Gerhard Henschel, Angie McMahon, Shannon Lay und Roxy Music

Wir sind zurück aus unserer traditionellen Sommerpause! Na ja, fast. Denn nur einer ist zurück: Herr Martinsen ist zurück. Frau Eichler wird in ein paar Wochen wieder hinzustoßen. Aber erstmal gibt es eine neue Sendung! Und zwar Episode 309! Hurra! Herr Martinsen las ‚Bildungsroman‘ von Gerhard Henschel, hörte ‚Salt‘ von Angie McMahon, ‚August‘ von Shannon Lay und ‚Manifesto‘ von Roxy Music. Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen, deswegen gibt es vorläufig kein ‚Gesehen‘ und auch kein ‚Verkostet‘. Dafür eben drei Alben pro Sendung! Wird Herr Martinsen seinen ersten Soloauftritt hinbekommen? Geht das überhaupt? Ihr dürft gespannt sein.

Gelesen

Gerhard Henschel – Bildungsroman (Hoffman und Campe)

Gerhard Henschel wurde 1962 geboren und lebt heute als freier Schriftsteller in der Nähe von Hamburg. Sein Briefroman ‘Die Liebenden’ aus dem Jahre 2002 begeisterte die KritikerInnen ebenso wie die Abenteuer seines Erzählers Martin Schlosser, um die es heute mal wieder gehen soll und von denen heute der nächste Band an der Reihe ist, nämlich ‘Bildungsroman’. Wir besprachen die ersten Romane dieser Reihe bereits in Episode 286, 291, 298 und 301. Nach ‘Kindheitsroman’, ‘Jugendroman’, ‘Liebesroman’ und ‚Abenteuerroman‘ also jetzt der fünfte Streich.

Wir schreiben mittlerweile das Jahr 1983. Helmut Kohl regiert also mittlerweile, die Grünen ziehen in den Bundestag ein, der Stern veröffentlicht ‚Hitlers Tagebücher‘ und Martin Schlosser wird Student in Bielefeld. Er entscheidet sich für ein Studium der Germanistik, Soziologie und Philosophie. Einer Karriere als Taxifahrer steht also nichts im Wege. Doch das Studentenleben hat er sich natürlich viel lustiger vorgestellt, als es dann letztlich war. Er verbringt mehr Zeit in der Uni-Cafeteria als in Vorlesungen, lässt sich treiben und verliebt sich natürlich auch mal wieder unglücklich. Schließlich zieht er ins lebendige Berlin und stürzt sich selbstverständlich Hals über Kopf in eine Affäre, wie sollte es auch anders sein?

Gehört

Angie McMahon – Salt

Angie McMahon ist eine australische Singer-Songwriterin und Gitarristin aus Melbourne.

McMahon war zunächst Mitglied in einer neunköpfigen Soul-Band namens ‚The Fabric‘, bevor sie ihre Solokarriere begann. Sie gewann den Telstra-Wettbewerb im Jahr 2013 und durfte dadurch Support für Bon Jovi im australischen Teil der ‚because we can‘-Tour sein. Im Jahr 2017 gewann McMahon den Josh Pyke Partnership und veröffentlichte im selben Jahr ihre Debütsingle ‚Slow Mover‘. Im Jahr 2019 veröffentlichte sie nun das Debütalbum ‚Salt‘, um das es es in dieser Sendung gehen wird.

Viele Songs auf diesem Album handeln von Beziehungen. Und das ist deswegen so spannend, weil die Art und Weise, wie die Interpretin sich lyrisch und zum Teil auch lautstark ausdrückt, eine frische, nachdenkliche und neue persönliche Form der Auseinandersetzung mit diesem Thema sind.

Die zehn Songs führen zu einem abschließenden siebenminütigen Song ‚If You Call‘, in dem McMahon das Motto des Albums ungefähr so umschreibt: „Ich mache es mir zur Gewohnheit, auf das Vergangene zurückzublicken und mir zu wünschen, ich hätte es besser gemacht“. Dazu pfeift sie und setzt ihre Worte gegen den rauen Gitarrenklang.

Wohin Angie McMahon sich von diesem Punkt aus musikalisch noch bewegt, und ob überhaupt, das weiß man nicht. Aber dieses Album ist ein so guter Anfang, dass es immerhin für die Feuilletöne reichte. Ob es auch für ein ‚rennt‘ reicht, das erfahrt ihr in dieser Sendung.

Shannon Lay – August

Shannon Lay kommt aus Redondo Beach in Kalifornien, südlich von Los Angeles. Alles begann, als sie mit 13 Jahren anfing, Gitarrenunterricht zu nehmen und erst die Backstreet Boys, dann die Beatles und schließlich Neil Young hörte. Am Ende entdeckte sie dann die Musik von Ben Kweller. Natürlich hat sie auch eine anständige Indie-Sozialisation hinter sich, wie es sich für eine gitarrenspielende Künstlerin aus den USA gehört, deswegen zog sie nach der High School erstmal nach Hollywood und schloss sich natürlich einer Indie-Rock-Band an.

Oft verbringt sie Stunden am Tag damit, einfach nur Gitarre zu spielen und sich selbst herauszufordern, besser zu werden.

