Episoden

  • KiWi Musikbibliothek, The Murder Capital, Belle and Sebastian und Man & The Echo

    Ist Frau Eichler aus dem Haus, tanzt Herr Martinsen auf dem Tisch. So lautet ein altes Sprichwort. Deswegen ist Herr Martinsen in Episode 313 endgültig komplett musikalisch unterwegs, also fast jedenfalls. Er hat in die ‚KiWi Musikbibliothek‘ reingelesen, hörte ‚When I have Fears‘ von The Murder Capital, ‚Days of the Bagnold Summer‘ von Belle and Sebastian und ‚Men of the Moment‘ von Man & The Echo

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    KiWi Musikbibliothek

    Mit vier Titeln zum Auftakt beginnt der KiWi-Verlag eine neue Reihe zum Thema Musik. Bekannte Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler, Musikerinnen und Musiker schreiben über ihre Lieblingsband oder ihre liebsten Sängerinnen und Sänger: radikal subjektive Liebeserklärungen auf knapp 100 Seiten.
    Den Auftakt machen Thees Uhlmann über Die Toten Hosen, Sophie Passmann über Frank Ocean, Anja Rützel über Take That und Tino Hanekamp über Nick Cave. Diesen Büchern folgend sind vier bis sechs weitere Titel pro Jahr geplant.

    Und wenn es um Musik geht, da ist Herr Martinsen natürlich sofort dabei, deswegen hat er sich das Ganze angeguckt und in ein paar dieser Werke reingeguckt. Ein schickes kleines Musikzimmer soll es laut Verlag werden. Hört sich gut an. Ob es das auch für Herrn Martinsen ist, das hört ihr in dieser Episode.

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    The Murder CapitalWhen I have Fears

    The Murder Capital sind eine irische Post-Punk-Band aus Dublin. Die Band wird gerne mit Bands wie Idles, Slaves, Shame oder der irischen Band Fontaines DC verglichen.

    2019 veröffentlichten The Murder Capital das Debütalbum ‚When I Have Fears‘.

    Die Texte der Band handeln u.a. von ihrer Heimatstadt: „Es fühlt sich einfach so an, als gäbe es jede Menge verdammter Hotels in Dublin, an deren Stelle aber besser neue Wohnungen entstehen hätten können. Überall in der Stadt stehen Kräne.“ Es geht um Obdachlosigkeit, Selbstmord und psychische Probleme. „Wir wollen nur so viel wie möglich über Dinge reden und sicherstellen, dass die Regierung mitbekommt, dass wir mit dem, was ist, nicht zufrieden sind.“

    Sie singen also über die Misstände in Dublin, was auf der einen Seite boomt, aber eben dabei auch viele Menschen einfach zurücklässt. Davon handelt dieses Album. Man fühlt sich des Öfteren an New Model Army erinnert. Der Sänger James McGovern hat eine recht ähnliche Stimme und auch sonst ist der Sound dieser Band ebenjenen recht Nahe.

    Belle and Sebastian – Days of the Bagnold Summer

    Was diese Band macht, wird als Twee-Pop, Baroque-Pop, Jangle-Pop oder einfach Indie- bzw. Folk-Pop beschrieben. Charakteristisch für die Texte des Songwriters Stuart Murdoch sind kleine Geschichten, die Episoden aus dem Leben von Außenseitern im Teenager-Alter erzählen. Von ca. 1996–2001 wurden die Alben größtenteils von der Band selbst produziert und hatten häufig eher nüchterne Arrangements, die in Richtung Folk gingen.

    Erst mit der Veröffentlichung des Albums ‚Dear Catastrophe Waitress‘ aus dem Jahr 2003 holte die Band sich mit Trevor Horn professionelle Hilfe ins Studio. Das Ergebnis war ein Sound, der deutlich polierter und poppiger war als der Sound der Vorgängeralben. Die Band verfolgte diesen Weg weiter und veröffentlichte im Jahre 2006 ‚The Life Pursuit‘, diesmal mit Tony Hoffer als Produzenten.

    Eine Besonderheit von Belle and Sebastian ist, dass seit dem dritten Album ‚The Boy with the Arab Strap‘ anstelle von Stuart Murdoch auch andere Bandmitglieder bei einigen Liedern den Gesang übernehmen. Ab dem Album ‚Girls in Peacetime Want to Dance‘ weist stilistisch eine größere Bandbreite auf. Neben den klassischeren Songs gibt es Anleihen von Disco, Klezmer, Soul und Europop zu hören.

    ‚Days of the Bagnold Summer‘ ist der Soundtrack für Simon Birds filmische Adaption von Joff Winterharts gleichnamiger Graphic Novel. Die Band wurde vom Regisseur zu einer Zeit engagiert, als Stuart Murdoch einige der älteren Songs überarbeitete, sodass genau diese Songs den Soundtrack bilden. ‚Get Me Away from Here I’m Dying‘ und ‚I Know Where the Summer Goes‘ wurden für den Film neu aufgenommen, während ‚Safety Valve‘ aus dem Jahr 1993 stammt. Das alles klingt wie aus einem Guss. Die älteren Songs harmonieren mit einer Handvoll neuer Songs, und machen aus diesem Album ein recht homogenes Werk. ‚Days of the Bagnold Summer‘ ist somit ein Soundtrack, der auch als Album funktionieren könnte.

    Man & The Echo – Men of the Moment

    Die Band um die beiden Songwriter Gaz Roberts, der Gitarre spielt und singt und Joe „Fush“ Forshaw, der den Bass spielt, kommt aus der Industriestadt Warrington am River Mersey. Die beiden haben bereits länger miteinander musiziert und gründeten 2013 Man & The Echo.

    Das Quartett besteht außeredm aus Drummer Joey Bennett und Keyboarder Chris Gallagher.
    Gemeinsam mit Paul Wellers langjährigem Weggefährten Jan „Stan“ Kybert nehmen Man & The Echo ihre Debütsingle ‚Honeysucker‘ im Jahr 2015 auf – einen poppigen Ohrwurm gegen Populismus. Musikalisch bewegt sich die Band zwischen Rock, Indie, Soul und New Wave. Laut eigener Aussage wollen sie Musik machen, die „niemals langweilig“ ist.

    ‚Men of the Moment‘ ist das zweite Album der Band. Es wurde von Raf Rundell produziert und ist eine Mixtur aus Indie-Pop mit Dance-Elementen und typisch britischem Humor, Sarkasmus und Ironie.

