Oscar Wilde, Eric Dolphy, Derry Girls und Laphroaig 10

2020! Episode 326! Wir sind wieder hier, in unser’m Revier! Na ja, oder so ähnlich. Alles ist, wie es (fast) immer war. Alles ist wieder normal, und zwar in jeder Hinsicht. Also im Rahmen unserer Möglichkeiten. Wir lasen ‚The Canterville Ghost‘ von Oscar Wilde, hörten ‚Out to Lunch!‘ von Eric Dolphy, sahen die zweite Staffel der Derry Girls und verkosteten den 10-jährigen Laphroaig.

Gelesen

Oscar WildeThe Canterville Ghost (Text auf englisch) (Text auf deutsch)

Oscar Fingal O’Flahertie Wills Wilde wurde 1854 in Dublin geboren. Als Lyriker, Romanautor, Dramatiker und Kritiker wurde er zu einem der bekanntesten und gleichzeitig umstrittensten Schriftsteller im viktorianischen Großbritannien. Aus seiner Ehe mit Constance Lloyd gingen zwei Söhne hervor. Wegen homosexueller ‚Unzucht‘ wurde er zu zwei Jahren Zuchthaus mit harter Zwangsarbeit verurteilt, diese ruinierten seine Gesundheit nachhaltig. Nach seiner Entlassung lebte er verarmt in Paris, wo er im Jahre 1900 im Alter von 46 Jahren starb.

Die Erzählung ‚The Canterville Ghost‘ erschien 1887 in der Londoner Zeitschrift ‚The Court and Society Review‘ – sie war das erste erzählerische Werk von Oscar Wilde. Als Gesellschaftssatire beginnend, führt der Autor die Erzählung im Stil einer Burleske weiter, um sie romantisch-sentimental ausklingen zu lassen. Wilde selbst bezeichnete die Erzählung als „hylo-idealistische romantische Erzählung“.

Damit aber auch kurz zur Handlung: Der amerikanische Botschafter Hiram B. Otis zieht mit seiner Familie in das Schloss Canterville ein, das er trotz der Warnungen vor einem Gespenst gekauft hat. Bei dem Gespenst handelt es sich um einen Vorfahren der Cantervilles, der vor etwa 300 Jahren seine Frau umgebracht hatte. Dieses Familiengespenst soll für zahlreiche Nervenzusammenbrüche oder Todesfälle früherer Besitzer verantwortlich sein.

Die Erzählung beinhaltet eine ambivalente Gesellschaftskritik. Einerseits wird der damalige amerikanische Zeitgeist der ‚Neuen Welt‘, und der damit einhergehende bedingungslose Materialismus und die Domestizierung alles Übernatürlichen satirisch dargestellt. Andererseits wird der im 19. Jahrhundert in England vorherrschende romantische Glaube an das Übernatürliche persifliert, indem die Engländer der ‚Alten Welt‘ eine parodistisch überzogene Angst vor dem Gespenst an den Tag legen.

Gehört

Eric DolphyOut to Lunch!

Eric Allan Dolphy, Jr. wurde 1928 in Los Angeles geboren. Er war Altsaxophonist, Bassklarinettist und Flötist. Er spielte aber auch Klarinette und Piccoloflöte. Sein Einsatz der Bassklarinette trug dazu bei das Instrument im Jazz zu etablieren. Dolphy erweiterte die Möglichkeiten des Altsaxophons und gehörte zu den ersten bedeutenden Solisten der Querflöte im Jazz.

Sein Improvisationsstil zeichnete sich durch die Verwendung großer Intervalle aus und durch die Verwendung einer Reihe erweiterter Techniken. Er machte das um die Klänge menschlicher Stimmen und Tiere zu imitieren. Obwohl Dolphys Werk manchmal als Free Jazz eingestuft wird, wurzelten seine Kompositionen und Soli oft in konventioneller (wenn auch stark abstrahierter) tonaler Bebop-Harmonie und melodischen Linien, die auf die Einflüsse moderner klassischer Komponisten wie Béla Bartók und Igor Strawinsky schließen lassen.