Der Name des Albums bezieht sich auf den August des Jahres 2017, in dem Shannon Lay ihren Job kündigte und seitdem widmet sie sich ausschließlich der Musik. Dies war eine Befreiung für sie, und dieses Gefühl möchte sie mit diesem Album an ihre ZuhörerInnen weitergeben. Lay ist vielleicht eine der entspanntesten KünstlerInnen, denen man zuhören kann.

Shannon Lay: „Jeder ist zu so viel fähig, aber wir neigen dazu, uns selbst in die Quere zu kommen.“

Das Album wurde größtenteils in drei Monaten während ihrer erster Solo Tour geschrieben. Die meisten Songs auf diesem Album sind maximal drei Minuten lang. Das Album wurde von ihrem langjährigen Freund Ty Segall in seinem Homestudio aufgenommen.

Shannon Lay arbeitet ein bisschen wie Leonard Cohen, also „Poem first, music second.“ Oft sind es nur einzelne Sätze, die die Kalifornierin irgendwo aufschnappt und aus denen dann Texte für ihre Songs werden. Erst danach ergänzt sie die akustische Gitarre.

‚August‘ ist das zweite Album der Künstlerin. Und das hat es in sich.

Roxy MusicManifesto

Roxy Music ist eine englische Band, die 1970 von Bryan Ferry – dem Sänger und Songschreiber der Band – und dem Bassgitarristen Graham Simpson gegründet wurde. Neben Ferry waren Phil Manzanera (Gitarre), Andy Mackay (Saxophon und Oboe) und Paul Thompson (Schlagzeug und Percussion) langjährige Mitgleider der Band. Weitere Mitglieder waren Brian Eno (Synthesizer), Eddie Jobson (Synthesizer und Violine) und John Gustafson (Bass). 2001 kamen sie für eine Tournee wieder zusammen, um sich im Jahr 2011 endgültig zu trennen.

Roxy Music wurde in den 1970er Jahren zunächst in Europa und Australien populär. Dieser Erfolg begann mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum ‚Roxy Music‘ im Jahr 1972. Die Band leistete Pionierarbeit für musikalisch anspruchsvollere Elemente des Glam-Rock und beeinflusste maßgeblich die frühe Punk-Musik. Die Gruppe zeichnete sich aber auch durch ihre visuelle Raffinesse aus, indem sie sich mit Mode beschäftigte. Ferry und Eno begannen anschließend erfolgreiche Solokarrieren. Eno wurde zu einem der bedeutendsten britischen Schallplattenproduzenten des späten 20. Jahrhunderts.

Insgesamt veröffentlichte die Band acht Studioalben. Zwischen 1975 und 1979 machte die Band erstmal eine Pause, es folgten anschließend noch drei weitere Alben. Das letzte Studioalbum der Band war ‚Avalon‘ aus dem Jahr 1982, was in den USA mit Platin ausgezeichnet wurde. 2005 begann die Band zwar mit der Aufnahme eines neuen Studioalbums, das insgesamt ihr neuntes gewesen wäre, und ihr erstes seit 1973 mit Brian Eno, der sogar zwei Songs für das vermeintliche Album schrieb und auch die Keyboards spielte, aber Bryan Ferry entschloss sich schließlich, dass Material aus diesen Sessions als Soloalbum zu veröffentlichen. Das Album wurde dann tatsächlich als Soloalbum von Bryan Ferry unter dem Namen ‚Olympia‘ veröffentlicht. Darauf sind neben vielen anderen MusikerInnen auch Eno, Manzanera und Mackay zu hören. Bryan Ferry engagierte in der Vergangenheit immer wieder Mitglieder von Roxy Music für seine Solo-Veröffentlichungen als Session-Musiker.

Im Jahr 2019 wurden Roxy Music schließlich in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

Hier soll es um ‚Manifesto‘ gehen, es ist das sechste Studioalbum der Band. Es wurde im März 1979 veröffentlicht.

Nach einer fast vierjährigen Aufnahmepause war ‚Manifesto‘ das erste Studioalbum von Roxy Music seit dem 1975er-Album ‚Siren‘. Die erste Single von Manifesto war ‚Trash‘, die es allerdings nur gerade so in die Top 40 des Vereinigten Königreichs schaffte. Die zweite Single hingegen, nämlich ‚Dance Away‘, brachte die Band in die Top 3 der Britischen Charts. Es wurde einer der größten Hits der Band. Der Song wurde auch als Maxi mit einer Laufzeit von sechseinhalb Minuten veröffentlicht. Maxi war ein Format, was gerade begonnen hatte, sich zu etablieren, es war eine längere Version des ursprünglichen Titels, die auf einer normal großen LP Platz fand, aber mit 45 rpm abgespielt wurde. Die dritte Single des Albums war eine neu aufgenommene Version von ‚Angel Eyes‘, die weitaus elektronischer und discoiger war als die Album-Version. Diese Single erreichte die Top 5 in Großbritannien.

Das Album selbst erreichte Platz 7. Das Cover-Design, das verschiedene Mannequins enthielt – ein Konzept, was auch für die Cover der Singles des Albums verwendet wurde – wurde von Bryan Ferry, Modedesigner Antony Price und der amerikanischen Schauspielerin Hilary Thompson erstellt. Die Typografie des Covers sowie der Titel des Albums wurden von der ersten Ausgabe des Literaturmagazins ‚Blast‘ von Wyndham Lewis inspiriert.


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