Episoden

  • Feuilletöne – Sendung 277- Edvard Grieg Special und Kilkerran 12

    Das erste Special dieses Jahres. Wir feiern den 175. Geburtstag von Edvard Grieg! Wir wollen in dieser Sendung u. a. zeigen, dass Grieg mehr war und ist als diese hoch und runter gedudelte Peer Gynt Suite. Er war viel mehr als das!

    Außerdem: Nicht vergessen, abzustimmen!
    Alben des Jahres: https://www.feuilletoene.de/gehoert/alben-des-jahres-2018/
    Bücher des Jahres: https://www.feuilletoene.de/gelesen/buecher-des-jahres-2018/

    Edvard Grieg

    Biographie

    Edvard Hagerup Grieg wurde 1843 in Bergen in Norwegen geboren. Er war Pianist und Komponist. Sein Vater Alexander Grieg war Kaufmann und britischer Konsul in Bergen. Er führte den von seinem aus Schottland eingewanderten Großvater 1779 gegründeten Fischhandel fort. Seine Mutter Gesine wurde von ihren Eltern zur Ausbildung in das damals zu Dänemark gehörende Altona – heute Stadtteil von Hamburg – geschickt. Sie trat in Bergen als Pianistin und Dichterin auf und zählte zu den angesehensten Klavierlehrerinnen der Stadt. Sie veranstaltete in ihrem Haus allwöchentliche Kammermusikabende, bei denen neben Instrumentalwerken auch Teile aus Opern aufgeführt wurden. Grieg misst den hier gewonnen Eindrücken eine entscheidende Bedeutung für seinen musikalischen Werdegang zu. Grieg: „So vermochte ich, wenn es mir als kleinem Jungen erlaubt war, zu einem Begräbnis zu gehen oder einer Auktion beizuwohnen, ganz genau zu berichten, welchen Eindruck der Vorgang auf mich gemacht hatte. Wenn man mir untersagt hätte, diesen kindlichen Instinkten nachzugehen, wer weiß, ob meine Phantasie nicht unterdrückt und in eine andere Richtung getrieben worden wäre, die meiner wahren Natur fremd war.“ Ab dem sechsten Lebensjahr erhielt er von der Mutter regelmäßigen Klavierunterricht. Mit neun Jahren begann er erste eigene Kompositionen zu entwerfen. Seine Schulzeit verlief eher unschön. Nach der Grundschule absolvierte er die Realschule, eine an neuen Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften ausgerichtete Schule, welche dem musisch veranlagten Grieg überhaupt nicht entgegenkam. Seinem Interesse an Musik und Komposition begegneten die Lehrer teilweise mit Spott und Zynismus. Grieg sagte im Jahre 1903 zu seiner Schulzeit folgendes: „Seine Rauheit, seine Kälte, sein Materialismus – alles das war für meine Natur so abschreckend.“ Der Besuch und die positive Beurteilung des jungen Grieg durch Ole Bull – einem damals bekannten norwegischen Geiger – führten schließlich zu Griegs Studium am Konservatorium in Leipzig. Dort studierte er von 1858 bis 1862. Auch seine Studienzeit in Leipzig beschrieb Grieg später eher kritisch. Er habe nach eigenen Angaben in dem uninspirierenden und konservativem Unterricht kaum etwas gelernt und auch seine Mängel in der Klaviertechnik seien teils auf die am Konservatorium üblichen Unterrichtsmethoden zurückzuführen. Er habe nur stumpfsinnig Etüden üben müssen. Mit Werken modernerer Komponisten sei er nicht vertraut gemacht worden. Auch der Harmonieunterricht war ihm zu konservativ. Die Lehrer am Konservatorium kritisierten u. a. den anzutreffenden starken Hang zu chromatischer Gestaltung in seinen Kompositionen. Ein 1861 von Grieg komponiertes Streichquartett wurde aus dem Programm eines öffentlichen Konzerts genommen weil es als zu futuristisch galt. 1863 übersiedelte er nach Kopenhagen. 1864 gründete er zusammen mit einigen anderen in Kopenhagen die Konzertgesellschaft Euterpe zur Pflege neuer skandinavischer Musik. 1867 heiratete er in Kopenhagen seine Cousine Nina Hagerup. Franz Liszt war überzeugt von Griegs Violin-Sonaten und verschaffte Grieg ein Reisestipendium für einen Aufenthalt in Rom, wo er auch Liszt erstmals begegnete.
    Ab 1874 lebte er als freischaffender Komponist teils in Bergen, teils in Oslo, teils in Lofthus am Sørfjord. Im Herbst 1875 starben kurz hintereinander beide Eltern – er verarbeitete dies musikalisch in der Ballade g-Moll op. 24 für Klavier. Er unternahm jetzt Reisen durch ganz Europa als Pianist und Dirigent. Oft begleitete er dabei seine Frau, die Sopranistin war. Von 1880 bis 1882 war Grieg Dirigent des Orchesters der Musikgesellschaft ‚Harmonie‘ in Bergen. Wahrend eines Besuches in England im Jahre 1888 lernte Grieg den reformatorisch-antitrinitarischen Unitarismus kennen und bekannte sich seitdem selbst als Unitarier. 1885 bezog Grieg das Haus ‚Troldhaugen‘ südlich von Bergen. Heute befindet sich dort das Grieg-Museum.
    Im Rahmen der Dreyfus-Affäre lehnte Grieg 1899 in einer öffentlichen Erklärung die Einladung eines Konzerts mit der Begründung ab, er könne wegen der Affäre und der damit praktizierten Verachtung von Gesetz und Rechtsprechung nicht nach Frankreich reisen. Grieg: „Indem ich Ihnen für Ihre gütige Einladung bestens danke, bedauere ich, dass ich mich nach dem Ausgang des Dreyfus-Prozesses jetzt nicht entschließen kann, nach Frankreich zu kommen. Wie alle Nicht-Franzosen bin ich empört über die Ungerechtigkeit in Ihrem Lande und daher nicht imstande, in irgendwelche Beziehungen zu dem französischen Publikum zu treten. Verzeihen Sie mir, dass ich so fühle, und versuchen Sie, meine Gefühle zu verstehen.“
    Darauf erhielt er teilweise antisemitisch gefärbte Schmäh- und Drohbriefe. 1903 nahm er eine neuerliche Einladung nach Frankreich an. Beim Konzert im Pariser Théâtre du Châtelet musste Grieg ein Pfeifkonzert des französischen Publikums über sich ergehen lassen. Edvard Grieg und seine Frau Nina waren mit Peter Tschaikowski und Johannes Brahms befreundet. Außerdem traf Grieg unter anderem Max Bruch, Clara Schumann und Franz Liszt. Gegen Ende seines Lebens setzte sich Grieg vermehrt mit zeitgenössischer Musik auseinander. Er pries die Lieder Hugo Wolfs, studierte die 5. Sinfonie von Gustav Mahler und kommentierte die Werke von Max Reger, Richard Strauss und Carl Nielsen. Edvard Grieg starb am 4. September 1907 in Bergen an einem Lungenemphysem.

