Feuilletöne – Sendung 277- Edvard Grieg Special und Kilkerran 12

Das erste Special dieses Jahres. Wir feiern den 175. Geburtstag von Edvard Grieg! Wir wollen in dieser Sendung u. a. zeigen, dass Grieg mehr war und ist als diese hoch und runter gedudelte Peer Gynt Suite. Er war viel mehr als das!

Außerdem: Nicht vergessen, abzustimmen!
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Edvard Grieg

Biographie

Edvard Hagerup Grieg wurde 1843 in Bergen in Norwegen geboren. Er war Pianist und Komponist. Sein Vater Alexander Grieg war Kaufmann und britischer Konsul in Bergen. Er führte den von seinem aus Schottland eingewanderten Großvater 1779 gegründeten Fischhandel fort. Seine Mutter Gesine wurde von ihren Eltern zur Ausbildung in das damals zu Dänemark gehörende Altona – heute Stadtteil von Hamburg – geschickt. Sie trat in Bergen als Pianistin und Dichterin auf und zählte zu den angesehensten Klavierlehrerinnen der Stadt. Sie veranstaltete in ihrem Haus allwöchentliche Kammermusikabende, bei denen neben Instrumentalwerken auch Teile aus Opern aufgeführt wurden. Grieg misst den hier gewonnen Eindrücken eine entscheidende Bedeutung für seinen musikalischen Werdegang zu. Grieg: „So vermochte ich, wenn es mir als kleinem Jungen erlaubt war, zu einem Begräbnis zu gehen oder einer Auktion beizuwohnen, ganz genau zu berichten, welchen Eindruck der Vorgang auf mich gemacht hatte. Wenn man mir untersagt hätte, diesen kindlichen Instinkten nachzugehen, wer weiß, ob meine Phantasie nicht unterdrückt und in eine andere Richtung getrieben worden wäre, die meiner wahren Natur fremd war.“ Ab dem sechsten Lebensjahr erhielt er von der Mutter regelmäßigen Klavierunterricht. Mit neun Jahren begann er erste eigene Kompositionen zu entwerfen. Seine Schulzeit verlief eher unschön. Nach der Grundschule absolvierte er die Realschule, eine an neuen Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften ausgerichtete Schule, welche dem musisch veranlagten Grieg überhaupt nicht entgegenkam. Seinem Interesse an Musik und Komposition begegneten die Lehrer teilweise mit Spott und Zynismus. Grieg sagte im Jahre 1903 zu seiner Schulzeit folgendes: „Seine Rauheit, seine Kälte, sein Materialismus – alles das war für meine Natur so abschreckend.“ Der Besuch und die positive Beurteilung des jungen Grieg durch Ole Bull – einem damals bekannten norwegischen Geiger – führten schließlich zu Griegs Studium am Konservatorium in Leipzig. Dort studierte er von 1858 bis 1862. Auch seine Studienzeit in Leipzig beschrieb Grieg später eher kritisch. Er habe nach eigenen Angaben in dem uninspirierenden und konservativem Unterricht kaum etwas gelernt und auch seine Mängel in der Klaviertechnik seien teils auf die am Konservatorium üblichen Unterrichtsmethoden zurückzuführen. Er habe nur stumpfsinnig Etüden üben müssen. Mit Werken modernerer Komponisten sei er nicht vertraut gemacht worden. Auch der Harmonieunterricht war ihm zu konservativ. Die Lehrer am Konservatorium kritisierten u. a. den anzutreffenden starken Hang zu chromatischer Gestaltung in seinen Kompositionen. Ein 1861 von Grieg komponiertes Streichquartett wurde aus dem Programm eines öffentlichen Konzerts genommen weil es als zu futuristisch galt. 1863 übersiedelte er nach Kopenhagen. 1864 gründete er zusammen mit einigen anderen in Kopenhagen die Konzertgesellschaft Euterpe zur Pflege neuer skandinavischer Musik. 1867 heiratete er in Kopenhagen seine Cousine Nina Hagerup. Franz Liszt war überzeugt von Griegs Violin-Sonaten und verschaffte Grieg ein Reisestipendium für einen Aufenthalt in Rom, wo er auch Liszt erstmals begegnete.
Ab 1874 lebte er als freischaffender Komponist teils in Bergen, teils in Oslo, teils in Lofthus am Sørfjord. Im Herbst 1875 starben kurz hintereinander beide Eltern – er verarbeitete dies musikalisch in der Ballade g-Moll op. 24 für Klavier. Er unternahm jetzt Reisen durch ganz Europa als Pianist und Dirigent. Oft begleitete er dabei seine Frau, die Sopranistin war. Von 1880 bis 1882 war Grieg Dirigent des Orchesters der Musikgesellschaft ‚Harmonie‘ in Bergen. Wahrend eines Besuches in England im Jahre 1888 lernte Grieg den reformatorisch-antitrinitarischen Unitarismus kennen und bekannte sich seitdem selbst als Unitarier. 1885 bezog Grieg das Haus ‚Troldhaugen‘ südlich von Bergen. Heute befindet sich dort das Grieg-Museum.
Im Rahmen der Dreyfus-Affäre lehnte Grieg 1899 in einer öffentlichen Erklärung die Einladung eines Konzerts mit der Begründung ab, er könne wegen der Affäre und der damit praktizierten Verachtung von Gesetz und Rechtsprechung nicht nach Frankreich reisen. Grieg: „Indem ich Ihnen für Ihre gütige Einladung bestens danke, bedauere ich, dass ich mich nach dem Ausgang des Dreyfus-Prozesses jetzt nicht entschließen kann, nach Frankreich zu kommen. Wie alle Nicht-Franzosen bin ich empört über die Ungerechtigkeit in Ihrem Lande und daher nicht imstande, in irgendwelche Beziehungen zu dem französischen Publikum zu treten. Verzeihen Sie mir, dass ich so fühle, und versuchen Sie, meine Gefühle zu verstehen.“
Darauf erhielt er teilweise antisemitisch gefärbte Schmäh- und Drohbriefe. 1903 nahm er eine neuerliche Einladung nach Frankreich an. Beim Konzert im Pariser Théâtre du Châtelet musste Grieg ein Pfeifkonzert des französischen Publikums über sich ergehen lassen. Edvard Grieg und seine Frau Nina waren mit Peter Tschaikowski und Johannes Brahms befreundet. Außerdem traf Grieg unter anderem Max Bruch, Clara Schumann und Franz Liszt. Gegen Ende seines Lebens setzte sich Grieg vermehrt mit zeitgenössischer Musik auseinander. Er pries die Lieder Hugo Wolfs, studierte die 5. Sinfonie von Gustav Mahler und kommentierte die Werke von Max Reger, Richard Strauss und Carl Nielsen. Edvard Grieg starb am 4. September 1907 in Bergen an einem Lungenemphysem.