  • Gerhard Henschel, Yury Kunets, Joe Lovano, Shen Ye und Chen Gang & He Zhanhao

    Episode 312 und es gilt viele Namen auszusprechen, die Herrn Martinsen nicht so einfach über die Lippen gehen. Frau Eichler renoviert sich immer noch die Finger wund und so hangelt Herr Martinsen sich weiterhin allein durch die übrig gebliebenen Rubriken der Sendung. Er las den letzten Teil der Martin Schlosser-Reihe von Gerhard Henschel, hörte ‚Reflection‘ von Yury Kunets, ‚Trio Tapestry‘ von Joe Lovano , ‚The Psalms of Taciturnity‘ von Shen Ye und ‚The Butterfly Lovers Violin Concerto‘ von Chen Gang und He Zhanhao

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    Gerhard Henschel – Erfolgsroman (Hoffman und Campe)

    Gerhard Henschel wurde 1962 geboren und lebt heute als freier Schriftsteller in der Nähe von Hamburg. Sein Briefroman ‘Die Liebenden’ aus dem Jahre 2002 begeisterte die KritikerInnen ebenso wie die Abenteuer seines Erzählers Martin Schlosser, um den es heute mal wieder gehen soll und von dem wir heute den achten und letzten Band lesen, nämlich ‘Erfolgsroman’. Zusammen ergibt sich dann am Ende eine vollständige Chronik des Lebens von Martin Schlosser. Wir besprachen bereits sieben Romane in Episode 286, 291, 298, 301, 309, 310 und 311. Nach ‘Kindheitsroman’, ‘Jugendroman’, ‘Liebesroman’, ‚Abendteuerroman‘, ‚Bildungsroman‘, ‚Künstlerroman‘ und ‚Arbeiterroman‘ also jetzt der achte und letzte Streich.

    Martin Schlosser kann endlich vom Schreiben leben! Hurra! Zeitschriften und Zeitungen drucken mittlerweile seine Texte. Jetzt steht er nicht mehr hinter dem Tresen einer friesischen Discothek in Jever – wo er mittlerweile lebt – sondern geht endlich als Reporter auf Reisen. Er besucht ein Jonglierfestival in Oldenburg, die Wiedervereinigungsfeier vor dem Berliner Reichstag oder einen Atheisten-Kongress in Fulda. Nebenbei kümmert er sich um seine Großmutter in Jever, besucht hin und wieder seinen Vater in Meppen oder tummelt sich auf Tantra-Workshops. Dann zieht es Schlosser wieder nach Berlin. Es wird also mal wieder umgezogen. Weg von Jever, auf nach Berlin, mal wieder! Verleger bieten ihm nun Buchverträge an, es gibt Einladungen zu Lesungen, die Nächte werden länger und das Leben ist schön. Martin Schlosser ist inzwischen als freier Mitarbeiter beim ‚Satiremagazin Kowalski‘ tätig. Und auch der ‚Merkur‘, die ‚Frankfurter Rundschau‘ und ‚konkret‘ drucken seine Texte.

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    Yury Kunets – Reflection

    Yury Kunets ist ein russischer Komponist, Musiker und Produzent.

    Kunets begann schon während es Studiums an der Hochschule für Musik in Tschernigow in der Ukraine mit dem Komponieren. Er wurde Doktor der Musikerziehung und wirkte danach zunächst als Dirigent. Die ersten ernsthaften Versuche, Lieder zu schreiben hat er in den späten 80er Jahren unternommen. Er schrieb nun Stücke für die Band ‚Impulse Five‘. Ab dem Jahr 2004 war er als Produzent an mehreren Musik-TV-Projekten beteiligt. So war er zusammen mit dem Autor und Regisseur Maxim Kapitanovsky für zwei Musikfilme verantwortlich, nämlich ‚Blame it all on the Beatles‘ und ‚Don’t Shoot The Musicians‘.

    Der Dirigent für die Musik auf dem Album ‚Reflection‘ ist Lee Elwood Holdridge. Dieser wurde 1944 in Port-au-Prince in Haiti geboren, und ist ebenfalls Komponist, der hauptsächlich für Fernsehfilme und Fernsehserien komponiert. Seine bekanntesten Werke sind ‚Beastmaster – Der Befreier‘, ‚Splash – Eine Jungfrau am Haken‘ und ‚Die Schöne und das Biest‘.

    Die Münchner Symphoniker sind ein 1945 von Kurt Graunke gegründetes Sinfonieorchester. Seit 1990 trägt es seinen heutigen Namen. Bis 1989 leitete Graunke das von ihm gegründete Orchester, dann übernahm Christoph Stepp den Posten. Von 1999 bis 2006 war dann Heiko Mathias Förster Chefdirigent. Von 2006 bis 2013 bekleidete Georg Schmöhe diesen Posten. Seit der Saison 2014/2015 hat Kevin John Edusei die Position des Chefdirigenten inne.

    Auf diesem Album werden Elemente der klassischen Musik – nämlich ein klassisches Orchester – und einfache, eingängige Melodien zusammengefügt. Das Ergebnis ist ein ziemlich glatt produziertes Album, dass den gestressten Großstadtmenschen Entspannung verschafft. Produziert wurde das Album von Christopher Alder.

    Joe LovanoTrio Tapestry

    Joseph Salvatore Lovano ist ein Jazz-Saxophonist, Altklarinettist, Flötist und Schlagzeuger. Er gewann einen Grammy Award und hat mehrere Auszeichnungen bei Umfragen der Kritiker und Leser des ‚Down Beat‘ Magazins erhalten. Lovano war ein langjähriges Mitglied eines Trios unter der Leitung von Schlagzeuger Paul Motian. Eines seiner großen Vorbilder ist Joe Henderson.

    Marilyn Crispell ist die Pianistin auf diesem Album. Sie wurde 1947 in Philadelphia in Pennsylvania geboren. Sie ist Pianistin und Komponistin des ‚Modern Creative Jazz‘ und der ‚Neuen Improvisationsmusik‘. Sie gilt sogar als eine der zentralen Pianistinnen dieser Genres. Cecil Taylor – mit dem sie oft verglichen wird – sagte über sie, dass sie keine Kompromisse mache und charakterisierte ihren Stil als ’new lyricism‘.

    Carmen Castaldi spielt das Schlagzeug und studierte an der Berklee School of Music von 1970-74 Schlagzeug, Arrangement und Komposition. Er ist auf mehreren Albn von Joe Lavano zu hören und war auch schon mehrmals mit eben jenem auf Tournee.

    Trio Tapestry wurde im Januar 2019 veröffentlicht. Das Album wurde im März 2018 aufgenommen. Alle Stücke wurden von Joe Lovano geschrieben. Es ist das 29. Album des Künstlers.

    Shen Ye – The Psalms of Taciturnity/Chen Gang & He Zhanhao – The Butterfly Lovers Violin Concerto

    Zhi-Jong Wang wurde 1983 in Shanghai geboren und ist die Violinistin dieser Aufnahme. Mit drei Jahren erhielt sie ersten Violinunterricht und wurde als neunjährige an der Musikhochschule Shanghai als Jungstudentin aufgenommen. Nachdem sie ihre Konzertprüfung in Shanghai bestanden hatte, setzte sie das Studium an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin fort, wo sie das Konzertexamen abgelegte.