    Musik

    Musikalisch vermengte Grieg Elemente der norwegischen Volksmusik mit den Errungenschaften der Spätromantik. Seine Harmonik war stilprägend für den Impressionismus und ist in einigen Kompositionen wie etwa ‚Klokkeklang‘ aus dem Zyklus der Lyrischen Stücke op. 54 von einzigartiger Radikalität. Ebenfalls diesbezüglich herausragend ist das Streichquartett in g-Moll op. 27.
    Des Weiteren schrieb Grieg Stücke für Chor und Lieder. Als Höhepunkt der Lieder gilt der Zyklus ‚Haugtussa‘ nach Texten von Arne Garborg. Und so zeigt sich der Einfluss Griegs in den Werken der nachfolgenden Komponistengeneration auf vielfältige Weise. Ganz deutlich wird Griegs Nachwirkung in den Streichquartetten von Claude Debussy und Carl Nielsen. Letzterer widmete Grieg gar eines. Außerdem beeinflusste er u.a. Frederick Delius, Maurice Ravel, Sergej Rachmaninow, Dmitrij Schostakowitsch und Béla Bartók.

    In dieser Sendung u.a. erwähnte Werke:

    Klavierkonzert Nr. 1 in e-Moll

    Peer GyntSchauspielmusik und Suite

    Lyrische Stücke – hier besonders op. 54 – sowohl Klavier als auch die Orchesterfassung

    Streichquartett in g-Moll op. 27

    Liedzyklus ‚Haugtussa‘

    Verkostet

    Kilkerran 12

    Die Destillerie heißt eigentlich Glengyle und entstand als eine Abspaltung  der Springbank-Destillerie. Als Anfang des 20. Jahrhunderts die Whiskybranche von der wirtschaftlichen Depression und der Prohibition in den USA getroffen wurde, musste in der Folge diese Destillerie wegen der schlecht laufenden Geschäfte 1919 an West Highland Malt verkauft werden. Nur kurze Zeit später wechselte die Brennerei erneut den Besitzer. Dieser fuhr die Produktion der Brennerei nur ein Jahr später herunter und verkaufte die Restbestände des Whiskys. Ein Versuch die Brennerei wieder zu eröffnen wurde aufgegeben als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Ein zweiter Versuch der Wiederbelebung in den 50er Jahren schlug ebenfalls fehl. Im Jahr 2000 gelang schließlich die Neugründung durch Mitchell’s Glengyle Ltd. Die relativ gut erhaltenen Gebäude, die zwischendurch als landwirtschaftliches Warenlager gedient hatten, wurden renoviert und wieder zu einer Brennerei ausgebaut. Glengyle ist durch die Neugründung jetzt wieder mit Springbank verbunden, wird aber als separate Firma geführt. Die Produktion begann 2004 mit der Herstellung des ersten New Make. Die Brennerei produziert nur zwei Monate im Jahr, was einer Jahresproduktion von ca. 60.000 Litern entspricht. Die Brennerei war die erste, die nach der Jahrtausendwende in Schottland (wieder)eröffnet wurde. 2007 wurde ein Whisky namens Kilkerran abgefüllt. Der Whisky der Glengyle-Brennerei trägt deswegen nicht den Namen der Brennerei, weil es zum einen Tradition in der Region Campbeltown ist Whiskies nicht mit einem ‚Glen‘ im Namen zu versehen und zum anderen konnten schlicht die Namensrechte nicht erworben werden. Es existiert bereits ein Vatted Malt, der ebenfalls Glengyle heißt. Wir haben den 12-jährigen verkostet, der mit 46% abgefüllt wird, nicht gefärbt und nicht kühgefiltert ist. Mitterweile gibt es auch einen 8-jährigen Cask Strength, also einen Single Malt der in Fassstärke abgefüllt wird.

  • Feuilletöne – Sendung 276 – Baruch de Spinoza, Julia Holter, Marianne Faithfull, The Good, the Bad & the Queen und Glenmorangie Quinta Ruban

    Die letzte reguläre Sendung im Jahr 2018! Und es geht noch mal richtig zur Sache! Baruch de Spinoza gesellt sich noch ma zu uns! Außerdem haben wir drei nicht ganz so einfache Alben gehört: ‚Aviary‘ von Julia Holter, ‚Negative Capability‘ von Marianne Faithfull und ‚Merrie Land‘ von The Good, the Bad & the Queen. Zur Entspannung gab es zum guten Schluss noch einen ‚Quinta Ruban‘ von Glenmorangie. Und nun gehet hin und stimmet ab über die Besten des Jahres!

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    Gelesen

    Baruch de Spinoza II

    Baruch de Spinoza wurde 1632 als Bento de Espinosa in einem Haus im Amsterdamer Judenviertel – heute Waterlooplein und Umgebung – geboren und als Baruch in der jüdischen Gemeinde eingeführt. Er starb 1677 in Den Haag. Er war Philosoph und Sohn portugiesischer Immigranten sephardischer Herkunft, seine Muttersprache portugiesisch. Er gilt als einer der Begründer der modernen Bibel- und Religionskritik.
    Im Jahre 1656 äußerte Spinoza starke Zweifel an verschiedenen für die jüdische Gemeinde zentralen Glaubenslehren. 1656 wurde er dann wegen seiner angeblich schlechten Ansichten und Handlungen von der Synagoge ausgeschlossen. Zusätzlich verboten die Rabbiner jeden schriftlichen oder mündlichen Kontakt mit ihm. Spinoza war zu diesem Zeitpunkt lediglich 23 Jahre alt und hatte noch nichts veröffentlicht.
    Nach dem Bann verfasste Spinoza eine umfangreiche Verteidigungsschrift, in der er seine bibel- und religionskritischen Ansichten entwickelte, die er dann später in den theologisch-politischen Traktat aufnahm. Spinoza gilt als einer der ersten säkularen Juden. Er lebte ehelos und zurückgezogen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit dem Drehen und Schleifen optischer Linsen. Darüber hinaus bezog er Zuwendungen von zwei Gönnern. 1669 zog er nach Den Haag. Seit 1670 bemühte sich die Kirche bei den staatlichen Stellen, ein Verbot von Spinozas anonym erschienenen ‘Tractatus theologico-politicus’ (TTP) durchzusetzen, was 1674 Erfolg hatte. In Den Haag erhielt Spinoza Besuch bedeutender Gelehrter, darunter 1676 von Gottfried Wilhelm Leibniz. Spinoza starb im Alter von 44 Jahren am 21. Februar 1677, um 3 Uhr nachts in seiner Wohnung an der Paviljoensgracht in Den Haag. Die Umstände seines Todes sind nicht näher bekannt, vielleicht war Tuberkulose die Ursache, damals als Schwindsucht bezeichnet. Der ‘Tractatus politicus’ blieb unvollendet.
    Spinoza nimmt in der Philosophiegeschichte eine Sonderstellung ein. Er gehörte weder einer etablierten philosophischen Schule an, noch begründete er selbst eine neue. Dabei war er einer der radikalsten Philosophen der frühen Neuzeit. Die Philosophie Spinozas hat vor allem ein ethisch-praktisches Ziel: Sie möchte von den illusorischen Lebenszielen das einzig Wahre unterscheiden, das dem Menschen, wenn er es erreichen würde, eine stabile und wirklich befriedigende Freude verschaffen könnte. Um dies zu ermöglichen, entwickelte Spinoza eine Ethik, deren Grundlagen metaphysischer Natur sind. Da aber die Ethik in seinen Augen von der politischen Philosophie untrennbar war, entwickelte er sowohl im Rahmen des ‘Tractatus theologico-politicus’ als auch des ‘Tractatus politicus’ zudem ein eigenständiges politisches Denken.

