Feuilletöne – Sendung 226 – Hannah Arendt, Kettcar, Rick & Morty und Tomatin 14 Port

Das letzte Mal steht eine Philosophin in diesem Jahr im Mittelpunkt. Hannah Arendt wird uns in dieser Sendung beschäftigen. Auch diese Philosophin begleitet Herrn Martinsen schon länger. Außerdem geht es um Kettcar und das Album ‚Ich vs Wir‘, um die Serie ‚Rick & Morty‘ und um einen 14-jährigen Tomatin, der in Portfässern gefinisht wurde.

Gelesen

Hannah ArendtVita Activa oder Vom tätigen Leben

Am 14. Oktober 1906 wird Hannah Arendt als Tochter des Ingenieurs Paul Arendt und dessen Frau Martha in Linden – Hannover geboren. Als Arendt drei Jahre alt war zieht die Familie nach Königsberg, wo ihr Vater sehr bald stirbt. Sie wächst in einem sozialdemokratischen jüdisch-assimilierten Elternhaus auf und wird von ihrer Mutter freiheitlich erzogen. In den gebildeten Kreisen Königsbergs war Mädchenbildung selbstverständlich. Sie gehörte keiner religiösen Gemeinschaft an, verstand sich jedoch immer als Jüdin. Im Alter von 14 Jahren las sie Kants ‚Kritik der reinen Vernunft‘, Karl Jaspers’ ‚Psychologie der Weltanschauungen‘ und Søren Kierkegaard. Sie musste die Schule wegen Differenzen mit einem Lehrer verlassen und ging danach erstmal nach Berlin, wo sie ohne formalen Schulabschluss als Gasthörerin Vorlesungen besuchte. 1924 bestand sie als externer Prüfling das Abitur in Königsberg. Im selben Jahr nahm sie ihr Studium an der Universität Marburg auf und studierte ein Jahr lang Philosophie u.a bei Martin Heidegger, Evangelische Theologie sowie Griechisch.

1926 beschloss sie den Studienort zu wechseln und ging zunächst nach Freiburg – wo sie u.a bei Edmund Husserl studierte – und anschließend nach Heidelberg und wurde dort 1928 bei Karl Jaspers nach erfolgreicher Verteidigung ihrer Arbeit ‚Der Liebesbegriff bei Augustin‘ promoviert. Das war der Beginn der Freundschaft mit Karl Jaspers, die bis zu dessen Tod andauern sollte. Schon 1931 ging Arendt davon aus, dass die Nazis an die Regierung kommen würden und wurde erstmals politisch aktiv. 1933 wurde sie verhaftet und kam für acht Tage in Gestapo-Haft. Bereits 1933 vertrat sie die Auffassung, dass das nationalsozialistische Regime aktiv zu bekämpfen sei.

Sie empfand Verachtung für die umgehende und damals noch freiwillige  „Gleichschaltung“ der meisten Intellektuellen. Sie war davon abgestoßen und wollte mit dieser Art von zustimmenden, opportunistischen oder sogar begeisterten Gelehrten nichts zu tun haben. Ebenso war sie von Heideggers NS-Engagement enttäuscht, der ja bereits am 1. Mai 1933 der NSDAP beigetreten war. Noch kurz vor ihrem Tod stellte sie fest: Gerade die Gelehrten hätten hinsichtlich des Nationalsozialismus versagt, als sie sich für das Regime engagierten. Dabei erwartete Arendt gar nicht von jedem aktiven Widerstand. Schon Schweigen erkannte sie als Ablehnung der totalen Herrschaft an.

1933 emigrierte sie zunächst nach Frankreich. In Paris war sie für zionistische Organisationen tätig, die jüdischen Jugendlichen zur Flucht nach Palästina verhalfen. 1937 wurde Arendt die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Anfang Mai 1940 wiesen die französischen Behörden über die Presse große Teile der deutschstämmigen Ausländer an, sich zum Abtransport zu melden. Arendt wurde mit vielen anderen Frauen für eine Woche auf dem Gelände des Buffalo-Stadions untergebracht. Bald darauf wurde sie vier Wochen lang im südfranzösischen Lager Gurs interniert, weil sie als „feindliche Ausländerin“ galt. Nach etwa einem Monat gelang ihr mit wenigen anderen die Flucht. Im Mai 1941 erreichten Arendt, ihr Ehemann und ihre Mutter über Lissabon New York, wo sie bis an ihr Lebensende blieb. 1951 wurde Hannah Arendt Staatsbürgerin der USA. Unter dem Status der Staatenlosigkeit hatte sie sehr gelitten, weil sie ihn als einen Ausschluss aus der menschlichen Gesellschaft ansah. Die Staatsbürgerschaft bedeutete für sie „das Recht, Rechte zu haben.“