    Das Philharmonieorchester Tokio ist das älteste japanische Sinfonieorchester. Es wurde 1911 gegründet und hat seinen Hauptsitz im Tōkyō Opera City Tower in Tokio. Das Orchester wurde 1911 von einem in Nagoya gegründeten Bekleidungsgeschäft als ‚Jugendkapelle des Ito Bekleidungsgeschäfts‘ gegründet. 1938 verlegte das Orchester dann seinen Sitz nach Tokio. Nach den Luftangriffen auf Tokio im zweiten Weltkrieg brannten die Übungsräume des Orchesters ab, und so konnte das Orchester erst nach Kriegsende seinen Betrieb, nun unter dem heutigen Namen, wieder aufnehmen und gab 1948 sein erstes Konzert. 1973 spielte es erstmals im Ausland, an verschiedenen Orten in Südostasien. 1984 dann führte eine Konzert-Tournee das Orchester mit 28 Aufführungen nach Europa.

    Während des ersten Internationalen Musikfestivals in Peking im Jahre 1998 begann Yang Yang seine Dirigentenkarriere. In den folgenden sieben Jahren dirigierte er Opern und Konzerte auf eben diesem Festival. Von 2000 bis 2005 war er stellvertretender Dirigent des China Philharmonic Orchestra. Er ist dort mittlerweile der stellvertretende Art Director. Seit 2009 ist er Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Hangzhou Philharmonic Orchestra.

    Shen Ye ist Dozent für Komposition am Shanghai Conservatory of Music. Er ist ein Vertreter zeitgenössischer Musik in China, der die chinesische Kultur in seine eigene Musiksprache umsetzt. Seine Werke werden weltweit aufgeführt. Hier handelt es sich um die Uraufführung seines 1. Violinkonzerts ‚The Psalms of Taciturnity‘.

    ‚The Butterfly Lovers‘ ist eine gemeinsame Kompositon von Chen Gang & He Zhanhao, die eine 60 Jahre alte Idee aufgriff. Damals komponierten Studeten am Shanghai Conservatory of Music mithilfe anderer Studenten – meist Violinisten. Ziel dieses Projektes war es Menschen klassische Musik näher zu bringen. Und genau diese Idee verfolgen nun eben auch Chen Gang und He Zhanhao.

    Das Violinkonzert, das bei seiner Premiere als ‚Durchbruch der symphonischen Musik Chinas‘ gefeiert wurde, wurde später während der Kulturrevolution wegen seines westlichen Einflusses und der feudalen chinesischen Inspiration kaum noch gespielt. Obwohl bei den Chinesen beliebt, ist das Stück im Westen weitgehend unbekannt.

    Überhaupt wird über chinesische Musik hier bei uns sehr wenig gesprochen. Grund genug für die Feuilletöne, das zu ändern.

  • Gerhard Henschel, Tool, Niels Frevert und Iggy Pop

    Herr Martinsen las in Episode 311 den siebten Martin Schlosser Roman, nämlich ‚Arbeiterroman‘. Ansonsten hat er sich mal wieder ganz auf ‚Gehört‘ gestürzt und hörte ‚Fear Inoculum‘ von Tool, ‚Putzlicht‘ von Niels Frevert und ‚Free‘ von Iggy Pop.

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    Gerhard Henschel – Arbeiterroman (Hoffman und Campe)

    Gerhard Henschel wurde 1962 geboren und lebt heute als freier Schriftsteller in der Nähe von Hamburg. Sein Briefroman ‘Die Liebenden’ aus dem Jahre 2002 begeisterte die KritikerInnen ebenso wie die Abenteuer seines Erzählers Martin Schlosser, um den es heute mal wieder gehen soll und von dem wir heute den siebten von acht Bänden lesen, nämlich ‘Arbeiterroman’. Zusammen ergibt sich dann am Ende eine vollständige Chronik des Lebens von Martin Schlosser. Wir besprachen bereits sechs Romane in Episode 286, 291, 298, 301, 309 und 310 Nach ‘Kindheitsroman’, ‘Jugendroman’, ‘Liebesroman’, ‚Abendteuerroman‘, ‚Bildungsroman‘ und ‚Künstlerroman‘ also jetzt der siebte Streich.

    Martin Schlosser hat in diesem Teil sein Studium abgebrochen und lebt von den spärlichen Einkünften als Hilfsarbeiter einer Spedition. Sein Traum vom Schriftstellerleben hatte anders ausgesehen. Erst nachdem in Berlin die Mauer fällt, über Martins Elternhaus die Tragödien hereinbrechen und seine Freundin Andrea ihn verlässt, um als Bauchtänzerin ihr Glück zu machen, scheint der Durchbruch nahe.

    In diesem Roman nun also bemüht sich Martin Schlosser Oldenburg mit großer Geduld gegenüber Ablehnungsschreiben deutscher Satiremagazine und Verlage, als so eine Art Karl Kraus des Emslands wahrgenommen zu werden.

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    TOOLFear Inoculum

    Tool ist eine US-amerikanische Progressive-Metal- bzw. Alternative-Metal-Band aus Los Angeles. Mitglieder der Band sind der Sänger Maynard James Keenan, der Gitarrist Adam Jones, der Bassist Justin Chancellor und Schlagzeuger Danny Carey. Tool wurde 1990 gegründet und trat unter anderem mit der befreundeten Band Rage Against the Machine auf. Bekannt wurde sie jedoch durch die Lollapalooza-Tour 1993. Die Musikvideos der Band von den ersten drei Alben ‚Ænima‘, ‚Undertow‘ sowie ‚Lateralus‘ wurden zwar auf Musiksendern wie MTV ausgestrahlt, teilweise jedoch verändert. So wurde z. B. der Titel des Songs ‚Stinkfist‘ als so anstößig empfunden, dass das Video bei MTV unter dem Namen ‚Track #1‘ lief. Dennoch erhielt die Band für die Stücke ‚Ænema‘ und ‚Schism‘ vom Album ‚Ænima‘ sowie für das Album ‚10,000 Days‘ jeweils einen Grammy.

    ‚Fear Inoculum‘ ist das fünfte Studioalbum der Band. Es wurde am 30. August 2019 veröffentlicht. Es ist das erste Album der Band seit dreizehn Jahren. Das alles hat wohl solange gedauert, weil es kreative, persönliche und rechtliche Probleme gab, die die Bandmitglieder seit der Veröffentlichung von ‚10,000 Days‘ beschäftigten. Das Album erreichte die Spitze der US-amerikanischen Billboard-200-Album-Charts und war gleichzeitig ihr drittes Album in Folge, das sich mehr als 270.000 Mal verkaufte.