    Gehört

    Julia HolterAviary

    Julia Shammas Holter wurde 1984 in Los Angeles geboren. Sie wuchs in einer musikalischen Familie auf. Ihr Vater war Gitarrist und spielte unter anderem mit Pete Seeger. Sie selbst machte ihren Abschluss in Elektronischer Musik am California Institute of the Arts und begann ab 2008 ihre Musikkarriere. Ihr erstes Album mit dem Titel ‚Tragedy‘ veröffentlichte sie 2011. Inhaltlich befasste sich das Konzeptalbum mit der griechischen Tragödie Hippolytos von Euripides. Auf diesem Album hat sie Electronic- und Klassikelemente vermischt. Das Nachfolgealbum ‚Ekstasis‘ beinhaltete u.a. Anleihen der Renaissancemusik. Der Titel des Albums ‚Loud City Song‘ ist eine Anspielung auf ihre Heimatstadt Los Angeles. Thematisch befasste es sich mit der Novelle ‚Gigi von Colette‘. Erstmals hatte auf einem Album nicht alles in Eigenregie eingespielt, sondern auch mit anderen Musikern zusammengearbeitet. Das vierte Album ‚Have You in My Wilderness‘ das erste Album, was kein Konzeptalbum ist. Musikalisch ging es mehr in Richtung Dream Pop und stellte den Gesang Julia Holters mehr in den Vordergrund. Auch International war sie nun sehr erfolgreich und konnte sich mit diesem Album erstmals auch in Deutschland und Großbritannien in den Charts platzieren.

    ‚Aviary‘ ist das fünfte Album der Künstlerin. Es geht laut Aussage von Julia Holter auf diesem Album um Erinnerungen. Erinnerungen, die im Kopf auftauchen und Ihren eigenen Gedanken im Weg stehen. Und dass dieses Album diesbezüglich hauptsächlich von Etel Adnans ‚Master of the Eclipse‘ und Mary Carruthers ‚The Book of Memory‘ beeinflusst wurden. Julia Holter: „Ich las ‚The Book of Memory‘ von Mary Carruthers über die Bedeutung der Erinnerung im Mittelalter. Erinnerung interessiert mich zutiefst. Das Buch von Etel Adnan handelt davon, wie Erinnerungen Dich verfolgen, und das hat mich wirklich beeindruckt. … Ich fand mich in einer Voliere voll von kreischenden Vögeln wieder. Ich habe erkannt, dass zwischen diesen Extremen Verbindungen in meinem Kopf sind. Schöne Vogelklänge, kreischende Geräusche, Geräusche von Vögeln, schöne Erinnerungen, schreckliche Erinnerungen. … Und genau das ist ‚Aviary‘ für mich. Vögel die wie fliegende Erinnerungen sind.“

    Marianne FaithfullNegative Capability

    Marianne Faithfull wurde 1946 im Londoner Stadtteil Hampstead geboren. Sie wurde in den 60er Jahren als Pop-Sängerin in Europa und im Rahmen der sogenannten ‚British Invasion‘ auch in den USA bekannt. 1964 begann sie ihre Karriere mit ‚As Tears Go By‘ – einer Komposition von Mick Jagger und Keith Richards von den Rolling Stones; danach veröffentlichte sie eine Reihe erfolgreicher Singles, darunter ‚This Little Bird‘, ‚Summer Night‘ und ‚Sister Morphine‘. Dass sie im Juli 1971 in Paris in die mysteriösen Todesumstände von Jim Morrison verwickelt gewesen sei, stellte sich dagegen als falsch heraus. Nach mehreren Jahren der Obdachlosigkeit in New York gelang ihr erst 1979, also nach etwa einem Jahrzehnt, mit dem Album ‚Broken English‘ ein Comeback. ‚The Ballad of Lucy Jordan‘ erreichte in Deutschland Platz 5 der Charts und hielt sich insgesamt elf Wochen in den Top 10. Von ihrer Heroinsucht löste sie sich erst 1985 vollständig. 1987 erschien das Album ‚Strange Weather‘. Charles Wilp engagierte sie 1968 als Modell für die Kampagne für Afri-Cola. 1994 spielte sie in Shopping mit Sadie Frost, Jason Isaacs und Jude Law. Im Jahre 1967 war in I’ll Never Forget What’s ’is Name mit Marianne Faithfull zum allerersten Mal das Wort ‚F*ck‘ in einem Film verwendet worden. 1969 spielte sie in Tony Richardsons Hamlet-Verfilmung an der Seite von Anthony Hopkins die Ophelia. In den 90er Jahren arbeitete sie u. a. mit Pulp und Metallica zusammen. 2004 erschien ihr Album ‚Before the Poison‘, auf dem sie u. a. mit Nick Cave und P. J. Harvey zusammenarbeitete. Im selben Jahr trat sie in 75 Vorstellungen von ‚The Black Rider‘ von Robert Wilson auf. 2004 zog Marianne Faithfull von Dublin nach Paris, wo sie bis heute lebt. 2007 war sie als Hauptdarstellerin in dem Film ‚Irina Palm‘ zu sehen.

    ‚Negative Capability‘ ist das einundzwanzigste Studioalbum von Marianne Faithfull. Es wurde von Rob Ellis, Warren Ellis und Head produziert. Es wird als ihr ‚ehrlichstes Album‘ beschrieben und behandelt die Themen Liebe, Tod und Einsamkeit. Sie überarbeitete auf diesem Album drei ihrer älteren Songs: ‚It’s All Over Now, Baby Blue‘ von dem Album ‚Rich Kid Blues‘ aus dem Jahre 1971, ‚Witches Song‘ vom Album ‚Broken English‘ und den Song ‚As Tears Go By‘, aus dem Jahr 1964, mit dem sie ihre Karriere als 17-jähriges Mädchen begann. Der Rest der Songs ist, mit einer Ausnahme, neu und von Faithfull mit Unterstützung einiger ihrer langjährigen Freunde wie z.B. Nick Cave oder Ed Harcourt geschrieben. ‚Loneliest Person‘ z.B. ist ein Cover der Band ‚Pretty Things‘ aus deren Album ‚S.F. Sorrow‘ aus dem Jahre 1968.

