Feuilletöne – Sendung 214 – Bachmann-Preis 2017

Traditionell geht es seit fünf Jahren bei uns um den Bachmann-Preis. Das ist natürlich auch in diesem Jahr nicht anders. Traditionen wollen ja gepflegt werden. Und so beschäftigen wir uns auch in diesem Jahr mit diesem drolligen Preis, der seit 1977 in Klagenfurt verliehen wird.

Die Jury

Hubert Winkels

Hubert Winkels lebt in Köln und Berlin. Er ist seit 2010 Juror beim Bachmannpreis und seit 2015 Juryvorsitzender.

Stefan Gmünder

Er lebt seit 22 Jahren in Wien. Er arbeitet seit 1998 bei der Wiener Tageszeitung ‚Der Standard‘ als Literaturredakteur. Er ist seit 2016 Mitglied der Jury des Bachmannpreises.

Meike Feßmann

Sie lebt als freie Literaturkritikerin und Essayistin in Berlin. Sie rezensiert für die Süddeutsche Zeitung, den Tagesspiegel und den Deutschlandfunk. Sie ist seit 2009 Jurymitglied.

Sandra Kegel

Sandra Kegel ist seit 1999 Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sie gehört der Jury seit 2015 an.

Klaus Kastberger

Er ist Professor für neuere deutschsprachige Literatur, schreibt Literaturkritiken für ‚Die Presse‘, ‚Ö1‘, ‚Falter‘ und  ‚Zeit online‘. Er leitet mehrere Forschungsprojekte, u.a. ‚Handke online‘. Jurymitglied des Bachmannpreises ist er seit 2015.

Hildegard Elisabeth Keller

Sie ist Kritikerin des ‚Literaturclub SRF‘. Außerdem ist sie Professorin für deutsche Literatur an den Universitäten Bloomington Indiana/USA und Zürich. Der Bachmann-Jury gehört sie seit 2009 an.

Michael Wiederstein (neu dabei)

Er lebt als Publizist in Zürich. Er ist neues Jurymitglied und ersetzt Jury Steiner.

Die Autoren und die Texte

Karin Peschka – Wiener Kindl (Romanauszug)

Karin Peschka wuchs in Oberösterreich auf, ist Mutter eines erwachsenen Sohnes. Sie übte verschiedene berufliche Tätigkeiten aus, beispielsweise Sozialarbeit, Onlineredaktion und Projektmanagement. Seit 2014 ist sie freie Autorin. Sie liest auf Einladung von Stefan Gmünder.

Die Zivilisation bricht zusammen und nur ein Kind und Hunde überleben! ‚Das Dschungelbuch‘ in Wien, nachdem alles zusammenbrach.

Björn Treber – Weintrieb

Björn Treber studierte Germanistik und schreibt Lyrik, Prosa und Dramen. Derzeit arbeitet er an einer längeren Prosaarbeit. Seine ersten Texte veröffentlichte er in den ‚manuskripten‘. Er liest auf Einladung von Stefan Gmünder.

Die Schilderung eine Begräbnisses. Und damit einhergehend, die Schilderung der Menschen, die bei diesem Begräbnis zugegen sind.

John Wray – Madrigal

John Wray alias John Henderson wuchs in den USA auf. Nach dem Abbruch eines Biologiestudiums lebte er von Gelegenheitsjobs. Seit Beginn des Jahrtausends ist er freier Schriftsteller und veröffentlichte mehrere Romane. Er liest auf Einladung von Sandra Kegel.

Zwei Geschwister, die beide AutorInnen sind. Eine der beiden hat eine Schreibbklockade und muss Psychopharmaka einnehmen. Das und noch viel mehr. Eine Geschichte die von einer zur nächsten mäandert.

Noemi Schneider – Fifty Shades of Gray

Noemi Schneider studierte an der Hochschule für Fernsehen und Film München Regie im Bereich Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik. Sie arbeitet sie als freie Autorin für Deutschlandfunk Kultur. Nebenbei schreibt sie Kurzgeschichten, Artikel, Reportagen und Essays, für die sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Sie liest auf Einladung von Hubert Winkels.