Musik

Musikalisch vermengte Grieg Elemente der norwegischen Volksmusik mit den Errungenschaften der Spätromantik. Seine Harmonik war stilprägend für den Impressionismus und ist in einigen Kompositionen wie etwa ‚Klokkeklang‘ aus dem Zyklus der Lyrischen Stücke op. 54 von einzigartiger Radikalität. Ebenfalls diesbezüglich herausragend ist das Streichquartett in g-Moll op. 27.
Des Weiteren schrieb Grieg Stücke für Chor und Lieder. Als Höhepunkt der Lieder gilt der Zyklus ‚Haugtussa‘ nach Texten von Arne Garborg. Und so zeigt sich der Einfluss Griegs in den Werken der nachfolgenden Komponistengeneration auf vielfältige Weise. Ganz deutlich wird Griegs Nachwirkung in den Streichquartetten von Claude Debussy und Carl Nielsen. Letzterer widmete Grieg gar eines. Außerdem beeinflusste er u.a. Frederick Delius, Maurice Ravel, Sergej Rachmaninow, Dmitrij Schostakowitsch und Béla Bartók.

In dieser Sendung u.a. erwähnte Werke:

Klavierkonzert Nr. 1 in e-Moll

Peer GyntSchauspielmusik und Suite

Lyrische Stücke – hier besonders op. 54 – sowohl Klavier als auch die Orchesterfassung

Streichquartett in g-Moll op. 27

Liedzyklus ‚Haugtussa‘

Verkostet

Kilkerran 12

Die Destillerie heißt eigentlich Glengyle und entstand als eine Abspaltung  der Springbank-Destillerie. Als Anfang des 20. Jahrhunderts die Whiskybranche von der wirtschaftlichen Depression und der Prohibition in den USA getroffen wurde, musste in der Folge diese Destillerie wegen der schlecht laufenden Geschäfte 1919 an West Highland Malt verkauft werden. Nur kurze Zeit später wechselte die Brennerei erneut den Besitzer. Dieser fuhr die Produktion der Brennerei nur ein Jahr später herunter und verkaufte die Restbestände des Whiskys. Ein Versuch die Brennerei wieder zu eröffnen wurde aufgegeben als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Ein zweiter Versuch der Wiederbelebung in den 50er Jahren schlug ebenfalls fehl. Im Jahr 2000 gelang schließlich die Neugründung durch Mitchell’s Glengyle Ltd. Die relativ gut erhaltenen Gebäude, die zwischendurch als landwirtschaftliches Warenlager gedient hatten, wurden renoviert und wieder zu einer Brennerei ausgebaut. Glengyle ist durch die Neugründung jetzt wieder mit Springbank verbunden, wird aber als separate Firma geführt. Die Produktion begann 2004 mit der Herstellung des ersten New Make. Die Brennerei produziert nur zwei Monate im Jahr, was einer Jahresproduktion von ca. 60.000 Litern entspricht. Die Brennerei war die erste, die nach der Jahrtausendwende in Schottland (wieder)eröffnet wurde. 2007 wurde ein Whisky namens Kilkerran abgefüllt. Der Whisky der Glengyle-Brennerei trägt deswegen nicht den Namen der Brennerei, weil es zum einen Tradition in der Region Campbeltown ist Whiskies nicht mit einem ‚Glen‘ im Namen zu versehen und zum anderen konnten schlicht die Namensrechte nicht erworben werden. Es existiert bereits ein Vatted Malt, der ebenfalls Glengyle heißt. Wir haben den 12-jährigen verkostet, der mit 46% abgefüllt wird, nicht gefärbt und nicht kühgefiltert ist. Mitterweile gibt es auch einen 8-jährigen Cask Strength, also einen Single Malt der in Fassstärke abgefüllt wird.


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