Maxim Leo, Art Blakey & The Jazz Messengers, I called him Morgan und Glenrothes Vintage 21

In der 290. Folge der wöchentlichen Sendung der Feuilletöne lasen wir ‚Wo wir zu Hause sind‘ von Maxim Leo, hörten ‚Moanin‘ von Art Blakey & The Jazz Messengers, sahen ‚I called him Morgan‘ – wo es um den Trompeter der Messengers geht – und verkosteten einen 21-jährigen Glenrothes.

Gelesen

Maxim Leo – Wo wir zu Hause sind (Kiepenheuer & Witsch)

Maxim Leo wurde 1970 in Ost-Berlin geboren. Er ist gelernter Chemielaborant, studierte Politikwissenschaften und wurde schließlich Journalist. Heute schreibt er gemeinsam mit Jochen Gutsch Kolumnen für die Berliner Zeitung über sprechende Männer und Alterspubertierende und Drehbücher für den Tatort. 2006 erhielt er den Theodor-Wolff-Preis. Für sein autobiografisches Buch ‚Haltet euer Herz bereit, eine ostdeutsche Familiengeschichte‘ wurde er 2011 mit dem Europäischen Buchpreis ausgezeichnet. 2014 erschien sein Krimi ‚Waidmannstod. Der erste Fall für Kommissar Voss‘ und 2015 ‚Auentod‘.  Er ist der Enkel des Résistance-Kämpfers und Journalisten Gerhard Leo und Sohn der Historikerin Annette Leo und des Künstlers Wolf Leo.

Es geht in diesem Buch um die Geschichte einer jüdischen Familie, die auf der Flucht vor den Nazis in alle Winde zerstreut wurde, und deren Kinder und Enkel nach Berlin zurückfinden, in die Heimat ihrer Vorfahren Irmgard und Hans – zwei Berliner Jura-Studenten – die 1934 nach Israel auswanderten und in einem Kibbuz unweit der Golanhöhen ihre Kinder großzogen.

In England trifft Maxim Leo die Familie von Hilde, die als Schauspielerin in kleinen Theatern in der Berliner Friedrichstraße arbeitete und in jungen Jahren Fritz Fränkel heiratete – er war Gründer der KPD und Freund Walter Benjamins – mit dem sie nach Frankreich emigrierte. Später floh sie mit ihrem Sohn nach London, wo sie es bis zur Millionärin brachte.

In Frankreich wohnt Maxim Leos Tante Susi, deren Mutter Ilse im Internierungslager Gurs in Frankreich ihre große Liebe kennenlernte und bis zum Kriegsende im Untergrund lebte.

Maxim Leo ist auf der Suche nach der Vergangenheit seiner Familie. Er entdeckt, dass Zusammengehörigkeit keine Grenzen kennt.

Gehört

Art Blakey & The Jazz MessengersMoanin‘

Arthur William Blakey wurde 1919 in Pittsburgh, Pennsylvania geboren. Er war Jazz-Schlagzeuger und Bandleader. Er verdiente sein Geld zunächst im Bergbau. Musikalisch begann er als autodidaktischer Pianist, bis er in seiner eigenen Band von Erroll Garner abgelöst wurde. Daraufhin wandte er sich dem Schlagzeug zu.

Im Jahr 1944 schloss sich Art Blakey der neugegründeten Bigband von Billy Eckstine an. Im Sommer 1944 spielten Billy Eckstine and His Orchestra in East St. Louis, Illinois, wo sie in der Besetzung Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Buddy Anderson, Gene Ammons, Lucky Thompson und Art Blakey auftraten. Ihr Zusammenspiel begeisterte einen 18-jährigen jungen Mann namens Miles Davis so sehr, dass er von nun an nichts anderes mehr hören wollte als eben diese Musik.

Als Billy Eckstine die Band 1947 auflöste, reiste Art Blakey nach Afrika, wo er die nächsten zwei Jahre verbrachte. Die musikalische Erfahrungen dieses Aufenthalts schlugen sich später in Stücken wie ‚Message from Kenya‘, Abdallah’s Delight oder seinen polyrhythmischen Schlagzeugsoli nieder. Weitere Beispiele für diese Einflüsse sind die Alben Holiday for Skins Vol. 1 und Vol. 2.

Nach seiner Rückkehr in die USA spielte er in vielen Bands und als Begleiter herausragender Solisten, zum Beispiel von Fats Navarro, Thelonious Monk oder eben Miles Davis. Und für Miles Davis entstand auch das Blue Note-Album ‚Miles Davis Volume 2‘, für das Art Blakey einen jungen und unbekannten Pianisten namens Horace Silver hinzuzog.

Unter dem Eindruck von Charlie Parker, Fats Navarro und Freddie Webster und anderen wurde auch Art Blakey heroinabhängig.