    Das Album besteht aus zehn Songs und ist mit einer Laufzeit von knapp 80 Minuten mal wieder eines der längeren. Die digitale Version des Albums enthält drei Intermezzi, die aus Danny Careys ursprünglichem Plan übrig blieben, das Album ursprünglich nur aus einem einzigen langen Stück bestehen zu lassen. ‚The Concept of Seven‘ ist sowohl musikalisch als auch konzeptionell ein wiederkehrendes Thema auf diesem Album. Justin Chancellor und Adam Jones schrieben die Gitarrenriffs in ungewöhnlichen Taktarten, die sich auf die Nummer Sieben beziehen, während James Keenan lyrische Ideen einbrachte, die sich auf ebendiese Zahl Sieben beziehen. Das Album beschäftigt sich aber auch mit dem Konzept des ‚Älter- und Weiserwerdens‘. Der Sänger erklärte, dass das Album davon handele, „zu erfassen wo wir gerade sind, zu erkennen woher wir gekommen sind und was wir durchgemacht haben“. Keenan sagte ebenfalls, dass Geduld und mehrfaches Zuhören erforderlich seien, um das Album zu verstehen. Er verglich es mit einem sich langsam entwickelnden Film. Gitarrist Adam Jones beschrieb das Album als sehr anders im Gegensatz zu ihrem vorherigen Album ‚10,000 Days‘. Und was man hier hört, kann man als Progressive Rock, Progressive Metal und Alternative Metal beschreiben.

    Niels Frevert – Putzlicht

    Niels Frevert wurde 1967 in Hamburg geboren. Er ist Sänger und Songwriter bzw. Liedermacher. Niels Frevert war Sänger und Komponist der Hamburger Band ‚Nationalgalerie‘, die 1991 bis 1995 vier deutschsprachige Alben veröffentlichte. 1993/94 sorgten sie mit dem Song ‚Evelin‘ vom Album ‚Indiana‘ und dem dazugehörigen Musikvideo auf MTV für Furore, da es zu dieser Zeit nicht üblich war, dass deutschsprachige Musik dort zu hören war. 1996 lösten sich Nationalgalerie auf. Niels Freverts erstes und nach ihm selbst benanntes Soloalbum erschien und erhielt zwar durchweg gute Kritiken, erreichte jedoch nur mäßige Verkaufserfolge.

    Niels Freverts zweites Soloalbum ‚Seltsam öffne mich‘ wurde im Jahr 2003 veröffentlicht. Die Platte wurde von Christian Neander co-produziert, der an einigen Titeln auch als Komponist und Musiker beteiligt war.

    Das nächste Album ‚Du kannst mich an der Ecke rauslassen‘ wurde dann 2008 veröffentlicht. Dieses wurde vom Magazin Spex auf Platz 44 der ’50 wichtigsten Alben‘ des Jahres 2008 gewählt. Auf dem Kettcar-Album ‚Sylt‘ singt Niels Frevert zusammen mit Marcus Wiebusch das Lied ‚Am Tisch‘.

    2011 erschien das Album ‚Zettel auf dem Boden‘. Das fünfte Album ‚Paradies der gefälschten Dinge‘ wurde 2014 veröffentlicht. Es bekam überwiegend positive Rezensionen und schaffte es in den Rolling-Stone-Kritiker-Jahres-Charts 2014 auf Platz 17.

    Und nun also ‚Putzlicht‘, das siebte Album. Veröffentlicht wurde es wie das Album zuvor bei Grönland Records, also beim Label des Sängers Herbert Grönemeyer.

    Iggy PopFree

    Iggy Pop wurde 1947 in Michigan geboren. Er heißt eigentlich James Newell „Jim“ Osterberg. Er ist Sänger, Gitarrist, Komponist, Schlagzeuger und Schauspieler. Der als „Godfather of Punk“ bezeichnete Musiker wird als Wegbereiter und Initiator des Punkrock und verwandter Stile angesehen.

    James Newell Osterberg wuchs als einziges Kind eines Lehrers und einer Sekretärin im Coachville Garden Mobile Home Court auf, das ist eine Wohnwagensiedlung in der Carpenter Road in Ypsilanti in Michigan.

    Er begann seine musikalische Laufbahn 1962 als Schlagzeuger bei den Iguanas, davon leitet sich auch sein Spitzname ‚Iggy‘ ab. 1966 stieg er bei der Blues-Band The Prime Movers ein. Im selben Jahr ging er nach Chicago und schloss sich lokalen Bluesbands an. 1967 gründete er zusammen mit dem Gitarristen Ron Asheton und dem Schlagzeuger Scott Asheton sowie dem Bassisten Dave Alexander ‚The Psychedelic Stooges‘. Iggy Pop trat als Sänger nun zumeist mit nacktem Oberkörper auf und spielte eine elektrisch verstärkte Ukulele. Der Gruppenname wurde damals in Anlehnung an die US-amerikanische Fernsehserie ‚The Three Stooges‘ gewählt. Mit John Cale von ‚The Velvet Underground‘ als Produzent nahmen sie in New York ihr Debütalbum auf, das 1969 erschien. The Stooges veröffentlichten drei offizielle Alben, nämlich ‚Stooges‘ im Jahr 1969, ‚Fun House‘ 1970 und ‚Raw Power‘ 1973, letzteres wurde von David Bowie abgemischt. Diese Alben waren so neu und anders, dass sie, lange bevor es den Punk gab, genau diesen exakt vorwegnahmen. Diese Alben gehören in den Haushalt jeder Musik-Kennerin und jedes Musik-Kenners. ‚The Stooges‘ war eine von einer kleinen Anzahl von Menschen geschätzte Gruppe, die aber die kommerziellen Erwartungen ihrer Plattenfirmen nicht erfüllen konnte. Und so löste sich die Band 1974 auf.

    Iggy Pop geriet in Alkohol- und Drogen-Abhängigkeit. Und erst die Bemühungen seines Mentors und Freundes David Bowie, der mit ihm 1976 nach West-Berlin ging und ihm einen neuen Plattenvertrag vermittelte, verhalfen Iggy Pop 1977 mit ‚The Idiot‘ zu einem unfassbaren Comeback. Das ebenfalls von Bowie produzierte Album ‚Lust for Life‘, auf dem erstmals der Song ‚The Passenger‘ zu hören war, ist bis heute Iggy Pops erfolgreichstes. Einer der bekanntesten Songs von Iggy Pop ist interessanterweise ‚China Girl‘, das werden die meisten aber wohl eher von David Bowie kennen. Das Album ‚Blah-Blah-Blah‘ aus dem Jahr 1986 wurde wiederum von Bowie produziert und war recht erfolgreich.

    Iggy Pop wirkte in zahlreichen Spielfilmen als Schauspieler mit, zum Beispiel bei ‚Cry-Baby‘, bei ‚Star Trek: Deep Space Nine‘, ‚Coffee and Cigarettes‘ oder ‚Dead Man‘. 1996 spielte er in ‚The Crow: City of Angels‘ einen Handlanger eines Drogenbarons. Er lieh seine Stimme auch Videospielen und veröffentlichte Soundtracks.

    2010 wurde Iggy Pop in Anerkennung seines Schaffens in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

    Der Rolling Stone listete Iggy Pop auf Rang 75 der 100 besten Sänger sowie ‚The Stooges‘ auf Rang 78 der 100 größten Musiker aller Zeiten.