1949/50 bereiste Arendt zum ersten mal die Bundesrepublik Deutschland. Sie traf während dieses Aufenthalts zum ersten Mal seit 1933 Karl Jaspers und Martin Heidegger wieder. Eine zweite Reise folgte 1952. Seitdem fuhr sie jedes Jahr für einige Monate nach Europa, besuchte viele Freunde und Verwandte, aber jedes Mal Karl und Gertrud Jaspers. 1961 nahm Arendt als Reporterin der Zeitschrift The New Yorker am Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem teil. Daraus gingen zunächst Reportagen hervor und schließlich eines ihrer bekanntesten Bücher ‚Eichmann in Jerusalem – Ein Bericht von der Banalität des Bösen‘. 1975 erlitt sie in Anwesenheit von Freunden einen zweiten, tödlichen Herzinfarkt in ihrem Arbeitszimmer. Wir sprechen in dieser Folge über Hannah Arendt, ihr Werk, ihre Freundschaften, ihre Politische Theorie und insbesondere über ‚Vita activa oder vom tätigen Leben‘

Das Interview mit Günter Gaus auf YouTube: Zur Person mit Hannah Arendt

Gehört

Kettcar – Ich vs Wir

Kettcar wurde 2001 in Hamburg gegründet, es folgte die EP ‚Solange die dicke Frau noch singt, ist die Oper nicht zu Ende‘, die zum freien Download auf der Bandhomepage angeboten wurde. Da sich für das Debütalbum ‚Du und wieviel von deinen Freunden‘ kein Label fand, gründeten Marcus Wiebusch, Reimer Bustorff zusammen mit Thees Uhlmann von Tomte Grand Hotel van Cleef (GHvC). Dort erschien das erste Album der Band im Jahr 2002. ‚Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen‘ folgte 2005, und war der kommerzielle Durchbruch Kettcars. 2008 erschien ‚Sylt‘ und 2012 ‚Namen Zwischen den Runde‘. 2017 erschien nach 5-jähriger Pause ‚Sommer ’89 (Er schnitt Löcher in den Zaun)‘. Das fünfte Album ‚Ich vs. Wir‘ erschien ebenfalls in diesem Jahr. Wir haben es gehört und sprechen darüber.

Gesehen

Rick & MortyStaffel 1 (IMDb)

Rick and Morty ist eine US-amerikanische Zeichentrickserie von Justin Roiland und Dan Harmon. 2013 konnte man sie in den USA zum ersten Mal sehen, ein Jahr später folgte die Ausstrahlung auch in Deutschland. Es geht um den alkoholabhängigen, aber genialen Wissenschaftler Rick und seinen Enkel Morty, die Abenteuer in anderen Dimensionen erleben. Von Kritikern und Zuschauern wurde die Serie gelobt.

Rick Sanchez ist ein alter durchgeknallter Wissenschaftler, der seit kurzem bei der Familie seiner Tochter Beth wohnt. Die meiste Zeit verbringt er zum Leidwesen von Beth und Jerry mit seinem Enkel Morty. Und so machen sich die beiden auf den Weg zu gefährlichen und ausgefallenen Reisen durch den gesamten Kosmos und in Parallelwelten. Jerry fürchtet, dass Rick einen schlechten Einfluss auf Morty hat, daher kommt es zu Konflikten in der ohnehin brüchigen Ehe mit Beth, die mit ihrer derzeitigen Lebenssituation nicht im Einklang ist.

Verkostet

Tomatin 14 Port

Tomatin ist eine Destillerie, die überraschenderweise im Ort Tomatin zu finden ist, welcher im Nordwesten der schottischen Highlands liegt. 1897 wurde die Brennerei fertiggestellt. 1906 ging sie aber schon wieder bankrott, wurde dann 1909 wieder eröffnet. 1974 wurde die eigene Mälzerei stillgelegt. Seitdem wird das Malz von den Glen Ord Maltings bezogen. Zum damaligen Zeitpunkt war Tomatin die größte schottische Destillerie mit einem Jahresausstoß von 12 Millionen Liter Alkohol. 1985 ging man dann erneut insolvent und wurde 1986 von den japanischen Kapitalgebern übernommen, die zusätzliche neun Brennblasen einbauen ließen. Gemessen am Ausstoß, gehört sie heute zu den „Top-Ten-Brennereien“ Schottlands, also zu den Großen. Wir haben den 14-jährigen verkostet, der in Portfässern gefinisht wurde.


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