1955 war es dann so weit, er gründete zusammen mit Horace Silver eine eigene Combo, die Hard-Bop-Band ‚The Jazz Messengers‘. Silver stieg aber bereits 1956 wieder aus und überließ Art Blakey den Bandnamen, so dass aus ‚Horace Silver & the Jazz Messengers‘ nun ‚Art Blakey & the Jazz Messengers‘ wurde. Art Blakey erwartete von seinen jeweiligen Bandmitgliedern, dass sie ihren Beitrag zum Repertoire der Gruppe leisteten. So stammen z.B. die bekanntesten Messengers-Stücke Moanin‘ und Dat Dere aus der Feder des Pianisten Bobby Timmons. Die geschlossensten und auch bekanntesten Formationen aus dieser Zeit – wir sprechen von den späten 50ern, bzw. den frühe 60ern – waren diejenigen mit den Trompetern Lee Morgan und Freddie Hubbard, den Tenorsaxophonisten Benny Golson und Wayne Shorter und den Pianisten Horace Silver, Bobby Timmons und Cedar Walton. Zu Beginn der 1960er Jahre wurden die Messengers außerdem durch die Hinzunahme des Posaunisten Curtis Fuller gelegentlich zum Sextett erweitert. Mit den 80er Jahren begann die letzte Phase der Band. In dieser Zeit war u.a. Wynton Marsalis Teil der Band. Blakey starb 1990 an Lungenkrebs.

Moanin’ wurde 1958 aufgenommen und im 1959 veröffentlicht. Es gilt als eines der Jazz-Alben schlechtin. Das Album hatte zunächst einen anderen Titel, aber die sofortige Popularität des Bobby Timmins-Stückes ‚Moanin’‘ sorgte dafür, dass das Album unter eben diesem Titel bekannt wurde. Die anderen Stücke wurden vom Saxophonisten Benny Golson geschrieben, der nur dieses eine Album mit ihnen aufnahm. Alle Stücke bis auf die ‚Drum Thunder Suite‘ wurden Erkennungszeichen der Jazz-Messengers. Dieses Album ist anspruchsvoller, moderner Jazz aus dem Jahre 1959.

Gesehen

I called him Morgan

Es geht in diesem Film um Lee Morgan – genau der, von dem schon bei ‚Gehört‘ die Rede war. Er wurde 1938 in Philadelphia geboren. Die in diesen Zeiten der faktischen Rassentrennung fast ausschließlich von schwarzen Schülern besuchte Mastbaum High School, die Lee Morgan besuchte, war für ihren musikpädagogischen Schwerpunkt bekannt. Und Morgan galt als ausgesprochenes Wunderkind. Tatsächlich war Morgan schon mit 18 Jahren prominentes Mitglied der Big Band von Dizzy Gillespie. Bei einem Konzert der Gillespie-Band wurden die Besitzer des aufstrebenden Plattenlabels Blue Note Records auf den jungen Virtuosen aufmerksam und nahmen ihn unmittelbar darauf unter Vertrag. 1958 verließ er Gillespies Band, um sich den Jazz Messengers von Art Blakey anzuschließen. Die Messengers-Besetzung mit Morgan wird allgemein zu den besten in der über dreißigjährigen Geschichte dieses stilbildenden Ensembles gerechnet, und mit Sicherheit stammt eines der bekanntesten Solos der Bandgeschichte von ihm: Am 30. Oktober 1958 spielten die Messengers die Studio-Version von ‚Moanin’‘ ein. Sein Solo wurde stilprägend und mit dem fast genau 30 Jahre älteren Louis Armstrong auf einem Level verglichen.

I Called Him Morgan ist ein schwedisch-amerikanischer Dokumentarfilm aus dem Jahr 2016, der von Kasper Collin geschrieben und inszeniert wurde. Er berichtet über das Leben des Jazztrompeters Lee Morgan und seiner Frau Helen Morgan, die im Februar 1972 für seinen Mord verantwortlich war. ‚I called him Morgan‘ hatte am 24. März 2017 in den USA Premiere. Die New York Times nannte den Film „ein zartes menschliches Drama über Liebe, Ehrgeiz und Ruhm in der Musik“. Seit 2017 kann man den Film nun auch bei Netflix sehen.

Verkostet

Glenrothes Vintage 21

Glenrothes ist eine Whiskybrennerei am Ortsrand von Rothes in der Speyside. Die Brennerei wurde 1878 durch James Stuart & Co. gegründet. Sie war nach Glen Grant die zweite Destillerie im Ort. Die Produktion von Whisky begann 1879, an dem Tag als die erst zwei Jahre zuvor erbaute Firth-of-Tay-Brücke bei Dundee einstürzte. 1887 kam die Brennerei zu Highland Distillers. Ein Feuer zerstörte 1922 das Lagerhaus Nr. 1 mit rund 2.500 Fässern Whisky. Der brennende Whisky floss in den Burn of Rothes, der mitten durch den Ort läuft. 1963 wurde die Anzahl der Brennblasen von vier auf sechs, 1980 auf acht und 1989 auf zehn erhöht. Wir haben es diemal mit einem 21-jährigen Single Malt zu tun, der nicht gefärbt wurde.


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