    The Good, the Bad & the QueenMerrie Land

    Im Sommer 2004 begann Damon Albarn (Blur, Gorillaz) gemeinsam mit dem nigerianischen Schlagzeuger Tony Allen (Fela Anikulapo Kuti) und Simon Tong (The Verve), an einem Musikprojekt zu arbeiten. Albarn hatte die Vision, europäische und afrikanische Musik auf einem Album zu vereinen. Dieses Trio nahm in Nigeria einige Lieder auf, jedoch fehlte allen Stücken der Bass-Part. Also fragte Albarn Paul Simonon (The Clash). Außerdem gewann Albarn noch den DJ ‚Danger Mouse‘ als Produzenten. Das selbstbetitelte Debütalbum von ‚The Good, the Bad & the Queen‘ wurde also 2007 veröffentlicht. 11 Jahre später erschien unlängst ‚Merrie Land‘. 11 Jahre mussten die Fans dieses Projekts warten.

    Der Produzent dieses Albums ist Tony Visconti, der u.a. die Alben ‚Space Oddity‘ und ‚Blackstar‘ von David Bowie, Thin Lizzy, The Boomtown Rats oder The Moody Blues produzierte. Das Album handelt samt und sonders vom Thema Brexit und die Enttäuschung über eben jenen.
    In einem Interview mit der Zeitung ‚The Guardian‘ sagten die Bandmitglieder, dass ‚Merrie Land‘ mit dem Vorgängeralbum ‚The Good, the Bad & the Queen‘ zwar musikalische Einflüsse teilt, aber stilistisch unterscheiden sich die beiden doch ein wenig. Simon Tung bezeichnete ‚Merrie Land‘ als moderne englische Volksmusik mit etwas Rub-a-Dub. Tony Allen bemerkte, dass die Leute diesmal durchaus auch mal tanzen können. Während das erste Album der Band Londoner Bilder darstellte, geht dieses Album darüber hinaus und erweitert den Fokus über die Hauptstadt hinaus und wird somit noch britischer. Es macht quasi ein Foto von der Verwirrung der weltoffenen englischen Menschen, die nicht verstehen, wie es zum Brexit kommen konnte. Damon Albarn ist dafür extra durch das Land gereist und wollte schauen, wer diese Menschen sind, die für den Brexit gestimmt haben. Der Titel des Albums ist eine Anspielung auf die nostalgische, sentimentale Vision der Menschen von ihrem Land England. Ein Paradies was es nie wirklich gegeben hat. Und so entstand ein Album voller Traurigkeit und Resignation. Man kann es getrost als Konzeptalbum bezeichnen.

    Verkostet

    Glenmorangie 12 Quinta Ruban

    Die Brennerei wurde 1843 gegründet. Zuvor war in den Gebäuden der Destillerie eine Brauerei zu finden. In den Jahren 1931–1936 und 1941–1944 war die Brennerei geschlossen. Durch den Erfolg des Malts mussten die Produktionsanlagen mehrmals vergrößert werden. 1980 wurden zwei neue Brennblasen installiert und 1990 weitere vier, so dass heute mit insgesamt acht Brennblasen produziert wird. Glenmorangie ist der meistverkaufte Single-Malt in Schottland. Seit Oktober 2004 gehört das Unternehmen zur Gruppe Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH). In diesem Fall haben wir es mit dem Quinta Ruban 12 zu tun, der weder gefärbt noch kühlgefiltert ist, und mit 46% abgefüllt wird. Die ersten 10 Jahre lagerte der Malt in Bourbon-Fässer, danach dann zwei Jahre in Portfässer.

  • Feuilletöne – Sendung 275 – Marcel Proust, Rolling Blackouts Coastal Fever, The Beths, John Leguizamo’s Latin History for Morons und Glencadam 10

    Wir haben es geschafft! Wir haben ‚Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‘ von Marcel Proust durchgeackert! Alles sieben Bände! Außerdem haben wir ‚Hope Downs‘ von Rolling Blackouts Coastal Fever und ‚Future me Hates me‘ von The Beths gehört, ‚John Leguizamo’s Latin History for Morons‘ gesehen und einen 10-jährigen Glencadam verkostet.

    Gelesen

    Marcel ProustAuf der Suche nach der verlorenen Zeit – Teil VII – Die wiedergefundene Zeit

    Marcel Proust wurde 1871 geboren. Im Gymnasium begann er sich für das zu interessieren, was künftig sein Leben bestimmen sollte, nämlich Theater, Lesen und Schreiben. Er schloss 1893 sein Jura-Studium ab, ohne jemals einen juristischen Beruf auszuüben. Laut Proust liegt der Schlüssel nicht in einem Buch, sondern bei denen, die das Buch lesen.

    Als Proust im Januar 1909 einen Zwieback – im Roman ist es eine Madeleine – in seinen Tee taucht, wird er in seine Kindheit zurückversetzt. Er zieht sich von der Welt zurück, um einen Roman zu schreiben, von dem der erste Entwurf im September 1912 fertig wird. Der erste Band ‘Auf dem Weg zu Swann’ wurde von Verlagshäusern abgelehnt und erschien auf eigene Kosten im Jahre 1913. Zu diesem Zeitpunkt waren von Proust nur drei Bände geplant. Der Roman erzählt die Geschichte von Prousts eigenem Leben als allegorische Suche nach der Wahrheit und ist eines der wichtigsten Werke der Literaturgeschichte. Marcel Proust starb 1922 an einer Lungenentzündung in Paris. Die letzten drei Bände des Romans wurden posthum veröffentlicht. Wir haben für diese Folge der Sendung den siebten und letzten Band gelesen.

    Dieser beschreibt die Jahre des Ersten Weltkrieges und danach. Monsieur de Charlus denkt während eines Spaziergangs durch den Mondschein nach, während Paris in Flammen aufzugehen droht. Einige Jahre später, nach Kriegsende, kehrt unser Erzähler nach Paris zurück. Er denkt über die Zeit nach, die Realität, die Eifersucht, das künstlerische Schaffen. Und er sammelt Material für ein Buch, das er schreiben möchte, und zwar über sein früheres Leben. Dieser Band enthält neben den letzten drei Kapiteln auch den unverzichtbaren Index zu allen sieben Bänden des Romans.

    Gehört

    Rolling Blackouts Coastal FeverHope Downs

    Rolling Blackouts Coastal Fever ist eine australische Indie-Rockband. Die Mitglieder der Band sind Fran Keaney, sein Cousin Joe White, Tom Russo – die die Band 2013 in Melbourne gründeten – sein Bruder Joe Russo und Marcel Tussie. Die Debüt-EP ‚Talk Tight‘ wurde 2016 veröffentlicht, das Debütalbum ‚Hope Downs‘ im Jahr 2018. Es handelt sich um eine Band mit drei Gitarristen, was man auch nicht alle Tage hat

    Der Albumtitel bezieht sich laut Band auf die Hope Downs Mine – Eisenerzbergbau im Westen Australiens – und beschreibt „das Gefühl, am Rand des Nichts, des großen Unbekannten zu stehen und etwas zu finden, an dem man sich festhalten kann.“ Die Songs auf dem Album behandeln häufig das Thema Einsamkeit. Ein Jingle-Jangle-Indie-Rock-Pop-Album aus Australien. Mal was von ganz woanders.