    Im Jahr 2016 veröffentlichte er ‚Post Pop Depression‘, sein bisher erfolgreichstes Album. Wir haben dieses Album in Episode 153 besprochen.

    Im September 2019 wurde das 22. Solo-Album ‚Free‘ veröffentlicht. Die Stücke stammen überwiegend von dem Jazztrompeter Leron Thomas und der Gitarristin und Filmkomponistin Noveller, die beide auch auf dem Album zu hören sind. Es wird keine Tournee geben, lediglich ein einmaliges Konzert in Paris wird stattfinden. Es wird beim Sender ARTE zu sehen sein.

  • Gerhard Henschel, The Japanese House, Marika Hackman und Bon Iver

    Wir schreiben das Jahr 310 nach Feuilletöne. Herr Martinsen ist immer noch alleine, deswegen gibt es auch immer noch kein ‚Gesehen‘ und ‚Verkostet‘. Dafür aber ‚Gelesen‘ und jede Menge ‚Gehört‘. Herr Martinsen las ein weiteres Mal einen Gerhard Henschel-Schlosser-Roman, diesmal war der ‚Künstlerroman‘ an der Reihe. Und er hörte natürlich wieder drei Alben, nämlich ‚Good at Falling‘ von The Japanise House, ‚Any Human Friend‘ von Marika Hackman und ‚I,I‘ von Bon Iver.

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    Gerhard Henschel – Künstlerroman (Hoffman und Campe)

    Gerhard Henschel wurde 1962 geboren und lebt heute als freier Schriftsteller in der Nähe von Hamburg. Sein Briefroman ‘Die Liebenden’ aus dem Jahre 2002 begeisterte die KritikerInnen ebenso wie die Abenteuer seines Erzählers Martin Schlosser, um den es heute mal wieder gehen soll und von dem wir heute den sechsten von acht Bänden lesen, nämlich ‘Künstlerroman’. Zusammen ergibt sich dann am Ende eine vollständige Chronik des Lebens von Martin Schlosser. Wir besprachen fünf dieser Romane bereits in Episode 286, 291, 298, 301 und 309. Nach ‘Kindheitsroman’, ‘Jugendroman’, ‘Liebesroman’, ‚Abendteuerroman‘ und ‚Bildungsroman‘ also jetzt der sechste Streich.

    In diesem Roman der Martin-Schlosser-Chronik befinden wir uns inmitten der achtziger Jahre, und der Germanistikstudent Martin Schlosser hat noch keinen fest umrissenen Lebensplan. Mal wieder nicht, immer noch nicht, also eigentlich alles wie immer. Wenn er nicht gerade über Tschernobyl, den Historikerstreit oder die Barschel-Affäre nachdenkt, setzt er sich mit Freundin Andrea auseinander und übt sich in der Kunst des Lebens. Zwischen Brotjobs bei Tetra Pak, Uniroyal und Edeka und dem Philosophieren über Stubenfliegen, türkische Folklore und Monogamie wird ihm eines Tages schlagartig klar, was er will.

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    The Japanese HouseGood at Falling

    The Japanese House ist ein englisches Indie-Pop-Projekt der Künstlerin Amber Bain aus Buckinghamshire. Sie hat vier EPs veröffentlicht; ‚Pools to Bathe in‘, ‚Clean‘, ‚Swim Against the Tide‘ und ‚Saw You in a Dream, through Dirty Hit‘. Bain singt, spielt Gitarre, Synthesizer und Keyboard. Viele ihrer Stücke produziert sie selbst.

    Der Name ‚The Japanese House‘ rührt von einem Anwesen in Cornwall her. Die Einrichtung dieses Anwesens erinnerte Amber Bain an ein traditionelles japanisches Teehaus.

    Das Debütalbum ‚Good at Falling‘ wurde im März 2019 veröffentlicht. Bain war Co-Produzentin des Albums. Produziert wurde das Album von George Daniel von der Band ‚The 1975‘ und BJ Burton, der schon mit Künstlern wie James Blake und Bon Iver zusammengearbeitet hat.

    Marika HackmanAny Human Friend

    Marika Louise Hackman wurde 1992 in London geboren, sie ist Sängerin, Multiinstrumentalistin und Songwriterin. Sie gehört zum englischen Alternative-Folk-Genre und ist bekannt für ihre dunklen und melancholischen Texte.

    Hackman veröffentlichte bis dato drei Alben: ‚We Slept at Last‘ im Jahr 2015. ‚I’m Not Your Man‘ im Jahr 2017 und ‚Any Human Friend‘ im Jahr 2019, um welches es nun in dieser Sendung gehen soll.

    ‚Any Human Friend‘ wurde von Marika Hackman selbst sowie von David Wrench produziert und im August 2019 veröffentlicht. Musikalisch sind auf diesem Album u.a. auch Synthesizer zu hören, was für ein Folk-Album schon ein wenig besonders ist. Marika Hackman hat die Texte auf diesem Album als „ziemlich sexuell“ und „unverblümt, aber nicht anstößig“ umschrieben. Sie wollte sexy über Sexualität schreiben, aber eben keine sexuellen Texte. Die zweite Single aus dem Album ‚The One‘ wurde im Juni 2019 veröffentlicht. Marika Hackman hat diesen Song als das „wahrscheinlich poppigste Lied, das ich je geschrieben habe“ beschrieben.

    Bon IverI,I

    Bon Iver ist ein US-amerikanisches Folk-Singer-Songwriter-Projekt des Sängers, Gitarristen und Organisten Justin Vernon, der 1981 in Eau Claire in Wisconsin geboren wurde. Der Name Bon Iver leitet sich aus dem Französischen Begriff ‚Bon hiver‘ ab, was so viel wie „guter Winter“ heißt. Bekannt wurde Bon Iver durch das 2007 veröffentlichte Album ‚For Emma, Forever Ago‘, was Justin Vernon allein in einer Jagdhütte in Wisconsin aufgenommen hatte. 2009 folgte die EP ‚Blood Bank‘. 2011 erschien das zweite Studioalbum namens ‚Bon Iver, Bon Iver‘, was bei den Grammy Awards im Jahr 2012 die Auszeichnung als bestes Alternativ-Album erhielt. Außerdem wurde Bon Iver als bester neuer Künstler geehrt.

    Die Songs von Bon Iver bestehen meistens aus wenigen, dezenten Gitarrenakkorden. Justin Vernon wechselt zwischen Brust- und hoher Kopfstimme. Im Studio spielt Vernon alle Instrumente selbst ein. Er wurde live zunächst von drei Musikern begleitet, naämlich von Mike Noyce, Sean Carey und Matthew McCaughan. Für die Tournee des zweiten Albums vergrößerte er seine Bühnenmannschaft aber dann auf fast ein Dutzend Musiker, darunter Bläser und zusätzliche Gitarristen.