Zwei Freundinnen auf Urlaubsreise – die eigentlich eine Flucht ist – in Spanien. Sie shoppen, machen klischeehafte touristische Dinge. Eine Metapher über Dekadenz der westlichen Welt und der Situation der Menschen, die ihre Heimat für immer verlassen müssen.

Daniel Goetzsch – Der Name (Romanauszug)

Daniel Goetsch studierte Rechtswissenschaft, hat bereits mehrere Romane, Theaterstücke und Hörspiele verfasst. Er wurde bereits mehrmals mit Preisen und Auszeichnungen bedacht und lebt seit 2004 als freiberuflicher Autor in Berlin. Er liest auf Einladung von Hildegard E. Keller. 

Der Text handelt von Maxim, einem Deutschen, der nach dem 2. Weltkrieg nun als Amerikaner in Wiesbaden stationiert ist. Eine Geschichte, die Deutschland kurz nach dem zweiten Weltkrieg aus der Sicht eines aus Deutschland emigrierten Soldaten beschreibt, der nunmehr amerikanischer Staatsbürger ist.

Ferdinand Schmalz – mein lieblingstier heißt winter

Ferdinand Schmalz studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Er erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen. Sein Stück ‚dosenfleisch‘ wurde im Juni 2015 zur Eröffnung der Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin in einer Inszenierung des Wiener Burgtheaters uraufgeführt. Er liest auf Einladung von Sandra Kegel.

Doktor Schauer möchte nicht mehr leben, da er an einer Krebserkrankung leidet, und der Lebensmittellieferant Herr Schlicht – der Eismann – soll ihm helfen, seinem Leben ein Ende zu setzen. Und um den Feuerwerker Fabian, der den Tod als solches nicht als etwas Natürliches hinnehmen will.

Barbi Makovic – Die Mieter

Barbi Makovic studierte Germanistik. 2009 sorgte sie mit einem Thomas Bernhard-Remix-Roman ‚Ausgehen‘ für Aufmerksamkeit. In den Jahren 2011 und 2012 war sie Stadtschreiberin in Graz, die Ergebnisse dieser Jahre erschienen 2012 als „Graz, Alexanderplatz“. Auch sie wurde mehrmals ausgezeichnet. Sie liest auf Einladung von Klaus Kastberger.

Marta und Evi sind Geschwister. Marta hat vor längerer Zeit die Wohnung verlassen. Jetzt, wo alle anderen Bewohner auf ungeklärte Weise umgekommen sind, kommt sie zurück zur Wohnung und zu Evi. Der Besitzer der Immobilie ist Gerhard. Eine Geschichte, in der die Wohnung als Metapher für einen Staat fungiert. Die Wohnung besitzt die Menschen und nicht umgekehrt.

Verena Dürr – Memorabilia

Verena Dürr ist Autorin, Musikerin und Küchenhilfe. Sie studierte medienübergreifende Kunst, war bereits in verschiedenen künstlerischen Bereichen unterwegs – u.a. Video, Performance und Objekt. Allerdings konzentrierte sie ihr Schaffen zunehmend auf das Schreiben und die Musik. Sie liest auf Einladung von Klaus Kastberger.

Es geht in diesem Text um Gegenstände, die einen Kulturwert haben, somit dem normalen Warenkreislauf entzogen sind und dadurch zu hohem Wert gelangen. Alles hat in diesem Text einen Wert. Und zwar ausschließlich einen monetären Wert.

Jackie Thomae – Cleanster

Sie begann mit dem Schreiben von Plattenkritiken für Szene- und Stadtmagazine, danach schrieb sie Texte, Sketche und Moderationen und arbeitete unter anderem als Ghostwriterin. 2015 erschien ihr erster Roman ‚Momente der Klarheit‘. Ihr zweiter Roman wird 2018 erscheinen. Sie liest auf Einladung von Hubert Winkels.