    The Beths – Future me Hates me

    The Beths ist eine neuseeländische Indie-Popband, die 2015 gegründet wurde und aus Auckland kommt. Die Band besteht derzeit aus der Sängerin und Gitarristin Elizabeth Stokes, dem Gitarristen Jonathan Pearce und dem Bassisten Benjamin Sinclair. Die Band ist bekannt dafür, dass sie die Stimmen eines jedes Bandmitglieds verwendet um damit die für diese Band typischen Vokalharmonien zu erzeugen.

    Die Art der Musik die The Beths machen, insbesondere dieser Indie-Rock mit leichten, ohrwurmigen Melodien, die den geneigten HörerInnen auch gerne mal den ganzen Tag im Kopf bleiben, wird gern als einfach bezeichnet, was schlicht falsch ist, denn man muss dazu sagen, dass alle Bandmitglieder Musik studiert haben. Die zehn Songs auf ‚Future Me Hates Me‘ sind voller Tiefe weil sie eben nicht nur vom frischen Liebeskummer erzählen, sondern auch von all den Selbstzweifeln, die damit verbunden sind. Indie-Rock mit einem ganz kleinem Hauch Punk aus Neuseeland.

    Gesehen

    John Leguizamo’s Latin History for Morons

    John Leguizamo wurde 1964 in Bogotá geboren. Nach eigenen Angaben kommen seine Vorfahren aus Puerto Rico, Italien und dem Libanon. Er zog 1969 zusammen mit seiner Familie nach New York. Die Familie lebte in verschiedenen Stadtvierteln von Queens. Nach Abschluss der High School studierte er an der New York University Theaterwissenschaft. Wir haben uns das Programm ‚John Leguizamo’s Latin History for Morons‘ angesehen

    Verkostet

    Glencadam 10

    Die Brennerei wurde 1825 gegründet. Als Glencadam 1954 den Besitzer wechselte, wurde dieser Single Malt hauptsächlich für Blends der Marke ‚Ballantines‘ verwendet. Von 2000 bis 2003 war die Brennerei inaktiv. Sie gehören mittlerweile zu Angus Dundee zu denen auch Tomintoul gehören. Nachdem in den vergangenen Jahren ausschließlich der 15-jährigen Single Malt unter eigenem Namen abgefüllt und Teile an unabhängige Abfüller verkauft wurde, wird seit 2009 unter dem Namen Glencadam eine komplett neue Core Range vermarktet. Sie beinhaltet neben diesem 10-jährigen auch einen 14, 15 und 21-jährigen Single Malt.

  • Feuilletöne – Sendung 274 – Vanessa Sonder und Patrizia Hausheer, Idles, Low, Hagen Rether und Glenmorangie Nectar d’Or 12

    Hurraaaa! Ein Buch zweier Philosophinnen, und das auch noch hauptsächlich in Dialogform! Wir lasen nämlich ‚Was soll das alles – Bargespräche zweier Philosophinnen‘ von Vanessa Sonder und Patrizia Hausheer. Außerdem hörten wir ‚Joy as an Act of Resistance‘ von IDLES und ‚Double Negative‘ von Low und sahen die 2018er Version des Programms ‚Liebe‘ von Hagen Rether. Verkostet haben wir diesmal einen Glenmorangie Nectar d’Or 12. Und: Wir verlosen zwei Exemplare von ‚Was soll das alles – Bargespräche zweier Philosophinnen‘ von Vanessa Sonder und Patrizia Hausheer. Sagt uns bei Facebook (https://www.facebook.com/feuilletoene), Twitter (https://twitter.com/Feuilletoene) oder via E-Mail (info@feuilletoene.de) wer euer/e LieblingsphilosophIn ist und gewinnt ein Exemplar dieses Buches!

    Gelesen

    Vanessa Sonder/Patrizia Hausheer – Was soll das alles – Bargespräche zweier Philosophinnen (Arisverlag)

    Patrizia Hausheer wurde 1983 geboren, studierte Philosophie und französische Literatur an der Sorbonne, in Bourgogne und Zürich. Sie ist als Gymnasiallehrerin tätig. Außerdem arbeitet sie als Journalistin.

    Vanessa Sonder wurde 1982 geboren, studierte Philosophie, Biologie und allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität in Zürich. Sie arbeitet als Redakteurin und Lektorin. 2014 veröffentlichte sie ‚Gelebtes Embach – Erinnerungen an ein vergangenes Jahrhundert.

    Es geht in diesem Buch um zwei Freundinnen, nämlich eben um Vanessa Sonder und Patrizia Hausheer, die sich regelmäßig in einer Bar treffen, um über das zu reden was sie umtreibt. Und das sind Dinge wie z.B. das Leben an sich, der Sinn des Lebens, die Existenz und das Wissen um eben jene. Und da beide ein Philosophiestudium hinter sich haben, bleibt das alles auch nicht oberflächlich. Das Buch besteht zu ca. 90% aus Dialogen der beiden, was das Buch recht schnell macht. Dialoge und Philosophie? Eigentlich das perfekte Buch für die Feuilletöne. Oder?

    Gehört

    IdlesJoy as an Act of Resistance

    Die Idles, die eigentlich komplett in Großbuchstaben, also IDLES geschrieben werden, ist eine englische Punk-Rockband, die 2011 in Bristol gegründet wurde. Ihr Debütalbum ‚Brutalism‘ wurde 2017 mit großem Beifall seitens der Kritik bedacht. Und genau das gilt auch für das zweite Album ‚Joy as an Act of Resistance‘ aus dem Jahr 2018.

    Es geht in diesem Album um Männlichkeit, Liebe, Selbstliebe, Einwanderung, Brexit und Klassenkampf. Der Song ‚June‘ befasst sich mit dem Tod der Tochter einer der Bandmitglieder, die während der Geburt starb. Vier der Tracks des Albums wurden vor der Veröffentlichung zum Download zur Verfügung gestellt: ‚Colossus‘, ‚Danny Nedelko‘, ‚Samaritans‘ und ‚Great‘. Am Tag vor der Veröffentlichung des Albums wurde in London eine Kunstausstellung eröffnet, in der vom Album inspirierte Kunstwerke gezeigt wurden. Die Musik auf diesem Album erinnert schon hin und wieder ein wenig an The Clash. Nicht das schlechteste. Und die Feuilletöne, was sagen sie zu diesem hochgelobten Album?

    LowDouble Negative

    Low ist eine US-amerikanische Indie-Rock-Gruppe aus Minnesota, die 1993 gegründet wurde. Sie besteht aus Alan Sparhawk (Gitarre und Gesang), Mimi Parker (Schlagzeug und Gesang) und Steve Garrington (Bass). Die Musik von Low zeichnet sich durch langsame Tempi und minimalistische Arrangements aus. Manchmal wird die das was sie machen auch als Slowcore bezeichnet. Die Mitglieder der Band lehnen diese Bezeichnung jedoch ab.