Out to Lunch! ist ein Album aus dem Jahr 1964. Es war seine einzige Aufnahme für das Label Blue Note als Bandleader. Heute gilt dieses Album allgemein als eines der besten Alben in der Geschichte des Labels und als einer der Höhepunkte des Avantgarde-Jazz der 60er Jahre, in Dolphys Œeuvre und des Jazz überhaupt.

Einige Monate nach der Aufnahme des Albums ging Eric Dolphy auf eine Europatournee mit Charles Mingus. Er starb kurz danach 1964 an einem diabetischen Schock in Berlin.

Gesehen

Derry GirlsSeason 2

Derry Girls ist eine nordirische Coming-of-Age-Serie aus dem Jahr 2018. Erdacht wurde sie von Lisa McGee. Die Serie handelt vom Alltagsleben einer Teenagergruppe während des Nordirlandkonflikts Anfang der 1990er-Jahre. Die erste Staffel ist 2018, die zweite Staffel 2019 ausgestrahlt worden. Channel 4 kündigte außerdem am Abend des zweiten Staffelfinales an, dass die Serie um eine weitere Staffel verlängert werde.

Die Serie spielt in der nordirischen, katholisch geprägten Stadt Derry. Es geht um den Alltag der Teenager Erin, Erins Cousine Orla sowie deren Freundinnen Clare, Michelle und Michelles britischem Cousin James. Gegen Ende der ersten Staffel stößt noch die aus der Ukraine geflüchtete Katya zur Gruppe. Es ist die meistgesehene nordirische Serie, die es jemals gab, und wir haben für diese Sendung ihre zweite Staffel angesehen.

Verkostet

Laphroaig 10

Die Brennerei Laphroaig wurde 1815 von den Brüdern Donald & Alex Johnston gegründet. Ursprünglich war sie eine Farm-Destillery für den Eigenbedarf. Der Vater der Gründer errichtete eine der beiden illegalen Brennereien, aus denen später dann Lagavulin wurde. 1923 wurden zwei zusätzliche Brennblasen angeschafft, 1969 zwei weitere. 1974 kam schließlich die letzte hinzu, somit stieg die Anzahl der Brennblasen auf insgesamt sieben.

Die Brennerei blieb bis 1954 in Familienbesitz. Ian Hunter hinterließ die Brennerei der Sekretärin Bessie Williamson. Diese verkaufte 1967 an Long John Distillers, führte die Destille aber bis sie sich 1972 zur Ruhe setzte weiter. Von nun an wechselte auch Laphroaig die des öfteren die Eigentümer. Seit 2014 gehört Laphroaig zu Beam-Suntory.
Seit 1994 ist Laphroaig Hoflieferant des Prince of Wales für Single-Malt-Whisky, der den 15-jährigen Laphroaig einst als seinen Lieblingswhisky bezeichnete.

Die Lagerhäuser liegen direkt am Meer und werden deswegen bei hohem Wellengang vom Wasser umspült. Das, und die regionalen Bedingungen wie z. B. die Küstenlage, die damit einhergehende Seeluft und das torfige Wasser sollen maßgeblich für den Geschmack des Malts verantwortlich sein. Der Torf stammt von destillerieeigenen Feldern und weist einen hohen Moos-Anteil auf. Allerdings stammt nur noch 25% des Malzes aus eigener Produktion, etwa 75 % wird von der Port Ellen-Mälzerei zugekauft. Laphroaig hat einen Rauchanteil von etwa 40 ppm. Die Jahresproduktion liegt bei ca. zwei Millionen Litern.

Die Core-Range besteht aus dem 10 Jahre alten Laphroaig, abgefüllt mit 40%, um den es in dieser Sendung gehen soll; dem Triple Wood, abgefüllt mit 48%, den wir in Episode 175 verkostet haben; und dem Quarter Cask, ebenfalls abgefüllt mit 48%, den wir in Episode 142 und Episode 303 verkostet haben. Der Malt reift ausschließlich in Bourbonfässern und gilt als der Single Malt der die Maltheads in zwei Lager spaltet, nämlich in die, die ihn mögen, und in die, die diesen Malt komplett ablehnen.


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