Es prallen in diesem Text zwei Welten aufeinander. Auf der anderen Seite eine wohl situierte Frau, der es gut geht, die nach sinnvollen Beschäftigungen sucht und eine Putzhilfe anstellt. Und auf der einen Seite die Putzhilfe, ein Mann, der in einer komplett entgegengesetzten Welt lebt.

Jörg-Uwe Albig – In der Steppe

Jörg-Uwe Albig studierte Musik und Kunst, war Altenpfleger und Redakteur in Hamburg. Außerdem lebte er zwei Jahre als Korrespondent einer deutschen Kunstzeitschrift in Paris. Seit 1993 arbeitet er als Autor und Reporter in Berlin. Er liest auf auf Einladung von Meike Feßmann.

Ein Archäologe, der Fossilien ausgräbt und zeitlich einordnet. In eines dieser alten Dinge – eine alte Kapelle – verliebt sich der Protagonist dieses Textes. Verliebt in die Kapelle St. Maria Magdalena.

Eckhart Nickel – Hysteria

Eckhart Nickel hat Germanistik und Kunstgeschichte studiert und über Thomas Bernhard promoviert. Er arbeitete als Buchhändler und Journalist. Er war Mitglied des Popliterarischen Quintetts ‚Tristesse Royale‘ und von 2004 bis 2006 Chefredakteur des Literaturmagazins ‚DER FREUND‘. Auch Juror war er bereits, und zwar beim Clemens-Brentano-Preis. Er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Er liest auf Einladung von Michael Wiederstein.

Ein Mann möchte Himbeeren auf einem Biomarkt kaufen, die Beeren empfindet er als anders als sonst, gar als bedrohlich. Er bekommt eine Panik-Attacke und flieht. Dabei gerät er in eine Zeitschneise. Zwischen Vergangenheit und Zukunft plagen ihn Auflösungserscheinungen.

Gianna Molinari – Loses Mappe

Sie studierte von 2009 bis 2012 Literarisches Schreiben und Neuere Deutsche Literatur. Sie ist Mitgründerin der Kunstaktionsgruppe ‚Literatur für das, was passiert‘. Sie liest auf Einladung von Hildegard E. Keller.

In diesem Text geht es um zwei Wachmenschen, die nicht mitbekommen, dass ein Verbrechen geschieht. Aber nicht nur sie. Niemand bekommt es mit. Und niemand weiß was geschah oder wer der Mensch war, der betroffen war.

Maxi Obexer – Europas längster Sommer

Maxi Obexer kommt aus Südtirol, ist Theaterautorin und Schriftstellerin. Sie ist Gründerin des Neuen Instituts für Dramatisches Schreiben und studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaften in Wien und Berlin. Gastprofessuren nahm sie u.a. an der Georgetown University, Washington DC, am Dartmouth College NH und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig war. Sie liest auf Einladung von Meike Feßmann.

Eine Italienerin, die nach Deutschland einreist, denkt sich in die Schicksale der Menschen – und die bürokratischen Hürden denen sie ausgesetzt sind – hinein, die nicht aus EU-Ländern kommen und ebenfalls einreisen wollen.

Urs Mannhart – Ein Bier im Banja

Auch Urs Mannhart wurde schon mehrmals veröffentlicht und ausgezeichnet. Er liest auf Einladung von Michael Wiederstein.

Ein Text, der ein patriarchisches System beschreibt, in dem die männlichen Menschen „wilde“ Tiere jagen und Frauen zwar formell besser ausgebildet sind, sich aber um den Haushalt kümmern und die Männer fragen müssen, wenn sie jemanden anrufen mögen.

Die Preise

Ingeborg-Bachmann-Preis: Ferdinand Schmalz – mein lieblingstier heißt winter

Deutschlandfunk-Preis: John Wray – Madrigal

Kelag-Preis: Eckhart Nickel – Hysteria

3sat-Preis: Gianna Molinari – Loses Mappe

BKS-Bank-Publikumspreis: Karin Peschka – Wiener Kindl


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