    Double Negative ist bereits das zwölfte Album der Band. Produziert wurde es von B.J. Burton, ein sehr experimentierfreudiger Produzent. Und so wurde die Klangpalette auf diesem Album um einiges erweitert: Sie wollten sehen ob jemand was mit ihrer Musik anfangen kann, der eher ein „ein Hip-Hop-Typ“ ist, wie Sparhawk sagt, und was daraus am Ende wird. Band und Produzent wurden so zu Co-Autoren, die die Stücke aufbauten und zerlegten, bis sie schließlich zu Songs zusammengefügt wurden. Das Albumcover für Double Negative wurde von dem englischen Künstler Peter Liversidge entworfen. Oha, viel Elektronik. Ganz viel Elektronik. So Alben haben es bei uns ja immer ein bisschen schwerer als andere. Wenn das mal gut geht.

    Gesehen

    Hagen Rether – Liebe – 2018

    Der Kabarettist Hagen Rether wurde 1969 in Bukarest geboren. Er verbrachte die ersten Jahre seines Lebens in Bukarest und in Hermannstadt. 1973 siedelte seine Familie nach Deutschland über und zog nach Freiburg im Breisgau. Er spielt seit seinem achten Lebensjahr Klavier. Anfang der 90er Jahre absolvierte er ein Studium an der Kunsthochschule in Essen.
    Seit 2002 ist Hagen Rether Mitglied des Netzwerks ‚attac‘. Er ist außerdem Mitglied von ‚Amnesty International‘ sowie des Vereins ‚Integrative Kulturarbeit e.V.‘, der soziokulturelle Projekte an Schulen in den sozialen Brennpunkten des Ruhrgebiets organisiert. Zudem unterstützt er ‚Medica mondiale‘ – eine deutsche Frauenrechtsorganisation mit Sitz in Köln, die weltweit Hilfsprojekte für Frauen und Mädchen unterstützt, die von sexualisierter Kriegsgewalt betroffen sind – für welche er mittels Ständen bei seinen Auftritten wirbt. Wir haben uns die 2018er Version seines Programms ‚Liebe‘ angeschaut.

    Verkostet

    Glenmorangie Nectar d’Or 12

    Die Brennerei wurde 1843 gegründet. Zuvor war in den Gebäuden der Destillerie eine Brauerei zu finden. In den Jahren 1931–1936 und 1941–1944 war die Brennerei geschlossen. Durch den Erfolg des Malts mussten die Produktionsanlagen mehrmals vergrößert werden. 1980 wurden zwei neue Brennblasen installiert und 1990 weitere vier, so dass heute mit insgesamt acht Brennblasen produziert wird. Glenmorangie ist der meistverkaufte Single-Malt in Schottland. Seit Oktober 2004 gehört das Unternehmen zur Gruppe Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH). Grundsatz der Brennerei ist bis heute erhalten geblieben: Es sollen immer genau 16 Mitarbeiter bei Glenmorangie beschäftigt sein, die 16 Men of Tain. Dieses bezieht sich allerdings nur noch auf die Menschen, die tatsächlich am Brennprozess beteiligt sind, insgesamt sind in der Destillerie mittlerweile ca. 90 Menschen beschäftigt, zum Beispiel im Lager, im Besucherzentrum oder der Verwaltung. Außerdem ist inzwischen einer der „16 Men of Tain“ eine Frau, es darf angenommen werden, dass sich auch das in näherer Zukunft noch ändern wird. In diesem Fall haben wir es mit dem Nectar d’Or 12 zu tun, der weder gefärbt noch kühlgefiltert ist, und mit 46% abgefüllt wird. Die ersten 10 Jahre lagerte der Malt in Bourbon-Fässer, danach dann zwei Jahre in Sauternes Fässer des Weingutes Château d’Yquem.

  • Feuilletöne – Sendung 273 – Juna Grossmann, Chilly Gonzales, Delvon Lamarr Organ Trio, Aufschneider und Dat Blonde

    Wir haben diesmal ein wichtiges Buch über ein wichtiges Thema gelesen, nämlich über das Thema Antisemitismus, es heißt ‚Schonzeit Vorbei‘ und ist von Juna Grossmann. Außerdem haben wir ‚Solo Piano III‘ von Chilly Gonzales und ‚Close but no Cigar‘ vom Delvon Lamarr Trio gehört, den Zweiteiler ‚Aufschneider‘ gesehen und ‚Dat Blonde‘ von der Liebhart’s Privatbrauerei verkostet.

    Gelesen

    Juna Grossmann – Schonzeit Vorbei (Droemer Knaur)

    Juna Grossmann wurde 1976 in (Ost-)Berlin geboren. Sie hat Sonderpädagogik studiert und arbeitet seit vielen Jahren in Gedenkstätten und Museen. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin erstellte sie die Ausstellung ‚Kriegsgefangene Rotarmistinnen im KZ‘. Sowjetische Militärmedizinerinnen in Ravensbrück.‘ Seit 2009 leitet sie das Ausstellungsbüro eines Berliner Museums. Außerdem ist sie Beraterin für Social-Media-Auftritte für Gedenkstätten und Kultureinrichtungen. Seit 2008 betreibt Juna Grossmann den Blog irgendwiejuedisch.com und engagiert sich ehrenamtlich bei rentajew.org.

    Juna Grossmann beobachtet seit Jahren, wie offene judenfeindliche Angriffe zunehmen, lauter werden und bedrohlicher. In diesem Buch schildert sie wie Juden unter diesem zunehmend permanenten antisemitischen Beschuss leben müssen, berichtet vom Wachsen einer Angst, die sie vor einigen Jahren noch nicht kannte, und davon, wie sie eines Tages merkte, dass auch sie mittlerweile auf gepackten Koffern lebt, bereit zur Flucht vor eben diesem Hass. Weil sie sich aber damit nicht abfinden will, geht sie in die Öffentlichkeit, schreibt  dieses Buch und appelliert an die Mitbürger: „Steht zu uns, helft uns, greift ein! Denn auch für euch ist die Schonzeit vorbei.“

    Links zum Thema:

    Kompetenzzentrum Prävention und Empowerment der ZWST e.V.

    Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS)

    Amadeu Antonio Stiftung

    Antidiskriminierung in der Arbeitswelt

    Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus

    Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V.

    Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus

    Gehört

    Chilly Gonzales – Solo Piano III

    Chilly Gonzales heißt eigentlich Jason Charles Beck und wurde 1972 in Montréal geboren. Er ist Pianist, Produzent und Komponist. Derzeit lebt er in Köln und lebte zuvor mehrere Jahre in Paris. Bekannt ist er für seine Alben mit eingängigen, klassischen Klavierkompositionen, vor allem auf den Alben ‚Solo Piano I‘ aus dem Jahre 2004 und ‚Solo Piano II‘ aus dem Jahre 2012. Gonzales ist Teil der Sendung ‚Pop Music Masterclass‘ des WDRs, des Dokumentarfilms ‚Classical Connections‘ von BBC Radio 1, ‚Die Geschichte der Musik‘ von Arte und ‚Music’s Cool with Chilly Gonzales‘ der Beats1-Radioshow von Apple Music. Er schrieb mehrere Zeitungsartikel für The Guardian, Vice, Billboard und andere. Er ist der jüngere Bruder des erfolgreichen Filmkomponisten Christophe Beck.