    ‚I,I‘ ist das mittlerweile vierte Studioalbum der Band. Es wurde am 8. August 2019 pro Stunde je ein Track online veröffentlicht, so dass an diesem Tag am Ende das gesamte Album den HörerInnen zur Verfügung stand. Das Album als Ganzes wurde dann aber erst am 30. August veröffentlicht. Darauf sind unter anderem Beiträge von James Blake, Aaron Dessner von The National, Bruce Hornsby, Moses Sumney und Channy Leaneagh von Poliça zu finden.

    ‚I,I‘ wird von vielen KritikerInnen als Kammermusikalbum beschrieben. Der Sound dieses Albums ist eine Verschmelzung der musikalischen Elemente von Bon Ivers vorherigen drei Alben. Man hört auf diesem Album akustische Gitarren, Hörner, Klavier, Synthesizer, Holzbläser, eine Orgel und verwobene Stimmen.

  • Gerhard Henschel, Angie McMahon, Shannon Lay und Roxy Music

    Wir sind zurück aus unserer traditionellen Sommerpause! Na ja, fast. Denn nur einer ist zurück: Herr Martinsen ist zurück. Frau Eichler wird in ein paar Wochen wieder hinzustoßen. Aber erstmal gibt es eine neue Sendung! Und zwar Episode 309! Hurra! Herr Martinsen las ‚Bildungsroman‘ von Gerhard Henschel, hörte ‚Salt‘ von Angie McMahon, ‚August‘ von Shannon Lay und ‚Manifesto‘ von Roxy Music. Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen, deswegen gibt es vorläufig kein ‚Gesehen‘ und auch kein ‚Verkostet‘. Dafür eben drei Alben pro Sendung! Wird Herr Martinsen seinen ersten Soloauftritt hinbekommen? Geht das überhaupt? Ihr dürft gespannt sein.

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    Gerhard Henschel – Bildungsroman (Hoffman und Campe)

    Gerhard Henschel wurde 1962 geboren und lebt heute als freier Schriftsteller in der Nähe von Hamburg. Sein Briefroman ‘Die Liebenden’ aus dem Jahre 2002 begeisterte die KritikerInnen ebenso wie die Abenteuer seines Erzählers Martin Schlosser, um die es heute mal wieder gehen soll und von denen heute der nächste Band an der Reihe ist, nämlich ‘Bildungsroman’. Wir besprachen die ersten Romane dieser Reihe bereits in Episode 286, 291, 298 und 301. Nach ‘Kindheitsroman’, ‘Jugendroman’, ‘Liebesroman’ und ‚Abenteuerroman‘ also jetzt der fünfte Streich.

    Wir schreiben mittlerweile das Jahr 1983. Helmut Kohl regiert also mittlerweile, die Grünen ziehen in den Bundestag ein, der Stern veröffentlicht ‚Hitlers Tagebücher‘ und Martin Schlosser wird Student in Bielefeld. Er entscheidet sich für ein Studium der Germanistik, Soziologie und Philosophie. Einer Karriere als Taxifahrer steht also nichts im Wege. Doch das Studentenleben hat er sich natürlich viel lustiger vorgestellt, als es dann letztlich war. Er verbringt mehr Zeit in der Uni-Cafeteria als in Vorlesungen, lässt sich treiben und verliebt sich natürlich auch mal wieder unglücklich. Schließlich zieht er ins lebendige Berlin und stürzt sich selbstverständlich Hals über Kopf in eine Affäre, wie sollte es auch anders sein?

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    Angie McMahon – Salt

    Angie McMahon ist eine australische Singer-Songwriterin und Gitarristin aus Melbourne.

    McMahon war zunächst Mitglied in einer neunköpfigen Soul-Band namens ‚The Fabric‘, bevor sie ihre Solokarriere begann. Sie gewann den Telstra-Wettbewerb im Jahr 2013 und durfte dadurch Support für Bon Jovi im australischen Teil der ‚because we can‘-Tour sein. Im Jahr 2017 gewann McMahon den Josh Pyke Partnership und veröffentlichte im selben Jahr ihre Debütsingle ‚Slow Mover‘. Im Jahr 2019 veröffentlichte sie nun das Debütalbum ‚Salt‘, um das es es in dieser Sendung gehen wird.

    Viele Songs auf diesem Album handeln von Beziehungen. Und das ist deswegen so spannend, weil die Art und Weise, wie die Interpretin sich lyrisch und zum Teil auch lautstark ausdrückt, eine frische, nachdenkliche und neue persönliche Form der Auseinandersetzung mit diesem Thema sind.

    Die zehn Songs führen zu einem abschließenden siebenminütigen Song ‚If You Call‘, in dem McMahon das Motto des Albums ungefähr so umschreibt: „Ich mache es mir zur Gewohnheit, auf das Vergangene zurückzublicken und mir zu wünschen, ich hätte es besser gemacht“. Dazu pfeift sie und setzt ihre Worte gegen den rauen Gitarrenklang.

    Wohin Angie McMahon sich von diesem Punkt aus musikalisch noch bewegt, und ob überhaupt, das weiß man nicht. Aber dieses Album ist ein so guter Anfang, dass es immerhin für die Feuilletöne reichte. Ob es auch für ein ‚rennt‘ reicht, das erfahrt ihr in dieser Sendung.

    Shannon Lay – August

    Shannon Lay kommt aus Redondo Beach in Kalifornien, südlich von Los Angeles. Alles begann, als sie mit 13 Jahren anfing, Gitarrenunterricht zu nehmen und erst die Backstreet Boys, dann die Beatles und schließlich Neil Young hörte. Am Ende entdeckte sie dann die Musik von Ben Kweller. Natürlich hat sie auch eine anständige Indie-Sozialisation hinter sich, wie es sich für eine gitarrenspielende Künstlerin aus den USA gehört, deswegen zog sie nach der High School erstmal nach Hollywood und schloss sich natürlich einer Indie-Rock-Band an.

    Oft verbringt sie Stunden am Tag damit, einfach nur Gitarre zu spielen und sich selbst herauszufordern, besser zu werden.

    Der Name des Albums bezieht sich auf den August des Jahres 2017, in dem Shannon Lay ihren Job kündigte und seitdem widmet sie sich ausschließlich der Musik. Dies war eine Befreiung für sie, und dieses Gefühl möchte sie mit diesem Album an ihre ZuhörerInnen weitergeben. Lay ist vielleicht eine der entspanntesten KünstlerInnen, denen man zuhören kann.

    Shannon Lay: „Jeder ist zu so viel fähig, aber wir neigen dazu, uns selbst in die Quere zu kommen.“

    Das Album wurde größtenteils in drei Monaten während ihrer erster Solo Tour geschrieben. Die meisten Songs auf diesem Album sind maximal drei Minuten lang. Das Album wurde von ihrem langjährigen Freund Ty Segall in seinem Homestudio aufgenommen.

    Shannon Lay arbeitet ein bisschen wie Leonard Cohen, also „Poem first, music second.“ Oft sind es nur einzelne Sätze, die die Kalifornierin irgendwo aufschnappt und aus denen dann Texte für ihre Songs werden. Erst danach ergänzt sie die akustische Gitarre.

