchester in Frankfurt am Main. Später verlegte das Orchester seinen Sitz nach Bremen. Es wurde mit etlichen Preisen und Auszeichnungen versehen und gilt als eines der besten Kammerorchester weltweit. Die Aufnahmen der Beethoven- und Schumann-Symphonien werden oft als Referenzaufnahmen angesehen. Und nun also folgt der Brahms-Zyklus.

    Wir begleiten diesen Zyklus und er beginnt mit der zweiten Symphonie von Brahms, an der er seit 1877 während eines Aufenthaltes in Kärnten zu arbeiten begann. Noch im selben Jahr war die Partitur fertig. Während Brahms an seiner ersten Sinfonie ja viele Jahre arbeitete, wurde die diese Sinfonie also in relativ kurzer Zeit vollendet. Während der Ausarbeitung der Symphonie führte Brahms seine Freunde und auch den Verleger oft dadurch in die Irre, dass er das Werk als besonders traurig oder wehmütig bezeichnete. So schreibt er z. B. an den Verleger: „Die neue Symphonie ist so melancholisch, daß Sie es nicht aushalten. Ich habe noch nie so was Trauriges, Molliges geschrieben: die Partitur muß mit Trauerrand erscheinen.“ Typisch Brahms, man freut sich fast ein bisschen mit ihm. Die Uraufführung der Sinfonie fand in Wien am 30. Dezember 1877 unter der Leitung von Hans Richter statt.

    Gesehen

    Marvel’s The Defenders (IMDb)

    Defenders ist eine Actionserie, die bei Netflix zu sehen ist und die im Marvel Cinematic Universe spielt. Es ist eine eine Miniserie, in der die Titelhelden aus vier vorausgegangenen Serien, nämlich Daredevil, Jessica Jones, Luke Cage und Iron Fist zusammentreffen. Und wir haben jede einzelne Serie, die letztlich alle in dieser finalen Miniserie münden, mal mit mehr und mal mit etwas weniger Begeisterung gesehen. Wie bereits in den jeweiligen Serien zuvor sind Charlie Cox als Daredevil, Krysten Ritter als Jessica Jones, Mike Colter als Luke Cage und Finn Jones als Iron Fist zu sehen. Auch die Handlung spielt wieder in New York. Alles wie immer, nur eben alle zusammen. Wie haben sich die Charaktere entwickelt? Und werden wir die, die wir nicht mochten doch noch mögen lernen, oder muss man doch wieder schimpfen?

    Verkostet

    Dithmarscher Urtyp

    Die Dithmarscher Privatbrauerei Karl Hintz hat ihren Sitz in Marne, im Kreis Dithmarschen an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins. Die Brauerei wurde im Jahr 1884 von Christian Hintz gegründet und befindet sich seitdem in Familienbesitz. Diesmal geht es um Dithmarscher Urtyp in der Steiniflasche. Dieses Bier hat eine Stammwürze von 11,4 % und 27 sogenannte Bittereinheiten. Wir sind gespannt!