    Wie schon auf den vorangegangenen ‚Solo Piano I‘ und ‚Solo Piano II‘, hört man hier ausschließlich Chilly Gonzales das Piano spielen – wie der Titel  auch schon vermuten lässt. Es finden sich aber ein paar mehr Dissonanzen, Spannungen und impressionistische Ausflüge als auf den beiden vorangegangenen Alben dieser Art. Es scheint, als wäre er musikalisch ein bisschen mutiger geworden. Das erzeugt musikalische Spannung in den einzelnen Stücken und trägt auch dazu bei, dass es nicht langweilig wird. Und so spielt sich Chilly Gonzales durch die unterschiedliche Epochen der klassischen Klaviermusik. Ob das alles für den grünen Klee reicht?

    Delvon Lamarr Organ Trio – Close but no Cigar

    Delvon Lamarr Organ Trio oder auch DLO3 ist eine 2015 gegründete amerikanische Soul-Jazz-Gruppe. Die Band bestand ursprünglich aus dem Keyboarder Delvon Lamarr an der Hammond Orgel, dem Gitarristen Colin Higgins und dem Schlagzeuger David McGraw. Schon bald ersetzte der Jimmy James Colin Higgins. Ende 2018 ersetzte Schlagzeuger Doug Octa Port McGraw. Alle Mitglieder stammen aus der Musikszene von Seattle. Ursprünglich war Delvon Lamarr Schlagzeuger und Trompeter, wechselte aber im Alter von 22 Jahren zur Orgel. Die Band tourte sowohl durch die USA als auch international und trat bei verschiedenen Musikfestivals auf.

    ‚Close But No Cigar‘ ist das erste Studioalbum des Trios, es wurde im Frühling des Jahres 2018 veröffentlicht. Im selben Jahr veröffentlichte die Band bereits ein Live-Album mit dem Titel ‚Live at KEXP!‘ Soul Jazz ist es, was die geneigten HörerInnen hier zu hören bekommen. Und der Name ist Programm. Die Musik tief im Funk der 60er und 70er Jahre verwurzelt und ausschließlich instrumental. Der Bass wird vollständig von Delvon Lamarr mit der Hammond-Orgel gespielt, was allein schon ziemlich faszinierend ist, aber auch die anderen beiden Musiker sind phantastisch. Dieses Album ist noch mit Port McGraw am Schlagzeug entstanden, der ja mittlerweile nicht mehr Teil der Band ist. Close But No Cigar heißt in etwa so viel wie fast gut oder fast richtig. Gilt das auch für das Album?

    Gesehen

    Aufschneider

    Bei ‚Aufschneider‘ handelt es sich um einen zweiteiligen österreichischen Fernsehfilm von David Schalko und Josef Harder, aus dem Jahre 2009. Dieser Zweiteiler handelt vom Chef der Pathologie eines Krankenhauses in Österreich Dr. Fuhrmann. Sein Gegenspieler in dieser Klinik ist der Chirurg Dr. Böck. Da sich beide nicht mögen, versucht Fuhrmann fortwährend Dr. Böck einen Kunstfehler nachzuweisen. Außerdem zieht seine Tochter Feli plötzlich zu ihm und wirft ein Auge auf den neuen Assistenten Winkler, was ihm missfällt. Dazu hat die Ex-Frau ausgerechnet mit Primar Dr. Böck eine Affäre. Zudem entführt Fuhrmanns Kollegin Dr. Wehninger ihren toten Vater aus der Pathologie, um ihn nicht obduzieren zu müssen. Gemeinsam wird der Leichnam unter etlichen Umständen wieder zurückgebracht. Das Ganze fliegt jedoch auf und Dr. Fuhrmann wird suspendiert. Dr. Böck operiert indessen einem Gaddafi-Sohn das falsche Knie und wird ebenfalls suspendiert. Außerdem ist Dr. Fuhrmanns Ex-Frau Schwanger, was die Beziehung zu Dr. Böck mehr und mehr belastet. Auch Fuhrmann ist von dieser Nachricht nicht begeistert. Hinzu kommt eine plötzliche Schwangerschaft von Tochter Feli. Während einer Liebesnacht mit Dr. Wehninger entdeckt Fuhrmann eine Veränderung an seiner Brust und versucht sich am nächsten Tag selbst zu operieren. Nachdem er dabei kollabiert, wird er von Dr. Böck gerettet. Und dann gibt es da noch einen Handel mit Hornhäuten von Verstorbenen durch die beiden Gehilfen der Pathologie und die Bestatterin Anke.

    Verkostet

    Liebharts Privatbrauerei – Dat Blonde

    Wir sind mal wieder bei der Liebhartsbrauerei und haben diesmal ‚Dat Blonde‘ verkostet. Es ist vegan, unfiltriert, wird aus Zutaten aus ökologischem Landbau gebraut und ist extra lange gereift. Es wird Hallertauer Aromahopfen verwandt.

  • Feuilletöne – Sendung 272 – Margarete Stokowski, TT, Dota Kehr, Daniel Sloss und Glenmorangie Lasanta 12

    Die Tage des Patriarchats sind gezählt, nämlich! Und weil das hoffentlich so ist, lasen wir ‚Die letzten Tage des Patriarchats‘ von Margarete Stokowski. So! Außerdem hörten wir wieder zwei Alben, diesmal ‚LoveLaws‘ von TT a.k.a. Theresa Wayman und ‚Die Freiheit‘ von Dota Kehr. Wir sahen das Programm ‚Dark‘ von Daniel Sloss und verkosteten den 12-jährigen Glenmorangie Lasanta.

    Gelesen

    Margarete Stokowski – Die letzten Tage des Patriarchats (Rowohlt)

    Margarete Stokowski wurde 1986 in Zabrze in Polen geboren, sie lebt seit 1988 in Berlin und studierte Philosophie und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie schrieb als freie Autorin bereits für ‚die taz‘ und ‚Die Zeit‘. Seit 2015 erscheint ihre wöchentliche Kolumne ‚Oben und unten‘ bei Spiegel Online. Ihr erstes Buch ‚Untenrum frei‘ haben wir in dieser Sendung in Episode 242 besprochen.

    Dieses Buch ist eine Sammlung von Texten aus Kolumnen und Essays, die Margarete Stokowski schrieb. Es werden Fragen gestellt wie: Dürfen Männer nach der feministischen Revolution Frauen noch die Tür aufhalten? Und sind Komplimente erlaubt? Und es geht darum, dass Frauen immer noch weniger Geld verdienen als Männer, dafür putzen und pflegen sie mehr. Und am Ende sterben sie dafür auch noch ärmer. Sie schreibt über Ungerechtigkeiten, an die sich die Menschen gewöhnt haben. Es um Frauenkörper und wie sie kommentiert werden, um Pornos und Unisextoiletten, um #Metoo- und #Aufschrei-Debatten, aber auch um Rechtsextremismus und die Frage, warum sich Feminismus und Rassismus ausschließen. Einer der tollsten Dinge an diesem Buch ist aber, dass Resignation keine Lösung ist. Und dass der Humor nicht zu kurz kommt.