    ‚August‘ ist das zweite Album der Künstlerin. Und das hat es in sich.

    Roxy MusicManifesto

    Roxy Music ist eine englische Band, die 1970 von Bryan Ferry – dem Sänger und Songschreiber der Band – und dem Bassgitarristen Graham Simpson gegründet wurde. Neben Ferry waren Phil Manzanera (Gitarre), Andy Mackay (Saxophon und Oboe) und Paul Thompson (Schlagzeug und Percussion) langjährige Mitgleider der Band. Weitere Mitglieder waren Brian Eno (Synthesizer), Eddie Jobson (Synthesizer und Violine) und John Gustafson (Bass). 2001 kamen sie für eine Tournee wieder zusammen, um sich im Jahr 2011 endgültig zu trennen.

    Roxy Music wurde in den 1970er Jahren zunächst in Europa und Australien populär. Dieser Erfolg begann mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum ‚Roxy Music‘ im Jahr 1972. Die Band leistete Pionierarbeit für musikalisch anspruchsvollere Elemente des Glam-Rock und beeinflusste maßgeblich die frühe Punk-Musik. Die Gruppe zeichnete sich aber auch durch ihre visuelle Raffinesse aus, indem sie sich mit Mode beschäftigte. Ferry und Eno begannen anschließend erfolgreiche Solokarrieren. Eno wurde zu einem der bedeutendsten britischen Schallplattenproduzenten des späten 20. Jahrhunderts.

    Insgesamt veröffentlichte die Band acht Studioalben. Zwischen 1975 und 1979 machte die Band erstmal eine Pause, es folgten anschließend noch drei weitere Alben. Das letzte Studioalbum der Band war ‚Avalon‘ aus dem Jahr 1982, was in den USA mit Platin ausgezeichnet wurde. 2005 begann die Band zwar mit der Aufnahme eines neuen Studioalbums, das insgesamt ihr neuntes gewesen wäre, und ihr erstes seit 1973 mit Brian Eno, der sogar zwei Songs für das vermeintliche Album schrieb und auch die Keyboards spielte, aber Bryan Ferry entschloss sich schließlich, dass Material aus diesen Sessions als Soloalbum zu veröffentlichen. Das Album wurde dann tatsächlich als Soloalbum von Bryan Ferry unter dem Namen ‚Olympia‘ veröffentlicht. Darauf sind neben vielen anderen MusikerInnen auch Eno, Manzanera und Mackay zu hören. Bryan Ferry engagierte in der Vergangenheit immer wieder Mitglieder von Roxy Music für seine Solo-Veröffentlichungen als Session-Musiker.

    Im Jahr 2019 wurden Roxy Music schließlich in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

    Hier soll es um ‚Manifesto‘ gehen, es ist das sechste Studioalbum der Band. Es wurde im März 1979 veröffentlicht.

    Nach einer fast vierjährigen Aufnahmepause war ‚Manifesto‘ das erste Studioalbum von Roxy Music seit dem 1975er-Album ‚Siren‘. Die erste Single von Manifesto war ‚Trash‘, die es allerdings nur gerade so in die Top 40 des Vereinigten Königreichs schaffte. Die zweite Single hingegen, nämlich ‚Dance Away‘, brachte die Band in die Top 3 der Britischen Charts. Es wurde einer der größten Hits der Band. Der Song wurde auch als Maxi mit einer Laufzeit von sechseinhalb Minuten veröffentlicht. Maxi war ein Format, was gerade begonnen hatte, sich zu etablieren, es war eine längere Version des ursprünglichen Titels, die auf einer normal großen LP Platz fand, aber mit 45 rpm abgespielt wurde. Die dritte Single des Albums war eine neu aufgenommene Version von ‚Angel Eyes‘, die weitaus elektronischer und discoiger war als die Album-Version. Diese Single erreichte die Top 5 in Großbritannien.

    Das Album selbst erreichte Platz 7. Das Cover-Design, das verschiedene Mannequins enthielt – ein Konzept, was auch für die Cover der Singles des Albums verwendet wurde – wurde von Bryan Ferry, Modedesigner Antony Price und der amerikanischen Schauspielerin Hilary Thompson erstellt. Die Typografie des Covers sowie der Titel des Albums wurden von der ersten Ausgabe des Literaturmagazins ‚Blast‘ von Wyndham Lewis inspiriert.

  • Francis Fukuyama, The Flaming Lips, Dylan Moran und Akashi Blended Whisky

    In der 308. und letzten Sendung vor unserer traditionellen Sommerpause lasen wir ‚Identität: Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet‘ von Francis Fukuyama, hörten ‚King’s Mouth‘ von The Flaming Lips, sahen Dylan Moran und verkosteten den Akashi Blended Whisky von White Oak.

    Gelesen

    Francis Fukuyama – Identität: Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet (Hoffmann und Campe)

    Yoshihiro Francis Fukuyama wurde 1952 in Chicago, Illinois geboren. Er ist ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler. Francis Fukuyama stammt aus einer akademisch geprägten Familie und wuchs in New York auf. Sein Vater war Doktorand der Soziologie an der Universität Chicago und arbeitete als Theologe. Seine Mutter ist die Tochter von Shiro Kawata, dem Gründer der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Kyōto und erstem Präsidenten der Städtischen Universität Osaka.

    Fukuyama selbst studierte zunächst Politische Philosophie an der Cornell University sowie Vergleichende Literatur in Yale. In Harvard dann schloss er sein Studium in Politikwissenschaft ab. Während der Jahre 1979–1980, 1983–1989 und 1995–1996 arbeitete Fukuyama für die US-amerikanische Denkfabrik RAND Corporation, dazwischen war er für die US-amerikanische Regierung tätig. Von 1996 bis 2000 war er Professor für Regierungslehre an der George-Mason-Universität in Washington. Bis 2010 war Fukuyama Professor für Internationale Politische Ökonomie an der Johns Hopkins University. Mittlerweile ist er Olivier Nomellini Senior Fellow am Freeman Spogli Institute for International Studies in Stanford. Fukuyama hat zu allen wichtigen Themen der Weltpolitik Stellung genommen und gilt als liberaler Denker.

    Angesichts des Erstarkens autoritärer Regime und populistischer Politiker in jüngster Vergangenheit sah sich Fukuyama der Frage ausgesetzt, inwieweit seine These, dass die Menschheit mit Ende des Kalten Krieges den endgültigen Weg zur liberalen Demokratie beschritten hat, aufrechterhalten werden kann. Er revidiert diese These in diesem Buch nicht, sondern bietet Erklärungen an, warum sich die liberale Demokratie auch wieder rückwärts entwickeln kann. Dafür stützt er sich vor allem auf die spätestens seit der Wahl von US-Präsident Trump als virulent verstandene Identitätspolitik, bei der der Kampf für Partikularinteressen zur Spaltung der Gesellschaft bis hin zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führt.