    Gehört

    TT – LoveLaws

    Theresa Becker Wayman wurde 1980 wurde in Eugene, Oregon geboren und ist auch dort aufgewachsen. Sie ist Musikerin, Sängerin, Liedermacherin und Schauspielerin. Bekannt wurde sie als Gitarristin und Sängerin der Band Warpaint. Mit neun Jahren begann sie sich für Musik zu interessieren. Sie fing laut eigenen Angaben an auf der Gitarre zusammen mit ihrem Vater zu jammen. Im Alter von 10 Jahren ermutigte ihre Mutter sie Klavier zu lernen. Mit ca. 21 jahren begann sie dann ernsthaft Gitarre und Schlagzeug zu spielen. Zu ihren musikalischen Einflüssen gehören Talking Heads, Cyndi Lauper, Tina Turner, Jimmy Page oder Björk. Sie ist seit ihrer Jugend mit Emily Kokal befreundet, mit der sie später Warpaint gründete. Beide reisten in ihren späten Teenagerjahren zusammen durch Europa und lebten zusammen in New York, Los Angeles und Kalifornien.

    ‚LoveLaws‘ ist das erste Soloalbum von Theresa Wayman und wurde untrer dem Künstlernamen ‚TT‘ veröffentlicht. Warpaint-Fans werden hier sicherlich eine Menge finden, was auch bei Warpaint musikalisch eine größerer Rolle spielt. Das Album ist jedoch sehr von ihrer Persönlichkeit, ihrer eigenen Lyrik und eben dem dazugehörenden persönlichem Flair geprägt, dass es sich lohnt dieses Album unabhängig von Warpaint zu betrachten. ‚LoveLaws‘ ist aufgrund der Art der Produktion ein Album, was man von Anfang bis Ende mit dem Kopfhörer hören sollte, sonst verliert es zu sehr an intensität und Atmosphäre. Wenn man das macht, dann eröffnen sich hübsche Klanglandschaften, und die HörerInnen werden an einsame, ruhige Orte zu gebracht. Und ist dieses Album auf unserer Skala nun ein ‚Warpaint‘ oder doch eher ein ‚Campino‘?

    Dota Kehr – Die Freiheit

    Dota (eigentlich Dorothea) wurde 1979 in Berlin geboren. Sie ist Liedermacherin und Musikproduzentin. Dota Kehr ist studierte Medizinerin. Ihre Band hieß ursprünglich ‚Dota und die Stadtpiraten‘, seit 2013 nur noch ‚Dota‘. Sie spielte zunächst Saxophon und begann mit 14 Jahren auf Jahrmärkten aufzutreten. Im Alter von 21 Jahren lernte sie Gitarre zu spielen. Sie war zunächst als Straßenmusikerin unterwegs, bis Mitte der 00er Jahre war sie deswegen auch unter dem Künstlernamen ‚Kleingeldprinzessin‘ bekannt.

    In dem Album ‚Die Freiheit Texte‘ werden kleine Geschichtchen vom Gefühlsleben überforderter Großstädter erzählt. Sie ist dabei lediglich Beobachterin, nicht Teil der erzählten, bzw. besungen Dinge. Musikalisch fühlt man sich ab und an an ‚Wir Sind Helden‘ oder ‚Kante‘ erinnert, nur sehr viel leiser und zurückhaltender. Und manchmal schimmert ein wenig die Stimme von Judith Holofernes durch den Gesang von Dota Kehr. Es geht in diesem Album um eine Gesellschaft, die nicht wirklich weiß was sie will. Weder im privaten, noch im öffentlichen Leben. Musikalisch changiert das Album zwischen zurückhaltendem Elektro-Pop und Liedermacherin an der akustischen Gitarre. Und obwohl das Album ‚Die Freiheit‘ heißt, geht es meist um das Gegenteil. Und wir? Was sagen wir? Tja. Gehet hin und höret!

    Gesehen

    Daniel Sloss – Dark

    Daniel Sloss wurde 1990 in der Nähe von London geboren, wuchs allerdings in Schottland auf. Er ist Komiker, Schauspieler und Schriftsteller. Er war bereits als Teenager auf der Bühne und auch im Fernsehen zu sehen. Er war der jüngste Komiker, der im Alter von 19 Jahren ein Solo-Programm im Londoner West End spielte. Er tourte anschließend weltweit und war schließlich auch im US-Fernsehprogrammen mit mehrfachen Auftritten in den Sendungen ‚Conan‘ und ‚The Late Late Show‘ mit Craig Ferguson zu sehen. 2018 veröffentlichte Netflix ein zwei Stunden Comedy-Special unter dem Titel ‚Daniel Sloss – Live Shows‘ mit den Programmen ‚DARK‘ und ‚Jigsaw‘.

    Verkostet

    Glenmorangie Lasanta 12

    Die Brennerei wurde 1843 von den Brüdern Matheson gegründet. Zuvor war in den Gebäuden der Destillerie eine Brauerei zu finden. Bereits 1880 konnten sie Single Malt nach Italien und die USA exportieren. In der Hand der Familie Matheson blieb die Brennerei bis 1918, danach übernahm MacDonald & Muir das Unternehmen. In den Jahren 1931–1936 und 1941–1944 war die Brennerei geschlossen. Durch den Erfolg des Glenmorangie mussten die Produktionsanlagen mehrmals vergrößert werden. 1980 wurden zwei neue Brennblasen installiert und 1990 weitere vier, so dass heute mit insgesamt acht Brennblasen produziert wird. Glenmorangie ist der meistverkaufte Single-Malt in Schottland. Im Jahr 2004 übernahm Glenmorangie PLC die Scotch Malt Whisky Society mit mehr als 27.000 Mitgliedern. Seit Oktober 2004 gehört das Unternehmen zur Gruppe Moët Hennessy Louis Vuitton (LVMH), die den Anteil der Familie McDonald übernommen hat. Heute gehört zur Glenmorangie neben der eigentlichen Brennerei seit 1997 noch Ardbeg. Ein Grundsatz der Brennerei ist bis heute erhalten geblieben: Es sollen immer genau 16 Mitarbeiter bei Glenmorangie beschäftigt sein, die 16 Men of Tain. Dieses bezieht sich allerdings nur noch auf die Menschen, die tatsächlich am Brennprozess beteiligt sind, insgesamt sind in der Destillerie mittlerweile ca. 90 Menschen beschäftigt, zum Beispiel im Lager, im Besucherzentrum oder der Verwaltung. Außerdem ist inzwischen einer der „16 Men of Tain“ eine Frau, es darf angenommen werden, dass sich auch das in näherer Zukunft noch ändern wird.