    Fukuyama zufolge hätten westliche Demokratien das politische Potenzial von Gefühlen, insbesondere das damit verbundene Verlangen nach Würde, unterschätzt. Grundsätzlich sei der Kampf benachteiligter Gruppen um Würde und Gleichberechtigung zwar unterstützenswert, jedoch beriefen sie sich zunehmend auf Opfernarrative, die sich gegen andere Gruppen richten, woraus schließlich ein gefährlicher neuer Tribalismus erwachse.

    Als Lösung schlägt Fukuyama vor, ‚größere und einheitlichere nationale Identitäten zu definieren, welche die Mannigfaltigkeit liberaler demokratischer Gesellschaften berücksichtigen‘, also eine Leitkultur zu etablieren, ähnlich wie es auch schon Thea Dorn und andere forderten. Und wir? Hört selbst.

    Gehört

    The Flaming LipsKing’s Mouth

    The Flaming Lips sind eine US-amerikanische Rockband, die 1983 in Oklahoma City gegründet wurde. Die Musik der Band zeichnet sich durch Experimentierfreude und stilistische Vielfalt aus, die sich im Laufe der Jahre immer wieder gewandelt hat. 1986 wurde das erste Album ‚Hear It Is‘ veröffentlicht. Man war auf diesem Album dem Post-Punk zugetan. Die Band entwickelte sich stetig weiter und somit auch weg vom schon erwähntem Post-Punk.

    Nach ‚Clouds Taste Metallic‘ aus dem Jahre 1995 öffneten sich The Flaming Lips hörbar elektronischen Klängen und Effekten. Noch stärker ist das auf dem Album ‚Zaireeka‘ von 1997 wahrnehmbar – ein polyphones Werk bestehend aus vier CDs, die alle gleichzeitig auf verschiedenen Playern anzuhören sind.

    Auch die Aufnahmen zu diesem Album gestalteten sich drollig, wie z.B. das ‚Parkplatz-Experiment‘, hier bekamen bis zu 40 Freiwillige von der Band eingespielte Kassetten ausgehändigt, die sie auf einem Parkplatz in ihren Autoradios simultan abspielen sollten.
    Ähnlich funktionierte das ‚Ghetto-Blaster-Experiment‘, hier wies Wayne Coyne ein Ensemble von erneut 40 Freiwilligen an, von der Band eingespielte Musik in umgebauten Ghetto-Blastern abzuspielen, wobei die Teilnehmer Lautstärke, Geschwindigkeit oder Tonart variieren sollten.

    Den künstlerischen Durchbruch schafften die Band allerdings erst 1999 mit dem Album ‚The Soft Bulletin‘, das von einem orchestrierten Sound und philosophischen bis exzentrischen Texten geprägt ist. Ab 2001 arbeitete die Band an einem Science-Fiction-Film namens ‚Christmas on Mars‘ auf Low-Budget-Level, der im Oktober 2005 fertiggestellt werden konnte. Der Film besitzt experimentellen Charakter mit kryptischer Handlung und erschien, nachdem er auf diversen Filmfestivals zu sehen gewesen war, 2008 auf DVD, zusammen mit der Filmmusik, die es als CD gibt. Im Jahr 2002 veröffentlichte die Band das Album ‚Yoshimi Battles the Pink Robots‘, das mit einem Grammy ausgezeichnet wurde. Für ‚Yes, I’m a Witch‘, ein Remix-Album von Yoko Ono, steuerten die Flaming Lips eine Neuinterpretation des Stücks ‚Cambridge 1969‘ bei.

    ‚King’s Mouth‘ ist das 15. Studioalbum von The Flaming Lips. Es wurde am Record Store Day, also am 13. April 2019 als limitierte Auflage von 4.000 goldfarbenen Schallplatten veröffentlicht. Die offizielle Version wurde dann sechs Tage später veröffentlicht. Bei ‚King’s Mouth‘ handelt es sich mal wieder um ein Konzeptalbum, das als Soundtrack zu einer gleichnamigen Kunstausstellung von Sänger Wayne Coyne konzipiert wurde, diese wurde 2017 eröffnet. Auf dem Album ist der Gitarrist von The Clash Mick Jones zu hören, der gleichzeitig Erzähler auf diesem Album ist.

    Geshen

    Dylan Moran – Like, Totally

    Dylan Moran wurde 1971 in Navan im County Meath in Irland geboren. Er ist Schauspieler und Comedian.

    Dylan Moran tritt seit seinem 21. Lebensjahr als Comedian im Dubliner Club ‚The Comedy Cellar‘ auf. Im Jahr 1993 erhielt er den Preis ‚So You Think You’re Funny‘ des Edinburgh Festivals. Für seine Show ‚Gurgling for Money‘ erhielt er im Jahr 1996 den Perrier Comedy Award. Er debütierte als Schauspieler in der Comedy-Fernsehserie ‚How Do You Want Me?‘ in der er in den Jahren 1998 und 1999 mitspielte. In der Komödie ‚Notting Hill‘ aus dem Jahre 1999 spielte er den Bücherdieb Rufus. In der Komödie ‚The Actors aus dem Jahr 2003 spielte er neben Michael Caine eine der Hauptrollen. In den Jahren 2000 bis 2004 spielte er in der Comedy-Fernsehserie ‚Black Books‘, für die er auch einige Drehbücher schrieb. Für diese Rolle gewann er in den Jahren 2001 und 2005 den BAFTA Award. Im Jahr 2000 wurde er für den British Comedy Award nominiert, im Jahr 2004 für den IFTA Award.

    Verkostet

    White Oak – Akashi Blended

    Die White Oak Destillerie gibt es bereits seit 1919 und war somit die erste Destillerie Japans, die Whisky destillieren konnte. Dennoch machte man sich Anfangs einen Namen mit der Herstellung von Sake und Shochu.

    Erst als man in den 80er Jahren eine neue Destillerie in der Nähe des Hafens von Kobe baute, begann eine neue Ära des Whiskys. Die Brennerei produzierte vor allem für den Akashi Blended Whisky, um den es hier auch gehen soll. Was den Single Malt dieser Brennerei betrifft, so schaffen nur wenige Flaschen nach Europa.

    In der White Oak Destillerie auch der Whisky von Tokinoka gebrannt. Für die Produktion ihres Whiskys verwendet die Brennerei importiertes Malz aus Schottland und das milde und stabile Klima in Kobe mit der Nähe zum Meer sind gute Voraussetzungen für diesen Whisky. Dieser Blend ist die Standardabfüllung der Brennerei.

    Für diesen Blend wurde 30% Malt und 70% Grain Whisky verwendet. Nach drei Jahren in Bourbonfässern wurde diese Abfüllung noch zwei Jahre in frischen Eichenfässern nachgereift, also in Virgin Oaks. Der Blend ist gefärbt und kühgefiltert und wird mit 40% abgefüllt.